Am Ende der "Bares für Rares"-Woche machte sich ein Mutter-Tochter-Gespann nicht viel Hoffnungen. Doch ihr "Porsche der Mosaiksteinkunst" übertraf schon bei der Expertise alle Erwartungen.
"Du wirst mich jetzt wahrscheinlich böse angucken", schmunzelte Gastgeber Horst Lichter in der Freitagsfolge beim Anblick des Mikro-Mosaik-Schmucks. "Aber es gibt ja diese Andenken-Läden, wenn du irgendwo hinfährst", erklärte er Expertin Wendela Horz, die ihm sofort einen bösen Blick zuwarf.
Editha (rechts) und ihre Tochter Samira erwarteten "nicht so furchtbar viel" für die Mosaik-Schmuckstücke. Ihr Wunschpreis waren lediglich 100 Euro, doch "man weiß ja nie". Wie viel auch immer es werden würde, sie wolle es "einfach verprassen mit meiner Tochter", erklärte Editha.
Samira fand den Schmuck aus dem Nachlass von Edithas Patentante "äußerst hübsch" und erzählte von einem kleinen Malheur: "Seitdem die Mama draufgetreten ist, ist es noch viel schöner". Ihre Mutter konnte sich erklären: Als sie von der "Bares für Rares"-Teilnahme erfahren habe, sei sie aufgeregt gewesen. "Es ist personalisiert", schmunzelte Lichter.
Horz begann ihre Expertise: "Wir haben quasi so eine Art Urlaubsfotoalbum." Lichter konnte sich einen Zwischenruf nicht verkneifen: "Sag ich doch!" Die Expertin ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. "Heute stehen die Leute in Rom überall mit ihren Telefonen und machen Fotos. Das ging 1860 noch nicht."
"Dazu musste man also extrem dünne Glasfäden ziehen und die dann exakt in kleine Steinchen oder in kleine Abschnitte zerteilen, damit man überhaupt das Rohmaterial hat", erklärte Horz den Herstellungsprozess. "Und in den vatikanischen Werkstätten wurden diese Mikro-Mosaike gerne hergestellt."
"Die waren sehr häufig in Onyx, also in einem schwarzen Achat eingefasst", wusste Horz. "In diesem Fall ist es aber ein Malachit, also ein natürlicher Stein mit einer interessanten Bänderung. Und hier wurden quasi die kleinen Mosaike eingelassen." Die Farbgestaltung sei ungewöhnlich, erklärte die Expertin, aber der Schmuck sei ganz besonders.
Auf jedem der Mosaike seien Sehenswürdigkeiten aus Rom zu sehen, zeigte Horz. Darunter der große Petersplatz, das Kapitol, das Kolosseum, der Tempel der Vesta und "mein persönliches Lieblingsgebäude": das Pantheon.
Jedes Glied und die Aufhänger der Ohrringe waren mit "gekreuzten Schlüsseln und einer Mitra" gekennzeichnet, erkannte Horz. "Das sind Marken, die in Rom verwendet wurden bis 1870. Also die 1860er-Jahre, die passen perfekt als Entstehungszeit - in 750er-Gold", erklärte sie und schockte Editha. "Da sind bestimmt 150 Euro drin", schmunzelte Lichter.
Trotz der Kennzeichnungen konnte Horz keinen Hersteller finden. Eine weitere Markierung sei "nicht zu entziffern", gab sie zu. Den Hersteller der Schatulle, die nachträglich in Deutschland gefertigt wurde, konnte sie hingegen deutlich an der Inschrift erkennen: der Kölner Juwelier Carl Modemann aus der Schildergasse.
Horz konnte kleine Mängel feststellen. So ließ sich zum Beispiel ein Mosaik aus der Fassung nehmen. "Das ist aber nicht so schlimm", erklärte die Expertin, "man kann den hier wieder einfassen." An den Ohrringen fand sie nachträglich angebrachte Bügel. "Und die zwei anderen Schlitze waren vermutlich für zwei kleine Nadeln gedacht. Die fehlen jetzt."
