Der "Tatort" aus Franken: So half ein Mord, ein weiteres Verbrechen aufzudecken

Im Nürnberger "Tatort: Ich sehe dich" fand sich Fabian Hinrichs alias Hauptkommissar Felix Voss in einer ungewohnten Situation wieder: Nach zehn gemeinsamen Fällen musste er erstmals ohne seine Kollegin und Freundin Paula Ringelhahn auf Mördersuche gehen.
Wie würde sich der Zurückgelassene, der zum Abschied Tränen vergoss, alleine schlagen, dürfte sich manch einer im Vorfeld gefragt haben. Die kurze Antwort: Felix Voss nahm gewohnt pflichtbewusst die Ermittlungen in einem zwei Jahre zurückliegenden Mordfall auf. Die nahmen eine schockierende Wendung, als sich herausstellte, dass das Mordopfer selbst auch Täter gewesen sein muss.
Worum ging es im "Tatort: Ich sehe dich"?
Felix Voss und Kommissarin Wanda Goldwasser (Eli Wasserscheid) wurden in den Nürnberger Reichswald gerufen. Dort war man auf ein fast zwei Meter tiefes Grab gestoßen. Die Leiche mit dem Schussloch im Kopf konnte rasch als Andreas Schönfeld identifiziert werden. Der Mann war zwei Jahre zuvor von seiner Mutter vermisst gemeldet worden. Bis zuletzt hatte sie auf eine Rückkehr ihres geliebten Sohnes gehofft, die Nachricht von seinem Tod bestürzte sie zutiefst.
Felix Voss, empathisch wie er ist, ließ ihr entgegen dem normalen Vorgehen einen Tag Zeit, sich zu sammeln, ehe er sie genauer befragen würde. Als er sie nicht mehr erreichen konnte und zu ihrem Haus eilte, war es allerdings zu spät - Frau Schönfeld hatte ihrem Leben ein Ende gesetzt. Von Schuldgefühlen geplagt, forschte Voss mithilfe seiner Kolleginnen und Kollegen weiter. Das kurze Gespräch mit Schönfelds Mutter sowie die Befragung seiner Ex-Verlobten hatten nur Positives über den 37-jährigen Fahrradhändler zutage gefördert. Wer also hätte einen Grund gehabt, ihn zu töten?
Worum ging es wirklich?
Ganz offensichtlich war der Tote ein Wolf im Schafspelz: Auf USB-Sticks in Schönfelds altem Kinderzimmer fand man Unmengen von Fotos von Frauen, die Schönfeld heimlich aufgenommen hatte. Hatte er sie nur fotografiert oder sie gestalkt? Oder mehr? Wanda ließ die Sache keine Ruhe: Sie fand entsetzt heraus, dass mehrere der Abgelichteten vor über zwei Jahren Opfer brutaler Sexualverbrechen geworden waren. Der Täter: Schönfeld.
Eines der Fotos führte auf die Spur von Lisa Blum, einer blinden Frau, die von Mavie Hörbiger beeindruckend verkörpert wurde. Von Felix Voss' Besuch zeigte sie sich verschreckt und eingeschüchtert. Der Verdacht lag nahe, dass auch sie von Schönfeld vergewaltigt und gefoltert worden war. Schon vor den Polizisten lernten die Zuschauer bereits Lisa Blums fürsorglichen Partner Stephan Gellert (Alexander Simon) kennen. Er sollte sich schließlich als Schönfelds Mörder entpuppen.
Beim Verhör erkannte Voss sofort, dass Gellert log. Und er konnte verstehen, weshalb er zum Mörder wurde. In diesem Moment haderte der gestandene Hauptkommissar mit seiner Aufgabe: "Das ist nun mal unser Beruf, wir müssen ihn kriegen, wir werden ihn kriegen, das ist doch zum Kotzen." Man muss Voss, diesen Ermittler mit Herz und Gewissen einfach mögen, und in dieser Situation wollte man ihn am liebsten in den Arm nehmen und trösten.
Wer war der besondere Episodengast?
Worum es neben dem an sich Fall ging, war natürlich die große Frage, mit wem Felix Voss nach dem Ausstieg von Dagmar Manzel alias Hauptkommissarin Paula Ringelhahn ermitteln würde. Manzels Nachfolgerin als Hauptermittlerin des fränkischen "Tatort"-Ablegers steht mittlerweile fest und wird im nächsten Fall zum Team stoßen. Im elften "Tatort: Ich sehe dich" aber musste sich Felix Voss auf andere stützen. Neben der verlässlichen Wanda Goldwasser, seit dem ersten Fall dabei, kam ein besonderer Episodengast hinzu.
Nachdem sich Felix zu Beginn des Films bei einem Sturz eine schwere Schulterverletzung zugezogen hatte, hätte er eigentlich auf Reha statt auf Mörderjagd gehen sollen. Wie man ihn kennt, spielte er das Ganze herunter, musste aber einsehen, dass er Hilfe braucht. Und so stellte ihm sein Chef Dr. Kaiser (Stefan Merki) den kurz vor der Pensionierung stehenden, etwas schrulligen Polizeiarchivar Fred als Fahrer und Mädchen für alles zur Seite. Eine gelungene Paarung! Fred, gespielt vom Passauer Kabarettisten Sigi Zimmerschied, und Felix entwickelten sich im Laufe des Films zu einem so ungewöhnlichen wie sich perfekt ergänzenden Team, das für die wenigen leichteren Momente in einem weiteren beklemmenden Franken-"Tatort" sorgte.
Wie geht es mit dem Franken-"Tatort" weiter?
Zu einem Dauerauftritt Zimmerschieds wird es aber wohl nicht kommen. Die Dreharbeiten zum zwölften Fall aus Franken, "Tatort: Gottesgarten", fanden im Juli und August unter der Regie von Dustin Loose statt. Rosalie Thomass tritt als aus München kommende Hauptkommissarin Emilia Rathgeber den Dienst in Nürnberg an.
Der Mord an einem Travestiekünstler in einem Stundenhotel führt die Ermittler nicht nur ins Rotlichtviertel der Stadt, sondern auch raus aufs Land, in den titelgebenden "Gottesgarten" bei Bad Staffelstein in Oberfranken. Die Ausstrahlung des Films ist für 2026 angekündigt.