Von Sportlern geehrte Kristina Vogel: "Rollstuhl heißt nicht Friedhof"

Von Sportlern geehrte Kristina Vogel: "Rollstuhl heißt nicht Friedhof"
Erfurt (SID) - "Ich möchte Leuten gerne Mut machen", sagte die 27-Jährige nach ihrer Wahl zur "Besten 2018", einer Auszeichnung von Athleten der Deutschen Sporthilfe. Ein Unfall wie der ihre sei "ein einschneidendes Erlebnis, aber es ist nicht der Weltuntergang. Rollstuhl heißt eben nicht Friedhof, und heißt nicht, ich kann nix mehr machen."
Vogel betonte, sie fühle sich durch ihren schweren Trainingssturz auch irgendwie von einer Last befreit. "Ich kann jetzt einfach mal atmen und neu realisieren, was ich noch so für geile Sachen machen kann", sagte die Erfurterin, und fügte hinzu: "Ich habe alles erreicht, ich habe jeden Kontinent in meinem Pass, ich habe ein superschönes Leben gehabt. Jetzt kann ich mich neu ordnen, der Resetknopf wurde für mich gedrückt."
Vogel berichtete, dass sie zahlreiche Anfragen habe, in Talkshows aufzutreten und auch das Angebot, ein Buch zu schreiben sei an sie herangetragen worden. "Ich muss mal durcharbeiten, worauf ich Lust habe", sagte sie. Es sei jedenfalls "ein schönes Gefühl, dass ich nichts mehr muss. Ich muss niemandem mehr etwas beweisen. Das musste ich auch vorher nicht, aber jetzt weiß ich es endlich."
Vogel, die nach wie vor in einem Berliner Unfallkrankenhaus therapiert wird, aber inzwischen am Wochenende auch einmal nach Hause darf, erzählte überdies von den Eindrücken bei einer Hausbegehung mit ihrem Lebensgefährten Michael Seidenbecher. Das neu gebaute Haus muss durch die Folgen des Trainingsunfalls barrierefrei umgebaut werden. Die Begehung sei "sehr hart" gewesen und "ernüchternd", beschrieb Vogel, da habe sie noch einmal gespürt, "dass es ein extremer Einschnitt ins Leben ist."
Im Krankenhaus sei alles leicht, immer in Reichweite und notfalls könne man auch die Krankenschwester rufen. Dennoch genießt sie die Zeit zu Hause. "Man hat Zeit für sich allein und kann die Akkus aufladen. Es gibt doch wieder positive Energie", sagte Vogel, die sich über ihre berufliche und möglicherweise auch sportliche Zukunft erst noch "klar werden" müsse.