Hanning nennt "Maßnahmen zur Rettung des deutschen Sports"

Handballfunktionär Bob Hanning hat dem deutschen Sportsystem ein vernichtendes Zeugnis ausgestellt und schlägt konkrete "Sofortmaßnahmen" vor.
"Desaster", "traurig", "krank": Handballfunktionär Bob Hanning hat dem deutschen Sportsystem ein vernichtendes Zeugnis ausgestellt und schlägt konkrete "Sofortmaßnahmen zur Rettung des deutschen Sports" vor. "Wir müssen den deutschen Spitzensport neu denken. Und zwar jetzt!", schrieb Hanning in einem Gastbeitrag der Berliner Morgenpost (Mittwochausgabe). Man brauche "neuen Mut und neue Ideen. Es bedarf klarer Entscheidungen mit klaren Konsequenzen."
Mehr Geld für den Sportstättenbau, bessere Strukturen an der Spitze, mehr Schulsport und Olympische Spiele als "Leuchtturmprojekt": Der Geschäftsführer des Europacupsiegers Füchse Berlin nennt in dem Essay vier Eckpunkte für die Erneuerung des Systems. Hanning unterstützt die geplante unabhängige Agentur für Leistungssport ausdrücklich und schlägt für das Konstrukt einen Bundesminister vor, der sich einzig auf den Sport konzentriert.
"Flankiert würde der neue Minister oder die neue Ministerin von einem Gremium an Experten", so Hanning. Fünf erfolgreiche Sportler, "die Strahlkraft und Vorbildfunktion haben" plus fünf Top-Funktionäre, "die über den Tellerrand der eigenen Sportart hinausschauen und top motiviert sind".
Als mögliche Namen nennt Hanning "Menschen wie Dirk Nowitzki, Bastian Schweinsteiger oder Malaika Mihambo" und "Persönlichkeiten wie Christian Seifert, Matthias Sammer und Steffi Jones". Abgerundet würde das Team von zwei Politikern. "Ich bin mir sicher: Innerhalb von vier Wochen gäbe es ein umfassendes Konzept, das binnen vier Jahren umgesetzt und angewendet werden könnte."
Den aktuellen Zustand des Sports in Deutschland beschreibt Hanning mit drastischen Worten. "Das System Spitzensport krankt", schreibt er: "Mängel, wohin man nur schaut." Aktuell lebe der deutsche Spitzensport "seit Jahren mehr von Zufällen als von ausgeklügelten Plänen und Strukturen". Das Potenzialanalysesystem (PotAS) in seiner jetzigen Form sei "ein Desaster und ein weiterer Sargnagel für unseren Sport.(...) Der vor Jahren eingeschlagene Weg, dem DOSB und seinen Verbänden ungesteuert immer mehr Geld in den Rachen zu schieben, ist eine Sackgasse."
Doch Hanning ist sich sicher: "Man kann das deutsche Sportsystem revolutionieren – wenn man es denn will." Die Substanz und das Potenzial in Deutschland seien da. "Davon bin ich überzeugt. Wir müssen über Vorbild führen, für junge Menschen Anker sein, für Ziele einstehen und Werte vermitteln", so Hanning. Den Reformbedarf hat auch die Politik mittlerweile erkannt. "PotAS" soll in den kommenden Monaten und Jahren "weiterentwickelt" werden.