Doping: McLaren zweifelt an Reformwillen des Sports

McLaren vom "fortwährenden Leugnen" Russlands enttäuscht
Berlin (SID) - WADA-Sonderermittler Richard McLaren hat fast ein Jahr nach Vorlage seines ersten Berichts zum russischen Dopingskandal erneut Zweifel am Reformwillen des internationalen Sports geäußert. "Es ist einfacher wegzuschauen, als damit umzugehen. Das ist sicher eine Hauptmotivation", sagte der Kanadier im Aktuellen Sportstudio des ZDF.
Konkret benannte der Rechtsprofessor das Internationale Olympische Komitee (IOC), die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA), die internationalen Sportverbände und einige nationale olympische Komitees. "Sie alle scheinen aus unterschiedlichen Gründen kein so starkes Verlangen zu haben, die Sportler zu schützen und Transparenz zu schaffen", sagte McLaren: "Sie scheinen nicht den Willen zu haben, das Problem anzupacken."
McLaren hatte in seinen beiden Berichten institutionell gestütztes Doping in Russland bewiesen. Insgesamt seien in der Zeit von 2011 bis 2015 über 1000 Sportler an dem Programm beteiligt gewesen. Das IOC hatte nach dem ersten McLaren-Bericht zwei Kommissionen eingesetzt, die derzeit die Untersuchungen auswerten. Wann diese ihre Ermittlungen abschließen werden, ist noch offen.
McLaren betonte, dass er seine Erkenntnisse für gerichtsfest halte. "Ich weiß, dass das IOC sagt: Das reicht nicht, das seien nur Beschuldigungen", betonte er: "Das gehört zu den Gründen, warum ich das alles auf eine Webseite hochgeladen habe. Um der Welt zu zeigen, dass das nicht nur Anschuldigungen sind."
Generell sei er auch zu Ermittlungen in anderen Ländern bereit. Allerdings seien im Vorfeld - wie im Fall Russlands - Whistleblower nötig, die konkrete Hinweise geben müssten. "Man kann nicht einfach so loslegen. Man braucht die Leute, die reden. Einfach so jemanden hinschicken und sagen: 'Ermittle mal' - das ist wahrscheinlich nicht möglich und nicht aussichtsreich", sagte er.