Ralph Fiennes als Kardinal: Das sind die Streaming-Tipps der Woche

Es war eine unerwartete Werbung für einen ohnehin schon erfolgreichen Film: Mit dem Tod von Papst Franziskus im April gewann der Hollywood-Film "Konklave" vor einigen Wochen überraschend an Relevanz. Berichten des US-Magazins "Politico" zufolge sollen sich einige der 133 Kleriker, die am 8. Mai den US-Amerikaner Robert Francis Prevost zum neuen Papst Leo XIV. wählten, zur Vorbereitung den Film unter Regie von Edward Berger angesehen haben. Auch viele Kinos nahmen "Konklave" erneut ins Programm. Der Film, der bei der Oscar-Verleihung 2025 achtmal nominiert war und letztlich die Trophäe für das beste adaptierte Drehbuch gewann, ist nun bei WOW zu sehen. Was die Streamer in den nächsten Tagen noch zu bieten haben, erfahren Sie in der Übersicht.
"Konklave" - WOW
"The Terror", "Patrick Melrose", "Your Honor" - schon einige Jahre vor seinem großen Oscar-Triumph mit der Literaturadaption "Im Westen nichts Neues" war der deutsche Filmemacher Edward Berger auf internationalem Serienparkett unterwegs. In neun Kategorien war das Kriegsdrama bei den Academy Awards 2023 nominiert. Am Ende gab es vier Goldjungen, darunter die Auszeichnung als bester internationaler Film. Nach dem Preisregen im Jahr 2023 führte Berger mit "Konklave" erstmals bei einer englischsprachigen Kinoproduktion Regie.
"Konklave" (ab 20. Juni, WOW) basiert auf dem gleichnamigen Roman des britischen Schriftstellers Robert Harris, der gerne Thriller-Geschichten mit historischen und politischen Ideen verknüpft. Der Titel deutet es schon an: In diesem Fall geht es ins Herz der katholischen Kirche, wo sich nach dem Tod des Papstes Kardinäle aus aller Welt treffen und einschließen lassen, um ein neues Oberhaupt zu wählen.
Im Film wird die ritualisierte Wahl von Kardinal Lawrence (Ralph Fiennes) geleitet, der schnell ins Zentrum knallharter Machtkämpfe rückt. Die ganze Angelegenheit ist hochpolitisch. Entscheidet doch der neue Papst maßgeblich über die zukünftige Ausrichtung der katholischen Kirche. Mit Kardinal Bellini (Stanley Tucci), einem langjährigen Verbündeten des Verstorbenen, gibt es eine liberale Kraft. In Stellung bringen sich aber auch der reaktionäre Italiener Tedesco (Sergio Castellitto) und der nicht viel fortschrittlichere Nigerianer Adeyemi (Lucian Msamati). Zu gerne würde außerdem der Kanadier Trembley (John Lithgow) den Platz an der Spitze einnehmen. Kino-Ikone Isabella Rossellini bildet in der Rolle von Schwester Agnes, der Leiterin des Wohnheims für die Kardinäle, ein Gegengewicht in der stark männerlastigen Welt des Films.
"Warum ich?" - ARD Mediathek
Wer sich David Schalkos bitterböse Anthologie-Serie "Warum ich?" (ab 20. Juni) in der ARD-Mediathek anschaut, stellt sich bei den sechs Episoden von 20 bis 30 Minuten Länge vielleicht irgendwann die Frage: In welchem dieser Szenarien wäre man am liebsten gefangen? Nun, ganz ehrlich, eigentlich würde man sich hier nirgends wohlfühlen - noch nicht mal als Zuschauer, der den ganzen Wahnsinn nur bestaunt.
Da ist zum Beispiel der abgehalfterte Country-Schlagerstar Jeff Kanter (Charly Hübner) in der Episode "Cowboys". Im Rahmen seiner Wohnzimmerkonzerte spielt er bei fremden Leuten, die ihn für 1.000 Euro pro Abend buchen. Daheim bei Fan Monika (Andrea Sawatzki) wird's durchaus gruselig. So richtig unangenehm ist auch eine mit dem Zug reisende Personalchefin (Nora Waldstätten), die täglich Menschen entlässt. Hat sich nach einem Verzweiflungstelefonat in der Episode "Regensburg" ein Entlassener ausgerechnet vor ihren Zug geworfen? In der Episode "Mondfenster" fragt sich ein Pubertierender, warum er unter Verschwörungstheoretikern im Wald leben muss und von seinem Vater (Detlev Buck) kurz gehalten wird.
