Das müssen Sie über den Eurovision Song Contest wissen

Wer darf zum ESC antreten? Wer ist Rekordsieger? Und wer will partout nicht mitmachen? Hier erfahren Sie, was Sie schon immer über den ESC wissen wollten.
61 und kein bisschen leiser: Der Eurovision Song Contest ist nach wie vor das gesamteuropäische Musikevent schlechthin. Das beweist auch die rekordverdächtige Teilnehmerzahl beim ESC 2016 in Stockholm. Spannende Fakten aus der Geschichte des Kult-Events:
Wer darf mitmachen?
Teilnahmeberechtigt sind alle Länder, die in der Europäischen Rundfunkunion (kurz EBU für European Broadcasting Union) vertreten sind. Dazu gehören neben den europäischen Staaten auch nichteuropäische Länder des Mittelmeerraums wie Israel und einige nordafrikanische Staaten. In Einzelfällen dürfen auch mit der EBU assoziierte Länder aus dem Rest der Welt teilnehmen, 2016 etwa zum zweiten Mal Australien. Sollte die australische Kandidatin Dami Im ("Sound of Silence") gewinnen, findet der nächste ESC trotzdem in einem europäischen Land statt, das den Contest dann zusammen mit Australien veranstaltet.
Wer schmollt?
14 der in der EBU als Vollmitglieder vertretenen Staaten haben derzeit kein Interesse am ESC, darunter Portugal, Luxemburg, Andorra und die Slowakei. Einigen ist aufgrund früherer Erfolglosigkeit die Lust am Contest vergangen, anderen ist die Teilnahme schlicht zu teuer. Die arabischen EBU-Länder boykottieren den ESC wegen der Teilnahme Israels, lediglich Marokko nahm einmalig im Jahr 1980 teil.
Monaco und die Türkei sind mit dem Wertungssystem unzufrieden, letztere stört sich auch an leicht bekleideten und homosexuellen Künstlern. Liechtenstein will seit vielen Jahren sein ESC-Debüt geben, doch der Kleinstaat scheitert aufgrund der EBU-Vorgaben immer wieder daran, mit einem Sender in die Union aufgenommen zu werden. Das einzige europäische Land, das bisher keinerlei ESC-Ambitionen zeigte, ist der Vatikan - dort wird der Contest noch nicht einmal ausgestrahlt.
Gibt es Regeln für die Künstler-Auswahl?
Es gibt eine Reihe von Regeln für die ESC-Beiträge. Unter anderem müssen die Interpreten mindestens 16 Jahre alt sein und es dürfen höchstens sechs Personen auf der Bühne stehen. Der Song muss live gesungen werden, während die Instrumente seit 1999 vom Band kommen müssen. Tiere sind auf der Bühne ebenso verboten wie eindeutige politische Botschaften. Wie die Länder ihre Kandidaten auswählen, bleibt ihnen ansonsten selbst überlassen. Einige setzen wie Deutschland auf nationale Vorentscheide, bei anderen bestimmen die teilnehmenden Sender die Künstler intern.
Seit wann darf das Publikum abstimmen?
Vor 1997 wurden die Punkte ausschließlich durch Jurys vergeben. 1997 testeten Deutschland, Schweden, Österreich, die Schweiz und Großbritannien erstmals das Televoting, das im Folgejahr die Jury in den meisten Ländern ablöste. Ab 2009 wurden die Punkte zu je 50 Prozent durch die Telefonabstimmung und eine Jury vergeben. 2016 hat eine weitere Änderung ihre Premiere: Die Punkte der Jurys und der Telefonabstimmungen werden nicht mehr kombiniert, sondern separat vergeben. Jedes Land verteilt nun also zweimal zwölf Punkte.
Wer bekommt eigentlich den Preis?
Die Trophäe muss der siegreiche Künstler zumeist wieder abgeben - außer, er hat den Gewinner-Titel selbst geschrieben. Denn der ESC ist im Grunde ein reiner Komponisten-Wettbewerb, die auftretenden Sänger und Bands gehen leer aus - von dem hervorragenden Werbe-Effekt des Kult-Events mal abgesehen.
Welches Land hat am häufigsten gewonnen?
ESC-Spitzenreiter ist mit sieben Siegen Irland. Drei davon gehen auf das Konto von Johnny Logan ( "What's Another Year"), zwei als Sänger und einer als Komponist. 1992 bis 1994 gewannen die Iren sogar drei Mal in Folge. Der letzte Sieg der grünen Insel ist allerdings schon eine Weile her: 1996 räumte Sängerin Eimear Quinn mit "The Voice" in Oslo ab. Mit dem Triumph von Måns Zelmerlöw ("Heroes") hat Schweden 2015 mit insgesamt sechs Siegen dicht zu Irland aufgeschlossen.
Wo fand der ESC am häufigsten statt?
Wer jetzt auf Irland tippt, liegt falsch: Großbritannien hat zwar "nur" fünf Mal gewonnen, den ESC richtete das Land aber acht Mal aus. Der Grund: Viermal sprang das Königreich für Siegerländer ein, die den Contest nicht selbst veranstalten konnten. Wer jetzt nachrechnet, wird sich fragen, warum die Briten den ESC dann nicht neun Mal organisierten: 1969 war die britische Kandidatin Lulu ( "The Answer Is Love") aufgrund des damaligen Punktesystems eine von vier Siegern. Der ESC 1970 wurde dann in Amsterdam ausgetragen.
Wer trat am häufigsten an?
Am häufigsten auf der Bühne standen die Norwegerin Elisabeth Andreassen, das Schweizer Trio Peter, Sue & Marc und der Belgier Fud Leclerc mit je vier Teilnahmen. Das ist allerdings nichts im Vergleich zu der langen Contest-Karriere von Ralph Siegel: "Mister Grand Prix" nahm als Komponist an bisher 24 Wettbewerben teil. Seinen größten Erfolg, den Sieg mit "Ein bisschen Frieden" von Nicole im Jahr 1982, konnte er dabei nie wiederholen. Nachdem er über zehn Jahre für andere Länder wie Malta, die Schweiz und San Marino an den Start gegangen war, versuchte Siegel 2016 erneut sein Glück in der Heimat. Mit Kandidatin Laura Pinski und dem Song "Under The Sun We Are One" verpasste er jedoch im Vorentscheid das Finale knapp.
Wer ist der erfolgreichste ESC-Künstler?
Klarer Fall: Niemand startete nach dem ESC so durch wie das schwedische Kult-Quartett ABBA. Agnetha, Frida, Benny und Björn legten mit dem Sieg den Grundstein für eine internationale Karriere. Ihr Siegertitel "Waterloo" wurde in 54 Ländern veröffentlicht und erreichte in vielen davon die Top 10. Schätzungen der Musikindustrie zufolge sollen ABBA trotz ihrer Auflösung im Jahr 1982 bis heute etwa 400 Millionen Platten abgesetzt haben.