Kanu-Boss Konietzko sieht Einmischung der Politik kritisch

Kanu-Weltverbandspräsident Thomas Konietzko sieht das von Nancy Faeser angedrohte Einreiseverbot für russische und belarussische Sportler kritisch.
Frankfurt am Main (SID) - Kanu-Weltverbandspräsident Thomas Konietzko sieht das von Bundesinnenministerin Nancy Faeser angedrohte Einreiseverbot für russische und belarussische Sportler sehr kritisch. "Es kann nicht sein, dass die Politik und Regierungen bestimmen, wer an welchen Sportveranstaltungen teilnehmen darf", sagte der 59-Jährige bei Münchner Merkur/tz: "Dann setzen wir die Idee der olympischen Bewegung auf lange Zeit aufs Spiel. Und die olympische Idee ist schützenswert."
Der Vorschlag Faesers, die Teilnahme der Russen über Visaerteilung zu steuern, werde sich "in der Realität nur sehr schwer durchsetzen lassen", führte Konietzko aus: "Ich kenne einige russische Sportler, die ihre Schengen-Visen in Ungarn, Spanien oder Griechenland bekommen haben. Wie gehen wir mit solchen Sportlern um, die ein Schengen-Visum haben und nicht auf ein deutsches Visum angewiesen sind?"
Es sei nun an den Verbänden, anhand der Vorgaben des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) "eine glasklare Regelung" zu treffen. Im Kanusport sei es "eindeutig so, dass eine übergroße Mehrheit der Athleten, mit denen ich gesprochen habe, inklusive unserer Athleten-Kommission, für eine Wiederzulassung russischer Sportler unter neutraler Flagge sind", so Konietzko: "Auch zwei Drittel unserer 172 Verbände sehen das so."
Es gebe hierbei "eine Grenze zwischen westeuropäischen Wertvorstellungen und dem Rest der Welt". Selbst unter den Ukrainern gebe es Athleten, "die gegen Russen antreten würden. Da war ich auch überrascht", betonte Konietzko. Im Kanuweltverband ICF solle ein erster Entwurf Ende April diskutiert werden. "Es darf uns kein einziger Fehler unterlaufen und niemand zugelassen werden, der den Krieg unterstützt oder vom Militär abhängig ist", so der deutsche ICF-Präsident.