"Batman v Superman": An Batfleck scheitert es nicht

Vor dem "Civil War" zwischen Ironman und Captain America gibt es Stunk zwischen zwei anderen Superhelden. In "Batman v Superman: Dawn of Justice" hetzt Regisseur Zack Snyder die beiden aufeinander. Aber ist der Kampf der Comic-Giganten auch sehenswert?
"Ben Affleck als Batman? Das kann doch nur in die Hose gehen, wir wollen Christian Bale zurück!" Die Entscheidung, Affleck als neuen Retter Gothams zu verpflichten, sorgte im Vorfeld von "Batman v Superman" für hohe Internet-Wellen. Doch dass dem Film von Regisseur Zack Snyder spätestens beim finalen Kampf deutlich die Kreativ-Puste ausgeht, lieg nicht an "Batfleck" - im Gegenteil.
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Heilsbringer oder Weltenzerstörer?
Seit der erbitterten Schlacht zwischen Clark Kent alias Superman und dem kryptonischen Befehlshaber Zod (Michael Shannon) in "Man of Steel" sind 18 Monate ins Land gezogen. Doch die übermenschliche Keilerei der beiden hat nicht nur in der Skyline von Metropolis ihre Spuren hinterlassen, auch die Menschen sind ob der Macht ihres Retters zwiegespalten. Die einen verehren den Mann im roten Cape als gottähnlichen Erlöser, den anderen bereiten seine übermenschlichen Kräfte großes Kopfzerbrechen. Zu letzter Gruppe gehört auch ein gewisser Bruce Wayne...
Denn Wayne musste aus der Sicht der Zivilisten hautnah miterleben, wie Superman trotz hehrer Absichten im Kampf gegen Zod ganze Straßenzüge in Schutt und Asche legte. Wenn das Superman von seiner bestmöglichen Seite ist - was kann er erst anstellen, sollte er eines Tages die Seiten wechseln? Auf dieses Worst-Case-Szenario will sich Wayne so gut wie möglich vorbereiten und beschließt, als sein Alter Ego Batman, die Grenzen des Außerirdischen auszuloten. Aber wenn zwei Helden sich streiten, freut sich das Böse - und das wittert in Form des manischen Masterminds Lex Luthor (Jesse Eisenberg) seine große Chance, zuzuschlagen.
Wie besiegt man einen Gott?
Wie den Boxkampf des Jahrtausends kündigt Schurke Lex Luthor den Showdown der Superhelden an: "Gott gegen Mensch. Tag gegen Nacht. Der Sohn von Krypton gegen die Fledermaus von Gotham." Immer wieder hörte man die berechtigte Frage im Vorfeld, wie in aller Welt es Batman verhindern will, dass Superman den Boden mit einem nigelnagelneuen Fledermaus-Mop aufwischt. Tatsächlich ist aber gerade dieses Ungleichgewicht eines der Highlights des Films. Nicht nur warum die beiden gegeneinander kämpfen etabliert Snyder erstaunlich schnell im Film, sondern auch wie es ein halbwegs ebenbürtiger Kampf werden kann. Denn Wayne ist nicht aus Zufall so alt geworden. Und überhaupt: Wer ertappt sich bei einem Boxkampf nicht dabei, dem Underdog die Daumen zu drücken? Erst recht wenn sich herausstellt, dass er tatsächlich eine Chance hat, zu gewinnen. Wie? Das Dopingmittel nennt sich Kryptonit.
In dieser Anfangsphase des Streifens gelingt Snyder zudem etwas Außergewöhnliches: er macht damit "Man of Steel" zu einem besseren Film. Die Fragestellung, mit der dessen Ende viele Zuschauer in die Nacht entließ, greift "Batman v Superman" gekonnt auf. Und so fragt sich nun auch Wayne: Ist ein Held, der bei der Rettung der Welt fast so viel Schaden anrichtet wie die Antagonisten, wirklich ein Held?
Auch visuell könnte der Keil zwischen den ungleichen Recken nicht deutlicher sein. Das aufrechte, schöne Metropolis auf Seiten Supermans, das düstere, verruchte Gotham als Heimat Batmans. Erstere Metropole scheint das Sonnenlicht regelrecht gepachtet zu haben, kein Wunder, dass man in der Dauernacht Gothams etwas griesgrämig wird.
