Nach Eklat im Modernen Fünfkampf: Verfahren gegen Schleu eingestellt
Nach Eklat im Modernen Fünfkampf: Verfahren gegen Schleu und Raisner eingestellt
Nach dem Eklat im Modernen Fünfkampf bei den Olympischen Spielen in Tokio ist das Ermittlungsverfahren gegen Annika Schleu eingestellt worden.
Potsdam (SID) - Nach dem Eklat im Modernen Fünfkampf bei den Olympischen Spielen in Tokio sind die Ermittlungsverfahren gegen Annika Schleu und Bundestrainerin Kim Raisner eingestellt worden. Das teilten am Dienstag die jeweiligen Rechtsanwälte der beiden mit.
Die Staatsanwaltschaft Potsdam habe demnach die Ermittlungsverfahren "wegen angeblicher Verstöße gegen das Tierschutzgesetz" gegen Schleu und wegen "Tierquälerei bzw. Beihilfe zur Tierquälerei" gegen Raisner eingestellt. Laut Schleus Anwälten werde die 31-Jährige 500 Euro an eine gemeinnützige Einrichtung zahlen. Damit werde das Ermittlungsverfahren "endgültig abgeschlossen".
Auch Raisners Anwalt teilte mit, dass das Verfahren "gegen Zahlung eines geringen Geldbetrages" ebenfalls zugunsten einer gemeinnützigen Einrichtung geschlossen werde.
Die Einstellung stelle "weder ein Schuldanerkenntnis seitens Frau Schleu dar noch wurde hierdurch die Schuld unserer Mandantin festgestellt beziehungsweise ein hinreichender Tatverdacht bestätigt", schrieben Schleus Anwälte. Die Mandantin habe sich "in Übereinstimmung mit der Staatsanwaltschaft aus rein verfahrensökonomischen Gründen für eine Einstellung des Ermittlungsverfahrens auf diesem Wege entschieden".
Auch Raisner habe einer Einstellung zugestimmt, der Schuldvorwurf entfalle, "sodass sich unsere Mandantin weiterhin als unschuldig bezeichnen darf". Die 49-Jährige betone, "dass mit der Zustimmung zur Verfahrenseinstellung keinerlei Schuldeingeständnis verbunden ist", hieß es in einer Mitteilung.
Der Deutsche Verband für Modernen Fünfkampf (DVMF) begrüßte die Entscheidung: "Wir freuen uns darüber, dass sowohl Annika Schleu als auch Kim Raisner sich wieder Dingen zuwenden können, die ihnen wichtig sind und dieses Kapitel hinter sich lassen können."
Der Deutsche Tierschutzbund, der im August Strafanzeige gestellt hatte, teilte auf SID-Anfrage mit: "Für den Deutschen Tierschutzbund ist der Vorwurf der Tierquälerei mit der Entscheidung der Potsdamer Staatsanwaltschaft nicht widerlegt." Es sei aber in erster Linie darum gegangen, "eine gesellschaftliche Diskussion über den Umgang mit Pferden im Wettkampfsport anzustoßen. Das ist uns zweifellos gelungen, wie die angekündigten Änderungen im Modus des Modernen Fünfkampfs belegen."
Schleu hatte in Tokio auf Goldkurs gelegen. Beim Springreiten blockte das ihr zugeloste Pferd Saint Boy jedoch ab. Schleu versuchte unter Tränen, das Tier mit Sporen und Gerte zurück in den Parcours zu bringen. Bundestrainerin Raisner animierte ihre Athletin zusätzlich mit umstrittenen Zurufen und einem Faustschlag gegen das Pferd.
Schleu sei weiter "an einer Fortführung der Diskussion zum Schutz von Tieren, speziell Pferden in- und außerhalb des Sports" gelegen, teilten ihre Anwälte mit: "Die weitere Diskussion um den Schutz von Pferden im Sport sollte nicht auf dem Rücken von Frau Schleu ausgetragen werden, sondern innerhalb der zuständigen Verbände fortgesetzt werden."
Der Weltverband UIPM hatte aus dem Vorfall bereits Konsequenzen gezogen und angekündigt, das Springreiten aus dem Programm des Fünfkampfs zu streichen. Nach den Sommerspielen 2024 in Paris soll die Disziplin durch eine neue ersetzt werden.