Mario Götze Aufstieg und Fall eines Supertalentes

Mario Götze Aufstieg und Fall eines SupertalentesMario Götze gilt als Ausnahmetalent. Schon früh steigt er in der Welt des Fußballs hoch hinauf – der Fall ist dafür um so tiefer. Doch wie hat alles angefangen? Wie kam es, dass Mario Götze sich vom Alleskönner und Nationalhelden zum öffentlichen Sorgenkind entwickelte?

Mario Götze wurde am 3. Juni 1992 in Memmingen geboren. Bereits mit drei Jahren begann er mit dem Fußballspielen. Zunächst spielte er beim SC Ronsberg im Landkreis Oberallgäu, nach dem Umzug nach Dortmund beim FC Eintracht Hombruch, wechselte aber dann zu Borussia Dortmund. Dort durchlief er fast alle Nachwuchsabteilungen und erhielt für seine Leistungen die Fritz-Walter-Medaille in Gold in der Altersklasse U-17.

Am 21. November 2009 feierte er mit nur 17 Jahren sein Debüt in der Bundesliga, als er gegen den 1. FSV Mainz 05 in der 88. Spielminute eingewechselt wurde. Zu diesem Zeitpunkt war Götze damit der neuntjüngste eingesetzte Spieler in der Bundesliga. Ein Jahr darauf erzielte er am 29. August 2010 sein erstes Bundesligator gegen den VfB Stuttgart.

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Auch in der Europa-League fiel Mario Götze äußerst positiv auf. Zwei Tore fielen bei seinen Spieleinsätzen. Im Laufe der Saison 2010/11 wurde er zum Stammspieler und zu einem wichtigen Teil der Mannschaft. Da war es nur eine Frage der Zeit, bis ein anderes Team das junge Talent großziehen wollte: Nach der gewonnenen Meisterschaft in der Saison bot der FC Arsenal 40 Millionen Euro für Götze. Der BVB lehnte ab. Doch damit wurde Mario Götze zum teuersten deutschen Spieler der Geschichte.

Götze verlängerte den Vertrag bei Borussia Dortmund bis 2016. Doch so lange blieb er dem BVB nicht erhalten. Er nutzte die Ausstiegsklausel in seinem Vertrag von einer Höhe von 37 Millionen Euro und wechselte zum FC Bayern München. Besonders in der Dortmunder Fanszene stieß diese Entscheidung auf sehr heftige Kritik.

Der damalige BVB-Trainer Jürgen Klopp zeigte sich ebenfalls schockiert: In der 2018 erschienenen Dokumentation „Being Mario Götze“ bestätigte er, dass er den Wechsel als zu früh empfand. Götze hatte beim BVB die Chance, in Ruhe und ohne Druck als Fußballer zu wachsen – bei Bayern wurden nur Top-Leistungen anerkannt. Laut Klopp war Götze zu jung für diesen Druck. Denn er schob sich mit dem Wechsel in den Fokus, schürte Erwartungen an sich selbst, die er aber nicht erfüllen konnte. So begann ein eigens initiierter Teufelskreis.

Beim FC Bayern München schien jedoch alles gut zu laufen -zumindest zu Beginn. Am 24. August 2013 absolvierte er sein erstes Pflichtspiel für Bayern gegen den 1. FC Nürnberg. Mit Bayern feierte er am 22. August 2015 im Alter von 23 Jahren, zwei Monaten und 19 Tagen seinen 100. Bundesliga-Sieg – der jüngste Spieler, dem dies bisher gelang.

Doch Klopps Prognose bewahrheitete sich: Götze kam bei den Bayern nie richtig an, die schwachen Auftritte wurden mehr, die Glanzstunden weniger. Immer öfter nahm das einstige Supertalent auf der Bank Platz, bis ihm Trainer Pep Guardiola offen einen Wechsel empfahl.

Zur Saison 2016/17 kehrte er zu Borussia Dortmund zurück und unterschrieb einen Vierjahresvertrag bis zum 30. Juni 2020. Doch dann machten sich die Auswirkungen des ständigen Leistungsdruckes bemerkbar, die Götze von der Öffentlichkeit und sich selbst auferlegt bekam.

