Hutzajt fordert Olympia ohne Russland und Belarus

Wadym Hutzajt hat das IOC und Thomas Bach zum Ausschluss russischer und belarussischer Athleten von den Olympischen Spielen 2024 aufgefordert.
Köln (SID) - Der ukrainische Sportminister Wadym Hutzajt hat das IOC und dessen Präsidenten Thomas Bach zum konsequenten Ausschluss russischer und belarussischer Athleten von den Olympischen und Paralympischen Spielen 2024 in Paris aufgefordert. "Ich habe noch von keinem einzigen Athleten der Russischen Föderation gehört, der sagte, er sei gegen den Krieg", sagte Hutzajt im Gespräch mit der FAZ: "Ich weiß von keinem, der ausgesprochen hätte, er unterstütze diesen Krieg nicht."
Russische Athleten nehmen laut Hutzajt zudem an Sportveranstaltungen teil, "in denen sie verpflichtet sind zu sagen: Wir führen Krieg für eine gerechte Sache. Sie tragen den Buchstaben Z auf ihrer Sportkleidung als Unterstützung der Aggression gegen unser Land. Sie treten für den ZSKA an, den Zentralen Sportklub der Armee. Sie alle haben einen militärischen Dienstgrad. Also unterstützen sie den Staat, der uns überfallen hat. Deswegen sollten sie erst gar nicht bei den Olympischen Spielen antreten."
Die Haltung des IOC, das nach Wegen sucht, um Sportlern aus Russland und Belarus die Teilnahme in Paris zu ermöglichen, verurteilt Hutzajt auf das Schärfste. "So etwas darf nicht sein", sagte der 51-Jährige der FAZ: "Während die russische Armee auf ukrainischem Boden Menschen tötet, Frauen, Kinder, die wichtige Infrastruktur zerstört, die Ukrainer ausharren müssen ohne Licht und Wärme, darf man nicht daran denken, Russen und Belarussen zu den Olympischen Spielen und den Qualifikationswettbewerben zuzulassen."
Die Ukraine werde sich "dafür einsetzen, dass das nicht geschieht, wir werden dagegen kämpfen. Viele Länder und deren Nationale Olympische Komitees unterstützen uns." Die Ukrainer "können es in solch furchtbaren Zeiten nicht ertragen, dass neben uns bei internationalen Wettbewerben Athleten aus Russland und Belarus antreten", sagte Hutzajt: "Falls sie es doch dürfen, dann wird das Nationale Olympische Komitee der Ukraine entscheiden, ob wir zu den Spielen fahren oder nicht."
Die russische Invasion, deren Beginn sich am 24. Februar zum ersten Mal jährt, habe unter anderem dem Sport in der Ukraine extrem zugesetzt. "343 verschiedene sportliche Einrichtungen sind zerstört worden. 231 Athleten wurden getötet, 35 Athleten befinden sich in Gefangenschaft, 3000 aktive Sportler kämpfen direkt an der Front", sagte Hutzajt. Dabei sei Sport in seiner Heimat ein wesentlicher Faktor: "Unsere Athleten treten in den ukrainischen Farben an, sie stehen auf den Podesten mit unserer Flagge in den Händen. Die ganze Welt soll sehen, dass die Ukraine war, ist und auch weiterhin sein wird."
Um den sportlichen Nachwuchs sei es in Folge des Krieges allerdings schlecht bestellt, sagte der Sportminister. Viele Familien, viele Mütter mit ihren Kindern seien geflohen, der Nachwuchs habe die Heimat verlassen: "Viele Kinder werden wahrscheinlich nie wiederkehren, wenn der Krieg noch weitergeht. Wir verlieren wenigstens eine Generation Menschen und damit Athleten. Das wird sich schon bei den Olympischen Sommerspielen 2028 auswirken, 2032 und 2036 erst recht. Das ist ein großer Verlust für unser Land."
Hutzajts ausdrücklicher Dank geht an Deutschland. "Ich möchte mich bei der deutschen Sportministerin Nancy Faeser bedanken, die ihre Position klar formuliert hat und sich gegen die Rückkehr russischer und belarussischer Athleten unter neutraler Flagge ausgesprochen hat", sagte er: "Ich danke Deutschland, dem Deutschen Olympischen Sportbund und allen Verbänden, die in den ersten Monaten dieses Krieges unsere Athleten finanziell unterstützt haben, damit sich diese in Ruhe auf ihre Wettkämpfe vorbereiten konnten und nicht zurückkehren mussten, als die Russen vor Kiew standen."
Seine Position als Sportminister der Ukraine wird Hutzajt "höchstwahrscheinlich" demnächst aufgeben. Als Präsident des Nationalen Olympischen Komitees seines Landes möchte er sich "künftig voll und ganz der olympischen Bewegung widmen".