Schon beim reinen Goldwert staunten Mutter und Tochter. Die endgültige Einschätzung der Expertin - insgesamt 4.000 bis 4.500 Euro - rührte Editha sogar zu Tränen: "Ne! Oh Gott!". Gastgeber Lichter nahm sie sofort in den Arm und war selbst ganz ergriffen. Auch Horz musste ein paar Tränen verdrücken und glaubte: "Es trifft genau die Richtigen".
"Sie haben uns den Porsche der Mosaiksteinkunst mitgebracht", bewunderte Fabian Kahl (links) den Schmuck. "Wir dachten, es wäre preisgünstiger Modeschmuck", gestand Editha. Die 100 Euro Wunschpreis werde er auf jeden Fall zahlen, erklärte Christian Vechtel lachend. Das Startgebot lag jedoch deutlich höher. David Suppes (rechts) begann mit 3.600 Euro.
"Wir sind ja eigentlich mit allem zufrieden", erklärte Editha. Vechtel warnte: "Das dürfen Sie aber nicht sagen!" Doch der Preis stieg weiter. "Machen wir das für 4.200 Euro?", fragte Kahl. Durch die Händlergruppe ging ein erstauntes "Huch!". Suppes ermutigte die Verkäuferinnen: "Machen Sie das!" und sicherte seinem Kollegen den Zuschlag.
Aus der Schweiz brachte Thomas einen vergoldeten Messkelch aus 750er-Silber mit zu "Bares für Rares". Der Kelch wurde im frühen 17. Jahrhundert in Wien aus zwei Teilen gefertigt, wusste Colmar Schulte-Goltz. Der Experte übertraf Thomas' Wunschpreis deutlich. Er taxierte den Wert auf 800 bis 1.200 Euro.
Kahl freute sich, als Thomas (rechts) vor die Händler trat: "Jetzt können wir einen trinken!" Er gab das erste Gebot ab, doch auch die anderen Händler hatten Interesse. Doch am Ende konnte sich Kahl für 800 Euro über den Kelch freuen.
Petra brachte drei Leuchten des Designers Verner Panton mit. Diese wurden um 1970 aus Muschelplättchen hergestellt, wusste Experte Sven Deutschmanek. Doch er warnte: Die Lampen müssten zum Elektriker, "sonst kann es schnell gefährlich werden". Beim Preis waren sich Petra und der Experte einig: Je 300 Euro für die Kleinen und 500 Euro für die Große.
"Stell dir die mal auf deiner Yacht vor", staunte Christian Vechtel (links). Doch das Interesse der anderen Händler hielt sich in Grenzen. Vechtel sicherte sich schnell für 700 Euro den Zuschlag.
Michael und sein Sohn Marius brachten eine Porzellanfigur von zwei Jagdhunden des Künstlers Paul Walther mit. Diese sei zwischen 1927 und 1934 aus Meissener-Porzellan hergestellt worden, erklärte Schulte-Goltz. Für das Erbstück hofften Vater und Sohn auf 200 Euro. Die Einschätzung des Experten machte Hoffnung auf mehr: 350 bis 550 Euro.
Die Porzellanfigur begeisterte vor allem Velten-Tönnies und Suppes. Die beiden Händler überboten sich. Das überzeugende Argument liefert schließlich Suppes: "Ich habe viele Jäger in meinem Freundeskreis. Ich würde noch 500 Euro bieten". Die Verkäufer waren mit dem erzielten Preis "super glücklich". "Hunde gehen immer", freute sich derweil Suppes.
Die Freunde Marco und Peter wollten einen Porsche-Schlüsselanhänger aus 750er-Gold aus den 1990er-Jahren für "etwa 4.000 Euro" verkaufen. Die Scheinwerfer waren aus Diamanten, stellte Horz fest. Der Gastgeber wollte den Anhänger am liebsten selbst einstecken: "Oh bitte", fleht er die Expertin an. Die schätzte den Wert auf 3.700 Euro.
Besonders Porsche-Fan Suppes war hin und weg von dem Schlüsselanhänger und erhielt für 3.600 Euro den Zuschlag. Kahl warnte seinen glücklichen Kollegen: "Tu mir bitte einen Gefallen: Verleg deine Schlüssel nicht, wenn der dran ist."