VOX schickt Lafer und Henssler zur Pizza-WM - dort scheitern sie kläglich: "Es ist zum Kotzen!"

Nette Idee. Zwei der deutschen TV-Kochlegenden, Sushi-Maestro Steffen Henssler (52) und Sternekoch Johann Lafer (67) mutieren zu Pizzabäckern. Dafür reisen die beiden im neuen Format "Grenzenlos Genial Gekocht" (VOX) in die Emilia-Romagna, den "Bauch Italiens", und nehmen an der offiziellen Pizza-Weltmeisterschaft in Parma teil. Das Ziel, so Henssler, ist klar: "Der Roadtrip endet bei der WM. Mit Titel. Punkt." Aber der Weg zur perfekten Pizza ist härter als der krosse Rand des Fladenbrots made in Italy. Er bringt die Koch-Kumpels an ihre Grenzen.
Henssler schwant es früh: "Es wird nicht bei Sonnenuntergangsromantik mit Prosecco bleiben", sagt er, als er und Lafer sich nach der Ankunft in ihrer ländlichen Bleibe bei Parma ein Gläschen Perlwein gönnen. "Das wird in Arbeit ausarten." Recht soll er behalten. Nur wenige Tage später ist vor allem Lafer mit den Nerven am Ende: "Ich kann keine Pizza mehr sehen. Ich werd verrückt. Alles umsonst. Es ist zum Kotzen!"
Johann Lafer und Steffen Henssler verzweifeln bei der Pizza-WM
"Wir waren schon in 100 Sendungen, aber noch nie gemeinsam am Start", sagt Henssler. Warum das mit ihm und Lafer klappen soll? "Johann ist kulinarisch oberstes Regal. Und ich wettkampfmäßig." Die beiden wollen ihre Stärken vereinen und bei der WM in gleich drei (von acht) Kategorien antreten. Als Zweierteam in "Pizza a due". Lafer im Solo in "Pizza Classico", der Steinofenpizza-Wertung. Und Henssler in "Pizza in teglia". Dabei geht's um Pfannenpizza. Es wird eine Premiere - für beide. Keiner von beiden hat je eine Pizza selbst gemacht.
Das neue Format, durchaus auf den Spuren von "Roadtrip America", dem deutschen Remake von "Gordon Ramseys kulinarischer Roadtrip" wandelnd, kommt schmackhaft daher. Der Titel lässt vermuten, dass es Fortsetzungen geben könnte. Sonst könnte es ja auch "Lafer und Henssler verzweifeln bei der Pizza-WM" heißen.
Die besondere Würze erhält "Grenzenlos Genial Gekocht" durch die krassen Gegensätze der beiden befreundeten Köche. Lafer, der als Fernsehkoch schon Legende war, als Henssler 2004 und somit 20 Jahre später erstmals im TV-Studio brutzelte, ist der akribische, aber ruhende Pool. Henssler dagegen eher für seine Spontaneität und Gefühlsausbrüche bekannt. Witzig, dass diese Images in Parma mehr durcheinander gequirlt werden, als ein Pizzateig in der Rührmaschine.
Steffen Henssler ruht in sich, Johann Lafer verfällt dem "Pizza-Wahn"
Das wird schon im Hauptquartier deutlich. Lafer hat den halben Hausstand dabei: Mehl aus der Pfalz ("Das beste aus Deutschland"), einen elektrischen Pizzaofen und allerlei Zutaten. "Von nichts kommt nichts", lautete sein Motto. Henssler hat nicht viel mehr als einen Koffer und Ideen im Gepäck. Und Träume: "Meinst du, die Trophäen passen in unser Auto?"
Es wid geshoppt, ein erstes Pizzabrot genossen. Aber mit Genuss ist's schnell vorbei. "Der Johan ist im Pizza-Wahn. Er ist sofort in den Wettkampfmodus verfallen." Der Österreicher testet sofort einen ersten Pizzateig und sieht ihm gebannt beim Aufgehen im Ofen zu. Er grübelt, sinniert, probiert. Henssler steht daneben und grinst. "Ich bin ganz anders, eher spontan. Ich gucke, schaue und warte."
Das ungleiche Duo bringt dem Zuschauer quasi nebenbei die Gegend und kulinarische Kniffe näher. Fährt zum Balsamico- und Parmesan-Verkosten, begutachtet beim Sternekoch-Kollegen Massimo Spigaroli vor allem dessen Schinkenkeller, indem 5.000 Culatello in Schinkennetzen baumeln. "Das ist Kulturerbe", frohlockt Lafer ergriffen. Henssler bleibt sachlicher: "Abgefahrene Höhle, ey. Riecht wie auf'm Kiez, morgens um drei."
Henssler und Lafer als "Weltmeister der kreativen Pizza"?
Der erste Wettkampf ist der Teamwettbewerb. "Wir müssen was machen, womit die nicht rechnen", sind sich Henssler und Lafer einig und kommen auf einen äußerst schrägen Gedanken: Mit "Pizza Carbonara" wollen sie einen italienischen Spaghetti-Klassiker auf Teig bringen. Aufs Fladenbrot sollen Carbonara-Zutaten wie Guanciale (Henssler: "Speck auf Speed!"), Hartkäse (aber bitte als Espuma und in Chipform), Pfeffer, angerührtes Ei mit einem Hauch Balsamico, Petersilie. "Die Jury wird gucken", ist sich Henssler sicher und sieht sich und Lafer bereits als "Weltmeister der kreativen Pizza. Wir müssen mutig sein. Es gibt nur Vollgas oder voll daneben."
