Dieter Hallervorden wird 90: Seine Karriere in Bildern

Dieter Hallervorden wird 90: Seine Karriere in Bildern

Als "Didi" ein Humorheld der 1970er-Jahre, zuletzt dank Filmen wie "Sein letztes Rennen" und "Honig im Kopf" spät als ernsthafter Schauspieler entdeckt: Dieter Hallervorden (Szene aus dem ARD-Film "Chuzpe - Klops braucht der Mensch") wird am 5. September 90 Jahre alt. Doch wer ist dieser Mann? Bei einem Blick auf seine Karriere zeigt sich: Hallervorden ist ein (nicht nur komisches) Multitalent, sondern auch eine streitbare Persönlichkeit.

Bereits zu seinem 75. Geburtstag widmete die ARD Dieter Hallervorden mit "Der Überflieger" eine Doku: Im Rahmen des Films besuchte er sein Elternhaus in Dessau in Sachsen-Anhalt. Hier wuchs der am 5. September 1935 geborene Dieter Jürgen Hallervorden mit zwei Schwestern als Sohn einer Arzthelferin und eines Ingenieurs auf.

1958 flüchtete Hallervorden als Student der Humboldt-Universität vor der Stasi nach West-Berlin. In einer Laienspieltheatergruppe der Westberliner Freien Universität fing Hallervordens Karriere an, und bereits 1960 gründete er das Kabarett "Die Wühlmäuse", dessen Direktor er bis heute ist.

Auf der Schauspielschule studierte Dieter Hallervorden bitterböse Schurken und ging ins politische Kabarett. 1970 brillierte er - lange vor den "Didi"-Zeiten - als Chef der Verfolgerbande in Wolfgang Menges "Millionenspiel" (Regie: Tom Toelle).

Doch auch schon ganz zu Beginn seiner Karriere zeigte Hallervorden sein komisches Talent: Seine ersten Film-Hauptrollen spielte er in den Komödien "Mehrmals täglich" (1969) und "Die Hochzeitsreise" (Bild, 1969), in der er an der Seite von Liselotte Pulver zu sehen war.

Die Geburt von "Didi": Der endgültige Durchbruch für Hallervorden kam mit der Sketchsendung "Nonstop Nonsens" (1975-1980), in der er unter anderem mit seiner damaligen Ehefrau Rotraud Schindler auftrat. "Didi hatte viel von dem jungen Dieter Hallervorden", blickte Hallervorden 2015 im teleschau-Interview zurück: "Ich verurteile diese Figur nicht, aber ich konnte natürlich nicht ein Leben lang nur Didi spielen. Ich musste irgendwann einfach andere Dinge zeigen."

Denn "Didi" schaffte es auch auf die große Leinwand - und wurde lange Zeit zu Hallervordens Marke: In den 1980er-Jahren kamen mit "Didi - Der Doppelgänger" (1984, Bild), "Didi und die Rache der Enterbten" (1985), "Didi auf vollen Touren" (1986) und "Didi - Der Experte" (1988).

Anfang der 1990er-Jahre kam er ins Fernsehen zurück: Mit "Hallervordens Spott-Light" war Dieter Hallervorden von 1994 bis 2003 im Ersten zu sehen und knüpfte so wieder an seine Anfänge als Politkabarettist an. (Szene aus "Hallervordens Spott-Light", mit Christian Habekos, rechts)

Dieses Kapitel in Dieter Hallervordens Karriere dürften die meisten schon wieder vergessen haben: Zwischen März 1996 und April 1997 führte er als Nachfolger von Harald Schmidt durch sieben Ausgaben von "Verstehen Sie Spaß?". Danach übernahm Cherno Jobatey die Moderation der ARD-Show.

In einem ähnlichen Format war Hallervorden dann von 2005 bis 2010 zu sehen: In der SAT.1-Show "Die Comedy-Falle" präsentierte Kai Pflaume Streiche mit versteckter Kamera. Damals mit dabei (von links): Oliver Petszokat, Anja Kling, Kai Pflaume, Bürger Lars Dietrich, Janine Kunze und Dieter Hallervorden.

Nachdem er in den 20 Jahren zuvor nur selten auf der großen Leinwand zu sehen war, feierte Hallervorden in den 2010er-Jahren sein Kinocomeback - in teils ungewöhnlichen Rollen: Im Thriller "Das Kind" (Bild, rechts, mit Christian Träumer) nach einer Romanvorlage von Sebastian Fitzek spielte er einen pädophilen Mörder.

Mit "Sein letztes Rennen" spielte sich Dieter Hallervorden endgültig zurück auf die große Leinwand: "Ich bin Kilian Riedhof, dem Regisseur von 'Sein letztes Rennen', sehr dankbar", sagte Hallervorden 2015 im teleschau-Interview, "Ohne 'Sein letztes Rennen' hätte mir Til Schweiger niemals 'Honig im Kopf' angeboten."