Denn nicht nur in deutschen Vereinen war Mario Götze aktiv. Auch in der Nationalmannschaft machte er Karriere. Im April 2007 stand er das erste Mal im Trikot der deutschen U-15-Auswahl im Freundschaftsspiel gegen die Schweiz auf dem Platz. Daraufhin wurde er in die U-16-, später in die U-17-Auswahl übernommen, bis er am 10. November 2010 das erste Mal für die A-Nationalmannschaft Deutschlands nominiert wurde.

Beim Freundschaftsspiel gegen Schweden wurde er in der 76. Minute eingewechselt und feierte so das jüngste Nationalmannschaftsdebüt seit Uwe Seeler 1954. Am 10. August 2011 stand er das erste Mal in der Startelf der Nationalmannschaft beim Freundschaftsspiel gegen Brasilien und erzielt dort sein erstes Länderspieltor, was ihn zum viertjüngsten Torschützen der Nationalmannschaft machte.

Schließlich wurde Götze vom Bundestrainer Joachim Löw in den Kader der Weltmeisterschaft 2014 berufen. Sein erstes WM-Tor erzielte er am 21. Juni 2014 gegen Ghana. Doch es war ein anderer Treffer, der ihn mit nur 22 Jahren zur Ikone machte. Im WM-Finale gegen Argentinien schoss er als Einwechselspieler in der Verlängerung das 1:0 – und damit den Siegestreffer, den Deutschland zum Weltmeister-Titel führte.

Als jüngster deutscher Siegtorschütze in einem WM-Finale wurde Götze von der FIFA als „Man of the Match“ ausgezeichnet, sein Treffer wurde später zum „Tor des Monats“ und „Tor des Jahres“ gewählt. Außerdem landete der Ausdruck „Götzseidank“ auf Platz drei bei der Wahl zum deutschen Wort des Jahres 2014.

All dies zeigt vor allem eines: Nach diesem Treffer waren die Erwartungen an Mario Götze so hoch wie sonst an keinen deutschen Fußballer. Das Label als Jahrhunderttalent wurde zum Fluch. Denn alle erwarteten Wunder vom jungen Mario Götze, doch die können eben nicht jeden Tag geschehen. Nach der Rückkehr zu Dortmund wurde Ende Februar 2017 bekannt, dass Götze unter eine Myopathie aufgrund einer Stoffwechselstörung leide. Das erkläre seine häufigen Muskelverletzungen und Gewichtsprobleme in der Vergangenheit. Ausgelöst wurde diese Krankheit wahrscheinlich durch die mentale Überbelastung. Denn Mario Götze gönnte sich kaum Pausen, versuchte, seinen Erwartungen und denen der Öffentlichkeit gerecht zu werden. Er überforderte sich selbst.

Aufgrund der Krankheit zog sich Götze erstmal aus der Öffentlichkeit und dem Fußball zurück, um sich zu erholen und zu genesen. Danach wurde er bei Borussia Dortmund immer weniger in Spielen eingesetzt, auch zu Länderspielen der Nationalelf wurde er nicht mehr eingeladen. Dies mündete schließlich in seiner Nichtnominierung zur Weltmeisterschaft 2018 in Russland – ein harter Schlag für Mario Götze.

Besonders zu kämpfen hatte Götze mit dem neuen Trainer für Borussia Dortmund, Peter Stöger. Nicht nur verlor er unter ihm seine Position in der Startelf, er wurde auch immer häufiger ausgewechselt, erst spät eingewechselt oder kam gar nicht zum Einsatz. Stöger kritisierte Götze zudem öffentlich für seine Leistungen. Zur Saison 2018/19 gab es einen erneuten Trainerwechsel. Auch unter Lucien Favre wurde der Umgang mit Götze öffentlich mit großen Interesse beobachtet und diskutiert. Oft wurde er als das „Sorgenkind“ betitelt.

Seit Juni 2020 ist klar, dass Götze in Dortmund keine Zukunft hat. Der Verein gab bekannt, dass der Vertrag de WM-Helden nicht verlängert wird. Anfang Oktober wurde bekannt, dass Götze in die Niederlande wechselt und künftig für Eindhoven spielt.

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