"Das Goldene Album": Eine Platte "ohne Hits" von Sido?
Sido wollte ein Album "ohne Hits" machen. Sein Anspruch: "Einfach nur Hip-Hop". Doch wie passt da der Name "Das Goldene Album" ins Konzept?
Nur ein Jahr nach seinem Gold-prämierten Album "VI" bringt Sido (35) am heutigen Freitag eine neue Platte auf den Markt. Sie heißt ganz unbescheiden "Das Goldene Album". Es ist auf seinen eigenen Wunsch hin entstanden. "Ich möchte ein Rap-Album machen. Ohne Hits. Einfach nur Hip-Hop. Oldschool. Mir ist egal, wie viel es verkauft. Seid Ihr dabei?", soll Sido sein Plattenlabel Universal Music in einem Telefongespräch gefragt haben. Doch wie geht ein profitorientiertes Unternehmen mit einer solchen Ansage um? Sido löst das auf seine Art: "Ach ja, ich will von Euch keinen Vorschuss dafür. Ich mach das für mich und meine Fans. Ihr sollt darunter nicht leiden."
Damit konnte er sein Label am Ende wohl überzeugen. Auf Promo wollte Sido übrigens komplett verzichten. Interviews im Vorfeld gab er also keine. So ganz aus dem Nichts kommt "Das Goldene Album" aber freilich nicht. Denn wie es bei neuen Alben Usus ist, veröffentlichte auch Sido vor dem heutigen Release diverse Single-Auskopplungen. Damit gab er einen Vorgeschmack auf das, was man von seinem neuen Werk erwarten darf.
Und das scheint den Fans (mal wieder) zu gefallen. Die Nachfrage beim Online-Händler Amazon ist auf jeden Fall riesig. Die CD stand schon vor Veröffentlichung auf Platz eins der Bestseller-Liste. Und sogar die Vinyl-Ausgabe schafft es bis auf Platz fünf. Eine Top-Platzierung in den Charts scheint somit vorprogrammiert.
"Ich verspreche nichts, was ich nicht halten kann"
Doch was bietet das Album denn nun, von dem Sido verspricht, er wolle darauf "einfach nur Hip-Hop" machen? Vorweg: wo Sido drauf steht, ist auch Sido drin. Wer also die Art, wie der Berliner rappt, mag, wird auch hier auf seine Kosten kommen. Und ja, Sido hat sich für sein siebtes Studio-Album auf seine Wurzeln konzentriert. "Ich verspreche nichts, was ich nicht halten kann", rappt Sido im Intro.
Im Bezug auf sein Vorhaben, wieder zur alten Schule zurückzukehren, hat er nicht zu viel versprochen. Features mit Pop-Stars wie Andreas Bourani ( "Astronaut"), Adel Tawil ("Zuhause ist die Welt noch in Ordnung") oder Mark Forster ( "Einer dieser Steine") sucht man vergebens. Vielmehr kollaboriert Sido etwa mit dem Frankfurter Rap-Newcomer Hanybal ( "Ganz unten") oder Hip-Hop-Veteran Kool Savas ("Masafakas"). Die Beats stammen zum Großteil wieder von Sidos Berliner Kumpel DJ Desue.
Insgesamt bietet "Das Goldene Album" 15 neue Songs, wobei sich darunter bereits erwähntes Intro sowie ein Skit befinden. Trotzdem reicht das noch für gut 40 Minuten Rap, die vor allem all jenen Spaß machen dürften, die Sidos vergangene Alben etwas zu poppig fanden. Für ein Album, das "Oldschool" sein soll, tut der Berliner auch gut daran, sich keine Unterstützung aus dem musikalischen Mainstream zu holen; ist er doch selbst für viele mittlerweile im Mainstream angekommen. Aber das kann Sido keiner zum Vorwurf machen. Er ist sich immer selbst treu geblieben, hat sich nicht verbiegen lassen. Er hat einfach diesen gewissen Rap-Flow und diese unverkennbare Stimme. Um beides beneiden ihn viele andere Rapper. Beides macht ihn erfolgreich.
Abrechnung mit Berichterstattung über deutschen Rap
Und auch auf diesem Album, das ja eigentlich laut eigener Aussage "ohne Hits" sein sollte, beweist Sido, dass er einer der besten Rapper des Landes ist. So befinden sich auch auf "Das Goldene Album" wieder Songs mit Hit-Potenzial. Vor allem die großartige Kollaboration mit Kool Savas - die erst zweite der beiden Rap-Größen überhaupt - ist mehr als gelungen. Sido und Savas rechnen in "Masafakas" mit der Berichterstattung über deutschen Rap sowie den Umgang mit diesem ab. Die großen deutschen TV-Sender, aber auch Zeitungen und Magazine bekommen ihr Fett weg. Im Track "Papa ist da" zeigt sich Sido dann von seiner privaten Seite. Ein Song für und über seine zwei Söhne. Ein Blick in die Zukunft.
Aber eigentlich wollte Sido ja keine Promo für sein neues Werk. Deshalb sei am Ende nur noch die Frage beantwortet, warum das Album so heißt, wie es heißt. "Ich wollte schon immer mal ein Album nach einer Farbe benennen", so Sido im Telefonat mit seinem Platten-Label. Vermessen ist diese Farbe auf jeden Fall nicht...