NS-Verstrickungen: Kein Ausschluss aus der "Hall of Fame"

Die Entscheidung stößt bei der Verkündung in Berlin auch auf Kritik.
Die "Hall of Fame des deutschen Sports" wird vorerst keines ihrer historisch belasteten Mitglieder ausschließen. Das ist das Ergebnis einer umfassenden Untersuchung der entsprechenden Biografien durch eine eigens dafür eingerichtete Expertengruppe aus renommierten Historikerinnen und Historiker. "Es werden auf Grundlage der Informationen, die jetzt zusammengekommen sind, der Jury, das sind die Mitglieder der "Hall of Fame" selbst, kein Ausschlussverfahren vorgelegt. Es wird kein Ausschluss empfohlen, es könnte aber in der Zukunft durchaus sein", sagte Sporthilfe-Vorstandsmitglied Max Hartung dem Sport-Informations-Dienst (SID).
Die Historiker hatten die Sportlerinnen und Sportler der Ruhmeshalle im Auftrag der Träger der Hall of Fame (Sporthilfe, Deutscher Olympischer Sportbund und Verband Deutscher Sportjournalisten) auf ihre NS-Vergangenheit geprüft.
Diskussionen gab es dabei vor allem um drei Mitglieder, wie bei einer Diskussionsrunde zu den Ergebnissen am Montag in Berlin verkündet wurde: Karl Adam, Gustav Schäfer (beide Rudern) und Gustav Kilian (Radsport). Alle drei waren Mitglieder der Hitler-Partei NSDAP, Adam und Schäfer auch in deren paramilitärischer Kampforganisation SA.
Armin Jäger nahm die Entscheidung kritisch auf. Der Historiker, der mit seinem Beitrag in der Süddeutschen Zeitung im März 2024 den Anstoß für die Überprüfung gegeben hatte, monierte unter anderem, dass die Ruhmeshalle weiter "Hall of Fame" heiße. "Benennen Sie das Ding einfach um. Machen Sie daraus etwas anderes, als das was jetzt gerade ist. Machen sie es zu einer Informationsstelle des Sports", forderte er.
Hartung äußerte sich zu dem Vorschlag nach der Veranstaltung zurückhaltend: "Das ist nicht ohne weiteres möglich, da wir natürlich viele großartige Sportlerinnen und Sportler durch die Aufnahme in die "Hall of Fame" geehrt haben. Trotzdem nehmen wir das mit und werden mit den beiden anderen Trägern darüber diskutieren."
Die Sporthilfe hatte die umfassende Aufarbeitung im vergangenen Jahr gemeinsam mit dem DOSB und dem VDS in Auftrag gegeben. Im Fokus standen dabei insbesondere 15 Mitglieder-Porträts, deren Biografien bis in die NS-Zeit hineinreichen. Ziel war es, die Grundwerte der 2006 ins Leben gerufenen Ruhmeshalle zu bewahren. Zu diesem Zweck wurde eine fünfköpfige Expertengruppe ins Leben gerufen.