Angebot dankend angenommen: Als demenzkranker Amandus glänzte Dieter Hallervorden in Til Schweigers "Honig im Kopf". Die Tragikomödie war der erfolgreichste deutsche Kinofilm des Jahres 2014.

Nicht nur beim Publikum kam Hallervordens Darstellung bestens an: 2015 erhielt er den Bambi für "Honig im Kopf" in der Kategorie "Ehrenpreis der Jury". Es war seine zweite Auszeichnung mit dem begehrten Preis: 1980 hatte er bereits für "Nonstop Nonsens" die Trophäe entgegengenommen.

25 Jahre lang war sie seine bessere Hälfte: Seinen 80. Geburtstag feierte Dieter Hallervorden 2015 gemeinsam mit seiner zweiten Ehefrau Elena, mit der er 1998 den gemeinsamen Sohn Johannes bekam.

Mürrischer pensionierter Lehrer landet unfreiwillig in einer chaotischen WG: "Mein Freund, das Ekel" wurde dank Hallervorden (Bild, mit Alwara Höfels) ebenfalls zum Erfolg und war 2019 mit über acht Millionen Zuschauern einer der Quotenhits des Jahres. Das ZDF-Erfolgsformat wurde 2021 seriell in sechs Episoden fortgesetzt.

Auch das ist eine Facette im Leben des Sturkopfes Dieter Hallervorden: Der Komiker meldet sich regelmäßig zu gesellschaftlichen sowie politischen Themen zu Wort - und eckt damit immer wieder an. Als etwa das von ihm geführte Schlosspark Theater in Berlin im Zuge der Corona-Maßnahmen der Bundesregierung schließen musste, bezeichnete er das als "unverhältnismäßig und rechtswidrig".

Hallervorden lehnt auch gendergerechte Sprache ab: 2021 veröffentlichte Hallervorden mit "80 plus" ein neues Album, auf dem es ebenfalls ein Lied gegen das Gendern gibt: "Beim Gendern tun mir Mutter- und Vatersprache leid", singt der Schauspieler und Kabarettist dort.

Für das Unterhaltungsformat "75 Jahre ARD - Die große Jubiläumsshow" im Frühjahr 2025 ernteten sowohl Dieter Hallervorden als auch die ARD herbe Kritik. Anlass war ein Revival von Hallervordens berühmtem "Palim Palim"-Sketch, in dem er rassistische Wörter verwendete. Dazu äußerte sich Hallervorden im Nachgang per Statement wie folgt: "Woke Menschen von heute versuchen ängstlich, nicht aus der Reihe zu tanzen", ließ er wissen, sie verstünden "keine Satire mehr, weil Satire aus Angst vor Missverständnissen nicht mehr vorkommt."

Seit längerem wohnt Dieter Hallervorden (Bild aus der Doku "Hallervorden - Didi gegen den Rest der Welt") in einem Anwesen auf der Insel Costaérès in Nordfrankreich. Er habe sich "schon vor Jahrzehnten dazu entschlossen, dass ich gern auf einer Insel leben möchte", sagte Hallervorden 2015 im teleschau-Interview. "Ich habe die Insel zu einem Zeitpunkt gekauft, da war sie billiger als meine Eigentumswohnung in Berlin."

In der Doku "Hallervorden - Didi gegen den Rest der Welt" (zu sehen in der ARD-Mediathek) besucht Hallervorden gemeinsam mit seinem Sohn Johannes Plätze seiner Kindheit. Zu ihm hat er eine besondere Beziehung: "Ich hatte im höheren Alter ein ganz anderes Bewusstsein fürs Vatersein", sagte Hallervorden im teleschau-Interview, "Ich wäre bei meinen ersten Kindern nicht darauf gekommen, die mal zu wickeln, das Fläschchen zu geben oder überhaupt bei der Geburt dabei zu sein. All das habe ich - spät - noch nachgeholt."

Hallervordens Sohn Johannes äußert sich in der Doku dennoch auch kritisch über seinen Vater. Gerade der "Palim Palim"-Auftritt in der ARD-Jubiläumsshow sei "absolut unnötig gewesen", erklärt der 26-Jährige im Film. "Weil es wieder suggeriert, man dürfe nicht mehr sagen, was man denkt. Dabei darf man einfach nur nicht mehr sagen, was andere Menschen verletzt, was andere Menschen kränkt und was diskriminierend ist. Und das ist auch richtig so."

Sie lernten sich vor zehn Jahren kennen, seit 2022 ist die ehemalige Stuntfrau Christiane Zander die dritte Ehefrau von Dieter Hallervorden. Im "Bild"-Interview zu seinem 90. Geburtstag schwärmte er über sie: "Sie hat meine Lebenslust noch einmal komplett neu entflammt. In vielen Momenten ist sie auch mein Lebensmagnet, besonders in den dunklen."

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