Sexueller Kindesmissbrauch im Sport: Forderung nach mehr Unterstützung für Betroffene
Sexueller Kindesmissbrauch im Sport: Forderung nach mehr Unterstützung für Betroffene
Frankfurt/Main (SID) - Die Vorsitzende der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs, Sabine Andresen, fordert mehr Unterstützung für Betroffene im Sport. "Die Kommission erwartet, dass Verantwortliche im Sport das Recht von heute erwachsenen Betroffenen auf Aufarbeitung anerkennen und umsetzen", sagte Andresen beim 4. Öffentlichen Hearing der Kommission in Berlin.
Fast 100 Menschen haben sich in den vergangenen anderthalb Jahren bei der Kommission gemeldet, um von sexuellem Kindesmissbrauch im Sport zu berichten. Es sei deutlich geworden, "dass Täter und Täterinnen die Gelegenheiten, die der Sport bietet, gezielt ausgenutzt haben", sagte Andresen: "Und Betroffene berichten, wie Täter von Vereinen zum Teil aktiv geschützt wurden und die Taten für sie folgenlos blieben."
DOSB-Vizepräsidentin Petra Tzschoppe erklärte, der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) könne "nicht in jedem Verein vor Ort kontrollieren. Wir können aber mit unserer Haltung und unserer klaren Position als Vorbild wirken - und dann konkrete Forderungen an unsere Mitgliedsorganisationen stellen", sagte Tzschoppe. Maximilian Klein vom Verein Athleten Deutschland sieht bereits "Bewegung" in diesem Bereich, forderte aber dennoch eine "Überwindung von Machtstrukturen und einen flächendeckenden Kulturwandel."
International müssen sich insbesondere im Turnen seit dem Skandal um den US-Teamarzt Larry Nassar, der über 250 Turnerinnen sexuell missbraucht hatte, immer mehr Verbände mit Missbrauchsvorwürfen auseinandersetzen. Laut Andresen gebe es die Probleme jedoch nicht nur im Turnbereich. "Die Sportarten, in denen die Betroffenen aktiv waren, beschränken sich nicht auf einige wenige, sondern zeigen das gesamte Spektrum", hatte Andresen dem Spiegel gesagt.
Zur Enttabuisierung des Themas hofft sie auf Statements von prominenten Sportlern gegen sexualisierte Gewalt. "Das wäre ein ganz wichtiges Signal, weil sie gerade für Jugendliche Vorbilder sein können", sagte Andresen, die zudem an die Verantwortung der Politik appellierte: "Von ihrer Seite muss es ganz klare Bekenntnisse geben."