David Schalko ("Braunschlag"), österreichischer TV-Kreativer mit Faible für bösartige Geschichten, wollte nach seiner doch recht aufwendigen ARD-Serie "Kafka" unbedingt etwas Kleines und Kammerspielartiges machen. In der Tat kommen die meisten seiner "Warum ich?"-Episoden mit einem oder zumindest sehr wenigen Schauplätzen und einem, allerdings sehr prominenten, Mini-Ensemble aus. Lediglich die Episode "Casa Carmen" fällt aus dem Rahmen. Schalko setzt für "Warum ich?" teils ins Absurde abdriftenden Dialoge, schwarzhumorige Wendungen und viel Bösartigkeit Charaktere in seiner kleinen Welt in Szene, die man im echten Leben lieber nicht treffen mag.
"Solange wir lügen" - Prime Video
Sie verbringen ihre Sommer auf ihrer privaten Insel, sind unfassbar reich, sehen gut aus und müssen sich eigentlich überhaupt keine Sorgen machen: Doch ein schwerer Unfall der 17-jährigen Cadence (Emily Alyn Lind) bringt die Sinclair-Dynastie in der Sommer-Mystery-Serie "Solange wir lügen" ins Wanken. Bei Amazon Prime Video sucht die Teenagerin ab 18. Juni nach derWahrheit und findet doch nur Lügen und Geheimnisse.
Reichtum allein macht nicht glücklich: Bei den Sinclairs liegt jedenfalls eine Menge im Argen. Es ist durchaus merkwürdig, dass niemand mit Cadence über ihren Unfall sprechen will, nicht einmal ihre gleichaltrigen Cousins und Cousinen. Sie muss selbst herausfinden, was mit ihr geschehen ist und welche dunklen Abgründe sich in der Familie auftun: Das ist fesselnder und brutaler als man es von anderen Sommer-Sonne-Teenie-Formaten gewohnt ist.
Die Serie basiert auf der Jugendbuch-Sensation "We Were Liars", die 2014 wochenlang auf der Bestsellerliste der "New York Times" stand. Die Autorin E. Lockhart wirkte an der sehenswerten Adaption mit, die dank ihrer komplexen Handlung, den differenziert gezeichneten Figuren und eines großen Schocks am Ende aus der Masse ähnlicher Serien heraussticht. Mit "Family of Liars. Wie wir Lügner wurden" erschien 2022 ein weiterer Roman von E. Lockhart. Am 4. November 2025 soll mit "We Fell Apart" ein dritter Teil der Reihe erscheinen.
"The Waterfront" - Netflix
Egal ob die Fischerei oder die Gastroszene: In Havenport an der Küste von North Carolina ging jahrelang nichts ohne den Familienclan der Buckleys. Doch zwei Herzinfarkte zwingen Patriarch Harlan (Holt McCallany) unfreiwillig in die Knie. Entsprechend ist es an Ehefrau Belle (Maria Bello) und Sohn Cane (Jake Weary), den Familienruf in der Netflix-Serie "The Waterfront" (acht Folgen, ab 19. Juni) zu verteidigen. Es ist keine leichte Aufgabe: Die Familie hat finanzielle Probleme, sie droht ihre Restaurants und den Yachthafen zu verlieren. Muss Harlan das Ruder selbst wieder herumreißen? Bree (Melissa Benoist), die erwachsene Tochter der Familie, kämpft derzeit mit eigenen Problemen: Die Suchtkranke hat kürzlich das Sorgerecht für ihren Sohn Diller (Brady Hepner) verloren. Ihre derzeitige Beziehung bedroht die Zukunft ihrer Familie.
"The Waterfront" wurde von Showrunner Kevin Williamson ("Scream", "Dawson's Creek", "The Vampire Diaries") entwickelt. Der 60-Jährige wuchs selbst als Sohn eines Fischers in North Carolina auf. Für die Serie ließ er sich von wahren Begebenheiten inspirieren.