Agatha Christie: Darum reißt sich Hollywood um ihr Leben

Agatha Christie ist weit mehr als Miss Marple. Ihr Leben selbst war filmreif. Das ruft auch immer wieder die großen Filmstudios auf den Plan. Im Moment gibt es wieder viele neue Projekte.
Seit 40 Jahren ist die Schriftstellerin Agatha Christie (1890-1976) tot. Hollywood will sie aber bald wieder zum Leben erwecken. Und zwar nicht nur in einem Film - gleich zwei Streifen sollen sich um das Leben der berühmten Britin drehen. Dargestellt werden könnte Christie von zwei echten Hollywood-Stars: Alicia Vikander (27, "The Danish Girl") und Emma Stone (27, "The Amazing Spider-Man").
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Die Projekte haben aber offenbar unterschiedliche Sichtweisen auf Christies Leben, auch wenn sich beide laut "The Hollywood Reporter" auf ihre frühen Jahre konzentrieren wollen: Sony plant mit Alicia Vikander demnach einen Film, der sich auf die feministische Seite Christies konzentriert, die an dem traditionellen Bild der Frau kein Interesse hatte.
Ihr Leben war ein Krimi
Paramount dagegen, am liebsten mit Emma Stone in der Hauptrolle, will sich auf das geheimnisvolle Verschwinden der Autorin konzentrieren. Die Schriftstellerin verschwand 1926 elf Tage lang spurlos. Zuvor war ihre Mutter gestorben, zudem war ans Licht gekommen, dass ihr Ehemann eine Affäre hatte. Christie setzte sich ins Auto und war weg, heißt es. Der Wagen wurde später gefunden und die Polizei rechnete schon mit dem Schlimmsten. In Seen wurde nach der Schriftstellerin gesucht, das Telefon ihres Ehemanns angezapft. Insgesamt 15.000 Freiwillige beteiligten sich angeblich an der Suche. Elf Tage nach ihrem Verschwinden tauchte Christie dann wieder auf, in einem Hotel. Bis heute weiß niemand, wo sie in der Zwischenzeit war. In das Hotel checkte sie übrigens mit dem Nachnamen der Geliebten ihres Mannes ein...
"Mord im Orient-Express" mit Angelina Jolie?
Diese dramatische Zeit im Leben der Autorin stand bereits im Mittelpunkt von Michael Apteds (75) Film von 1979, "Das Geheimnis der Agatha Christie", in dem Vanessa Redgrave (79) und Dustin Hoffman (78) zu sehen waren. Aber nicht nur Christies aufregendes Leben, auch ihre berühmten Werke, sind in Hollywood immer noch gefragt: "Mord im Orient-Express", 1934 veröffentlicht, wird gerade von Regisseur Kenneth Branagh (55) verfilmt, Angelina Jolie (41) könnte zum Cast gehören. Im Kino soll der Streifen 2017 laufen.
Auch von "Und dann gabs keines mehr" (1939) soll es eine neue Verfilmung geben. Das Buch ist mit 100 Millionen Exemplaren das meistverkaufte Werk Christies. Unter den meistverkauften Büchern aller Zeiten nimmt es einen der vordersten Plätze ein und ist bislang der meistverkaufte Krimi aller Zeiten.
Einmalige Leistung
Die "Queen of Crime" hat insgesamt 66 Detektiv-Romane und 14 Kurzgeschichten verfasst. Die Werke der Britin verkauften sich weltweit schätzungsweise vier Milliarden Mal. Christie gilt als einzige Krimiautorin, die es geschafft hat, zwei gleichermaßen berühmte und geliebte Figuren zu erfinden: Hercule Poirot, der nach seinem fiktiven Tod einen Nachruf auf der "New York Times"-Titelseite erhielt, und Miss Marple.
Wie nah Christies Werke an der Realität waren, beweist, dass sich sogar Experten täuschen ließen: Mit ihrem Werk "N or M?" von 1941 befasste sich sogar der Geheimdienst, weil man Angst hatte, Christie könne tatsächlich von britischen Kriegsgeheimnissen Kenntnis haben. Mit einem kannte sich die Schriftstellerin, die unter dem Pseudonym Mary Westmacott auch Liebesromane verfasste, tatsächlich bestens aus: mit Giften. Nachdem sie ihr zunächst begonnenes Musikstudium in Paris aufgegeben hatte, arbeitete sie als Krankenschwester beim Britischen Roten Kreuz im örtlichen Krankenhaus, später in einer Apotheke. In dieser Zeit sammelte sie viele Erfahrungen mit Giften.
Neben dem Schreiben begleitete Christie ihren zweiten Ehemann, den berühmten britischen Archäologen Max Mallowan (1904-1978), häufig zu Ausgrabungen. Aber nicht nur in den Mittleren Osten verschlug es die Britin häufig: Angeblich versuchte sie sich bereits 1922 auf Hawaii am Surfen. Damit soll sie zu den ersten Briten gehört haben, die diesem Hobby nachgegangen sind. Das Leben der Schriftstellerin bietet also noch jede Menge Facetten, die Hollywood noch beleuchten kann...