Christian Bale war einmal
Ein großes Problem, das "Batman v Superman" hat, ist die herausragende "Dark Knight"-Trilogie von Christopher Nolan und das Maß an Bodenhaftung, dass der Filmemacher den Comichelden verlieh. Ein unsterblicher Ra's al Ghul (Liam Neeson) aus der Vorlage wurde zu einer Symbolfigur umgewandelt, auch der Joker (Heath Ledger) und Bane (Tom Hardy) waren sehr weltlich verortete Gegenspieler.
Hat man sich in dem vergangenen Jahrzehnt an eben jenen - soweit man diesen Begriff bei Superhelden-Filmen anwenden möchte - Realismus des DC-Stoffs gewöhnt, schlägt einem der Film ähnlich hart wie der Mann aus Stahl in die Magengrube, vor allem gegen Ende. Denn wie schon der Trailer kurz zeigte, mischen auch Amazone Wonder Woman (Gal Gadot) und der monströse Doomsday mit. Und nicht zuletzt ob des generischen Aussehens des Quoten-Monsters verliert sich der Film zum Schluss leider im kompletten CGI-Chaos. Und das ist trotz Backpfeifen-Bombasts nicht nur erschreckend unspektakulär, sondern - angesichts der unzähligen Comic-Verfilmungen der letzten Jahre wohl nicht verwunderlich - gefühlt schon tausendfach gesehen.
Es zeigt sich auch einmal mehr das Problem mit Superman. Denn wenn es nicht gerade der gewiefte Bruce Wayne ist, der sich ihm in den Weg stellt, muss es zwangsläufig ein Gegner sein, der es körperlich mit ihm aufnehmen kann. Gesellt sich dann auch noch die quasi ebenso unbesiegbare Wonder Woman dazu, fragt man sich schon, warum Batman nicht gen heimische Villa düst und mit Butler Alfred (Jeremy Irons) einen Bat-Tee schlürft, statt sich im Kampf der Titanen aufzureiben. Denn Marvel wirft seinen hoffnungslos unterlegenen Recken wie Hawkeye oder Black Widow im großen Endkampf wenigstens ein paar Dutzend Fußsoldaten des Bösewichts vor, mit denen sie ihre Abschussquote erfüllen können. Im Kampf gegen Doomsday wirkt Batman dagegen komplett verschenkt.
Was bleibt ist der Ernst
Was im Vergleich zu Nolans "The Dark Knight" dagegen bleibt und auch schon in "Man of Steel" deutlich wurde, ist die Ernsthaftigkeit. Mit ihr grenzen sich die DC-Verfilmungen ganz klar von der durchaus Klamauk-lastigen Marvel-Konkurrenz ab. Mit Ausnahme der beiden bestens aufgelegten Schauspieler Laurence Fishburne und Jeremy Irons gewährt einem der Film kaum komödiantische Pausen.
Durch die Figurenzeichnung des dunklen Ritters werden sich definitiv einige Menschen vor den Kopf gestoßen fühlen. Denn von Batmans idealistischer Einstellung, die bösen Buben nur unschädlich zu machen, ist nichts übrig geblieben - mit Schusswaffen und Messern bearbeitet er seine Feinde und schickt nicht wenige über den Jordan. Das wird vielen zu düster sein und erinnert streckenweise schon fast an Snyders weitere Comic-Verfilmung "Watchmen". Wenn eine derartige Gewaltbereitschaft aber Sinn bei einem vermeintlichen Helden macht, dann bei Batman: Die ewige Dunkelheit Gothams hat in all den Jahren nun einmal abgefärbt.
Fazit:
Man wird das Gefühl nicht los, dass "Batman v Superman" nach überaus gelungenem Anfang und launigem Kampf der beiden Titelfiguren seine Munition nach zwei der zweieinhalb Stunden Laufzeit verballert hat. Zu gesichtslos ist der "Endboss", zu effektheischend die letzte Schlacht. Über Affleck als Batman waren die Unkenrufe nach der Cast-Bekanntgabe laut, an ihm liegt es aber am aller wenigsten, dass der Streifen nur bedingt abliefert. Zumal sich Snyder fast schon eines dreist einfachen Kniffs bedient, um den Kampf zwischen Batman und Superman zu beenden. Nur so viel sei verraten: dem Mangel an unterschiedlichen weiblichen Vornamen sei Dank.