Als sie dann aber in der riesigen Messehalle im Wettkampf werkeln, merkt Henssler schnell: "Die hatten keinen Bock auf uns." Dazu trägt auch das Kamerateam bei, das die deutschen Köche pausenlos begleitet. Henssler: "Das war denen zu viel Aufmerksamkeit für uns und zu wenig für die." Verschlucken sich die beiden Deutschen an ihrer Carbonara-Revolution? Die Gesichter der Juroren bleiben teilnahmslos. Das Ergebnis wird erst am Ende der dreitägigen WM mitgeteilt.
Johann Lafer mit Nerven am Ende: "Ich werd zum Mörder"
Beim ehemaligen WM-Teilnehmer Gianni di Lella holen sich Lafer und Henssler Tipps vom Experten. Henssler: "Wenn ein Champ redet, musst du genau hinhören." Leider ist das für Lafer, der seine Pizza zum Verkosten vorstellt, nicht ermutigend. Di Lella tadelt: "Zu viel Olivenöl! Kein Extramehl für den Rand! Vorsicht mit Zwiebeln." Lafer ist gefrustet: "Wo steht das geschrieben?" Henssler sieht es anders: "Man könnte auch sagen: Ein Pizza-Profi gibt dir Tipps, du schreibst sie alle auf einen Zettel - und schmeißt den dann weg. Das ist der Johann-Weg. Er holt sich von allen Rat und macht's dann doch so, wie er will." Di Lellas Urteil bringt Lafer ins Straucheln. "Es ist zum Kotzen! Alles umsonst, ich kann von vorne anfangen." Er bestellt sich zur Beruhigung ein Bier.
Lafer, so erklärt Henssler, "ist ein unheimlich erfolgreicher Koch und hat einen riesigen Anspuch. Dem ist das Abschneiden hier auch wichtig." Deshalb tüftelt Lafer auch weiter. Obwohl ihm di Lella zur schlichten Tomatensauce riet, experimentiert er mit Arrabbiata, Räucherflair, Zwiebeln und Knoblauch. Am Ende ist "kein Glas Tomatencreme unbenutzt", so Henssler. Lafer ist nervlich am Ende.
Steffen Henssler im Pizza-Stress: "Heiz, du Sau!"
Die Jury sagt nach Lafers Wettkampf aber - nichts. Der begleitende Moderator attestiert "als Pizzabäcker Luft nach oben", aber immerhin gibt's von einer anderen Teilnehmerin und Henssler Lob. "Er hat so viele Pizzen probiert - aber die heute war mit Abstand die beste. Es passte vorne, hinten, oben und unten."
Als Henssler zu seinem Solo antritt, hat er ein gutes Gefühl. "Im Kopf ist sie fertig, die Hände müssen es nur umsetzen." Er will mit einer Pfannenpizza in den italienischen Farben beeindrucken: Kartoffelscheiben für Weiß, roher Lachs für rot und frittierter Rucola für Grün. Als deutsche Krönung: ein Spritzer Bier im Teig - eine Idee von Di Lella.
Im Wettkampf hadert Henssler mit dem Herd, bangt um den Teig, kann dann aber doch jubeln und ist am Ende glücklich: "Sie ist genau so, wie ich sie mir vorgestellt habe." Lafer lobt: "Steffen ist ne coole Socke."
Überraschungserfolg für Steffen Henssler: Bester deutscher Pizzabäcker der WM
Und das Ergebnis? Steffen Henssler darf sich offiziell "bester deutscher Pizzabäcker bei der WM 2025" nennen. Denn er wird in der Nationenwertung bester Deutscher und freut sich über die Urkunde. "Da ging mir das Herz auf, da war ich richtig stolz." Ausschlaggebend dafür war sein vierter Platz in der Pfannenpizza-Wertung - unter 113 Teilnehmern! "Lecko mio, das ist mega!"
Danach aber folgt Ernüchterung. Johann Lafer wird in seiner Klasse 184. unter 353 Teilnehmern. "Alles okay", quittiert er die Mittelfeldplatzierung. Das dicke Ende kommt in der Mannschaftswertung. Das Experiment mit der "Pizza Carbona" mundete den Juroren nicht. Das deutsche Duo erhält den 89. Platz - unter 90. Teilnehmern. "Vorletzter, das ist viel", stöhnt Lafer über den "Moment, den ich so schnell nicht vergessen werde."
Was bleibt am Ende? "Ich bin so froh, dass ich das gemacht habe", sagt Lafer. "Wenn mir das einer vor Jahren erzählt hätte, dass ich mit Steffen mal an der Pizza-WM teilnehme, den hätte ich für verrückt erklärt. Aber manche Träume werden wahr."
Dieser hier schmeckte sehr gut. Was das Format angeht: Das macht Appetit auf mehr.