Ginter über Fußball in Coronazeiten: "Eine Nebensache"
Ginter über Fußball in Coronazeiten: "Eine Nebensache"
Mönchengladbach (SID) - Fußball- "Ich denke, es ist generell für den Fußball eine große Chance, etwas herunterzufahren. Er ist wichtig für die gesamte Gesellschaft und für mich als Spieler natürlich besonders. Der Fußball ist die schönste Nebensache der Welt. Aber er ist eben eine Nebensache", sagte der 26 Jahre alte Rio-Weltmeister von Borussia Mönchengladbach im Interview mit der Welt am Sonntag.
Wenn er etwas Positives aus dieser schwierigen Situation ziehen kann, "dann sind es die vielen intensiven Momente mit meinem neugeborenen Sohn. Die Zeit hätte ich ohne die Krise nicht", betonte der Innenverteidiger. Er habe auch vor der Corona-Krise versucht, "an mir zu arbeiten und mich ständig zu hinterfragen". Er habe sich in der Zeit zu Hause weder neu erfunden, "noch habe ich das Kochen gelernt", betonte Ginter: "Aber ich habe Biografien von anderen Sportlern gelesen, um mir vielleicht das ein oder andere abzuschauen. Darunter die Bücher von Dirk Nowitzki, Kobe Bryant und Jan Frodeno."
Die Zeit zu Hause biete auch Gelegenheit, sich Gedanken über den gegenseitigen Umgang zu machen. Ginter: "Zum Beispiel bin ich nicht so intensiv in den sozialen Medien unterwegs, aber ich bekomme in meinem engeren Umfeld trotzdem mit, wenn im Internet gelogen oder gelästert wird. Ich glaube, es ist wichtig, dass wir nach der Krise wieder mehr den persönlichen Kontakt suchen. Ich sehe die Vorteile der Onlinewelt, ich bin aber kein Fan davon."
Für den Ex-Dortmunder sei es durchaus vertretbar, dass die Deutsche Fußball Liga (DFL) versucht, die Saison mithilfe von Geisterspielen zu Ende zu bringen. "In den Klubs arbeiten sehr viele Menschen, deren Existenz an den Jobs in der Bundesliga hängt. Fest steht, dass Fußballspiele in absehbarer Zeit nur ohne Zuschauer stattfinden werden", so Ginter.
Gut kann er sich an seine Erfahrung mit dem ersten Geisterspiel der Bundesliga-Geschichte im März gegen den 1. FC Köln (2:1) erinnern: "Ich musste damals beim Aufwärmen etwas schmunzeln und lachen, weil es so komisch war. Es fühlt sich nicht nach Bundesliga an. Der Fußball lebt ja auch von den Emotionen zwischen Spielern und Zuschauern. Bei gewonnenen Zweikämpfen wird gejubelt, bei einem Torschuss geht ein Raunen durch die Menge. Das hat schon gefehlt, das war kein schönes Gefühl."