Vorgezogener Ausstand: Bolls Gänsehaut-Abschied in Düsseldorf

An seinem 44. Geburtstag feierten die Fans das deutsche Tischtennis-Idol stürmisch - doch noch ist seine Laufbahn nicht vorbei.
Begleitet von großen Emotionen hat Deutschlands Tischtennis-Idol Timo Boll an seinem 44. Geburtstag sichtlich bewegt vorgezogen Abschied von seinem Klub Borussia Düsseldorf gefeiert. Bei seinem letzten regulären Bundesliga-Heimspiel für den deutschen Meister nach fast 18 Jahren im Gipfeltreffen mit Pokalsieger TTF Liebherr Ochsenhausen (2:3) überwältigten Beifallsorkane und stehende Ovationen der 1100 Fans in der ausverkauften Halle den EM-Rekordsieger und früheren Weltranglistenersten nach dem letzten Punkt.
Bei seinen sentimentalen Abschiedsworten versagte dem Fahnenträger der deutschen Olympia-Mannschaft von 2016 unter den Augen von Ehefrau Rodelia und mehreren Ehrengästen mitunter fast die Stimme. "Ich hatte lange Angst vor diesem Moment, es tut sehr weh. Aber die vielen tollen schönen Momente sind mehr als nur ein guter Trost", sagte der Publikumsliebling mit schimmernden Augen. "Einen wie Timo wird es nie wieder geben. Ein Superstar, ohne sich als Superstar aufzuführen - voller Respekt und Fairness gegenüber jedermann", sagte Düsseldorfs Manager Andreas Preuß im SID-Gespräch.
Schon bei Bolls ausgedehnter Vorstellung sorgten minutenlanger Beifall für den erfolgreichsten Deutschen der Tischtennis-Geschichte und "Timo, Timo"-Sprechgesänge für Gänsehautmomente. Ein erster Höhepunkt noch vor Bolls Eröffnungsmatch war ein vielstimmiges "Happy Birthday"-Ständchen für das Geburtstagskind. Im Verlauf seiner Spiele gegen Tiago Abiodun (3:1) und Simon Gauzy (0:3) schallten immer wieder neue "Timo, Timo"-Anfeuerungen durch das Rund.
Boll war 2007 von seinem Jugendverein TTV Gönnern nach Düsseldorf gewechselt und prägte bei den Rheinländern eine beispiellose Erfolgsära. "Borussia gehört zu meiner Familie", sagte der Linkshänder einmal über seine Verbundenheit mit dem Rekordmeister.
Mit dem deutschen Branchenführer gewann der vierfache Olympia-Medaillengewinner an der Spitze unterschiedlich zusammengesetzter Teams fünfmal die Champions League, einen ETTU-Cup, 14-mal die deutsche Mannschaftsmeisterschaft und elfmal den deutschen Pokal. In der laufenden Saison bieten sich "Borussia Boll" in den Halbfinals von Bundesliga und Champions League noch neue Titelchancen.
Im Vorjahr hatte Boll nach seiner siebten Olympia-Teilnahme in Paris seine Laufbahn auf internationaler Bühne beendet. Aus Dankbarkeit für jahrelange Unterstützung durch seinen Klub und seine vielen Fans spielt der gebürtige Hesse derzeit noch eine bei allen Auftritten stürmisch gefeierte Abschiedssaison in der Bundesliga.
Bald folgt übrigens Abschied 2.0 für Boll in Düsseldorf: Durch Borussias bereits sichere Play-off-Teilnahme schlägt der ehemalige "China-Schreck" im April noch mindestens ein weiteres Mal vor heimischen Fans auf.