Bud Spencer: Die fünf Lektionen des Kultstars
Ein wild wuchernder Vollbart, stechender Blick, tiefes Grummeln, dazu zwei schlagkräftige Argumente - so einfach funktionierte Bud Spencer. Auch nach seinem Tod werden seine Fans folgende fünf Lektionen niemals vergessen.
Kinder wünschten sich seine Kraft, Männer träumten von seinem frechen Mundwerk und Eishockeyspieler eiferten erfolglos seinem wilden Bartwuchs nach: Bud Spencer. Der italienische Schauspieler starb im Alter von 86 Jahren im Kreise seiner Familie. Die Filme von Carlo Pedersoli, wie Spencer mit bürgerlichem Namen hieß, liefen im Fernsehen rauf und runter. Seine Sprüche zählten zu den Klassikern der Leinwandgeschichte. Diese Lektionen gab er seinen Fans mit auf den Weg.
Lektion eins: Immer auf die Zwölf
"Hat dir eigentlich schon mal einer mit dem Vorschlaghammer einen Scheitel gezogen?" Diplomatie hatte in "Vier Fäuste gegen Rio" niemand gelernt. Stattdessen fliegen in schöner Regelmäßigkeit die Fäuste. Doch mit modernen Action-Helden wie Bruce Willis oder Arnold Schwarzenegger hatte Bud Spencer nichts gemein. Kein Blut. Keine bombastischen Explosionen. Einfach Faust auf die Nase. Das allerdings derart perfekt inszeniert, dass es trotz 1,92 Metern Größe und über 150 Kilo Kampfgewicht an Ballett erinnerte.
Lektion zwei: Der Ton macht die Musik
Aus einer Schlägerei - natürlich stets gegen eine Vielzahl von Gegnern - formte der bärtige Koloss ein Gemälde, untermalt von "Boooiiing" und "Batsch". Dazu Songs mit Ohrwurmpotential: "Flying Through The Air" wiederholte sich ebenso zum Refrain von "Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle" wie "Dune Buggy" in "Zwei wie Pech und Schwefel". Ein Internet-Hit war auch der legendäre Auftritt von Bud Spencer im Chor, als er in den Klassiker "Lalalalala" ein "Bababa" einbaute und sich den Zorn des Dirigenten zuzog. Besonders lebensnah geriet aber vor allem der Soundtrack der Mahlzeiten: "Rülps. Alles raus was keine Miete zahlt."
Lektion drei: Gute Freunde kann niemand...
Apropos "Rülps" - da können selbst Joko & Klaas einpacken: Kaum ein Duo harmonierte auf der Leinwand so perfekt miteinander wie der dickköpfige Bud Spencer und der smarte Terence Hill, ebenfalls Italiener. Mario Girotti und Carlo Pedersoli klangen aber so sehr nach Western wie Bohneneintopf nach Italien - es mussten Künstlernamen her. Pedersoli, in seinen Rollen stets pragmatisch ("Ich heiß Largo, und du?" - "Ich nicht."), machte es sich einfach: Er bewunderte den Schauspieler Spencer Tracy und mochte "Budweiser"-Bier; Bud Spencer war geboren. Neun Filme drehten Bud Spencer und Terence Hill anschließend gemeinsam, die Namen sind zu einem Synonym von Schalk und Draufgängertum geworden.
Lektion vier: Keinen Respekt vor Niemandem
So sehr ein paar ordentliche Backpfeifen auch als Markenzeichen von Bud Spencer galten - er prügelte sich selten der Prügel wegen. Mal legte er Ganoven das Handwerk, mal lehnte er sich gegen geldgeile Immobilienhaie auf, immer war es Gut gegen Böse. Selber stets knapp bei Kasse und sich mühsam durchs Leben kämpfend zeigte er vor allem vor Wichtigtuern und Amtspersonen keinen Respekt: "Mach mal Platz, ich bin der Landvogt."
In seinen Filmen gehörte sein gutmütiges Herz oft dem einfachen Arbeiter, eine Position, die Carlo Pedersoli abseits der Kameras ebenfalls kennengelernt hatte. Zwar konnte er auf ein abgeschlossenes Jurastudium zurückblicken. Aber nachdem Pedersoli als erster Italiener der Geschichte 100 Meter Freistil unter einer Minute geschwommen und zweimal zu den Olympischen Spielen gefahren war, brach er seine Sportlerkarriere auf ihrem Höhepunkt ab und ging im Alter von 27 Jahren nach Südamerika. Dort verdingte er sich auf dem Bau und in einer Automobilfabrik. Erst drei Jahre später zog es ihn wieder nach Italien zurück, er heiratete Maria Amato - bis zu seinem Tod die Frau an seiner Seite - und startete seine Laufbahn im Filmgeschäft.
Lektion fünf: Bleib immer du selbst
Während andere Idole wie "Baywatch"-Bademeister David Hasselhoff inzwischen sturzbetrunken vom Fußboden Burger verzehren und ihren Ruf erfolgreich ruiniert haben, faszinierte Bud Spencer immer noch als Held. Die Grenzen seines Könnens vor der Kamera hatte er in seiner Autobiographie klar erkannt: "Ich bin kein Schauspieler, ich bin ein Charakter." Genau das machte die Figur Bud Spencer so unerreicht. Er spiegelte allerlei Hoffnungen und Träume, vor allem aber war er authentisch. Und hatte sich so ein eigenes Genre geschaffen. Gute Reise, Bud Spencer!