Abgeliebt und trotzdem noch knuffig. Welches Wesen eroberte diesmal die Herzen im Studio - vor allem eines Händlers, von dem es manch einer vielleicht nicht vermutet hätte?
Gastgeber Horst Lichter wurde beim Anblick des tierischen Gastes zunächst eher hungrig als sentimental: "Eine der besten Köchinnen der Welt - meine Frau Mama", ließ er verlauten, "konnte aus einem Hasen wunderbaren Rehrücken machen, Schweinebraten, Wildbraten ... sie hat alles aus einem Karnickel gemacht."
Die Stimmung hellte sich auf, als das Verkäuferpaar das Studio betrat. Wobei Lichter nicht umhin konnte, das Kaninchen noch mit "sieht ein bisschen komisch aus" zu kommentieren - vielleicht braucht er eine neue Brille. Die Expertin sah das nämlich anders.
Das "Holländer Kaninchen", wie es genannt wurde, stammte aus dem Besitz einer älteren Dame, die Anja über Jahre begleitet hatte. Zehn Jahre saß das Tier im Regal und sucht nun ein neues Nest.
Das Kaninchen war ein echtes Kind der traditionsreichen Steiff-Familie, geboren in den frühen Zwanzigern. "Das können wir belegen anhand des Knopfes im Ohr." Und wer sich fragt, wo das gelbe Fähnchen geblieben ist - die frühen Varianten bestanden aus Papier und überlebten meist nicht bis ins hohe Alter.
Dass der flauschige Freund aus der Ära 1924 bis 1927 stammte, war ihm anzusehen: ein wenig zerschmust, aber charmant gealtert. 100 Jahre, um genau zu sein. "Wow - das hätte ich jetzt nicht gedacht", entfuhr es Horst Lichter und die Expertin ergänzte: "Man sieht die Liebe, die es abbekommen hat." Das Mohairfell aus Angoraziegenhaar war inzwischen sehr rar. Ihr Fazit: "Das Kaninchen darf in Kuschelrente gehen."
Doch es kam noch besser: "Wir haben hier noch was viel, viel Besseres", verkündete die Expertin. "Wir haben hier etwas stehen, was damals eine große Innovation war: die Exzenter-Räder."
Eine geniale Erfindung jener Zeit, die durch ein Versehen entstand: Durch leicht versetzt angebrachte Räder konnte das Tier hoppeln, wenn man daran zog.
Kaum beim Händlerteam angekommen, flogen dem Hasen Herzen zu. Julian Schmitz-Avila (links) konnte sich kaum halten vor Nostalgie: "Ob man mir jetzt glaubt oder nicht, ich habe alle meine Steifftiere noch." Namen inklusive: "Frederik, den Hasen, Mimi, die Katze - ich habe auf jeden Fall großes Interesse!"
Während aus der Runde ein Kommentar kam, dass der betagte Hase "trotz des hohen Alters noch ganz gut hoppelt", war es dann doch Jos van Katwijk (links), der dem Häschen für 350 Euro ein neues Zuhause gab - passenderweise als Holländer dem Holländer-Kaninchen. Schmitz-Avila ging leer aus.
Ein Zigarettenetui, das schon auf den ersten Blick mehr verspricht als Nikotin: Aus Wien, gefertigt um 1910, silbern glänzend und mit Emaille-Malerei verziert, wurde das edle Stück von der Expertin auf 500 bis 600 Euro geschätzt.
Direkt aus Spanien ins Studio kam Charo (links) angereist. Horst Lichter staunte nicht schlecht: "Hör auf! Du kommst extra für uns hierhin?" Für ihn war klar: "Sie hat den Pokal gewonnen für die weiteste Anreise!"
Mitgebracht hatte sie den Verlobungsring ihrer Mutter - gefertigt in den 1950er-Jahren, aus 750er-Gold und mit 2,2 Karat Steinen. Geschätzt auf 2.000 Euro wurde das gute Stück für 2.100 Euro an Elke Velten verkauft.
Marion und Dieter hatten ein etwas sperrigeres Mitbringsel im Gepäck: ein hölzernes Hausbüro, das von der Schweizer Firma Mummenthaler & Maier in den 1950er-/60er-Jahren gefertigt wurde. Laut Annika Raßbach handelte es sich um die sogenannte "Magic Box". Ihre Schätzung lag zwischen 450 und 600 Euro.
Eine winzige Büste wurde ebenfalls angeboten. Gefertigt zwischen 1905 und 1910 aus Kunstmarmor, stammte sie aus der Manufaktur Fritz Kochendörfer. Colmar Schulte-Goltz taxierte sie auf 130 bis 150 Euro. Jos van Katwijk ließ sich nicht lange bitten und legte 100 Euro auf den Tisch.
Auch Peter (Mitte) brachte Kunst mit - allerdings ohne Namensschild. Kunstkenner Colmar Schulte-Goltz tippte auf das Jahr 1810/1811, identifizierte zumindest die dargestellte Person: Emil Bendemann. Das Gemälde im Originalrahmen bekam eine Wertschätzung zwischen 2.300 und 2.600 Euro.
Obwohl Peter nur 1.000 Euro erhofft hatte, stieg das Höchstgebot auf 2.000 Euro - abgegeben von Jan Cizek. Die Liebe zur Kunst kann eben auch in Euro gemessen werden.