Erneuter Lockdown: Kinobranche hat "kein Verständnis mehr"
Zu den ab 2. November geltenden Maßnahmen zur Corona-Eindämmung gehört auch die erneute Schließung von Kinos und Theatern. Bei den Institutionen stößt dies auf Kritik.
Bund und Länder haben sich auf neue Corona-Maßnahmen und damit einen Teil-Lockdown geeinigt. Kulturstätten wie Theater, Opern, Konzerthäuser oder Kinos müssen ab dem kommenden Montag (2. November) bis Ende des Monats schließen. In der Kulturbranche blickt man besorgt auf die erneuten Schließungen: Der Hauptverband Deutscher Filmtheater e.V. warnt vor den möglicherweise fatalen Auswirkungen auf die Kinowirtschaft.
"Der erneute vierwöchige Teil-Lockdown [...] wird weitere Häuser die Existenz kosten. Wir werden dieses Kinojahr mit Verlusten von ca. einer Milliarde Euro (inklusive Concessions) abschließen. Das ist nicht zu verkraften", sagt Christine Berg, Vorstand vom Hauptverband der Filmtheater. Weltweit habe es keinen einzigen bekannten Covid-Fall im Kino geben. "Wir sind fassungslos." Der Verband habe "überhaupt kein Verständnis mehr für das ständige Auf und Ab der ergriffenen Maßnahmen." Seit sechs Monaten arbeite man mit detaillierten Sicherheitskonzepten, großen Räumen, modernen Belüftungsanlagen und ohnehin nur 25 Prozent Auslastungsmöglichkeit. "Jetzt muss der Staat schnell unbürokratische und transparente Hilfe leisten und alle mitnehmen."
Auch der Programmkinoverband sprach von einer "schmerzlichen" Entscheidung. "Was uns traurig macht: Dass man sich nicht durchgerungen hat, bei der Kultur eine differenzierte Sichtweise zu finden", erklärte Christian Bräuer von der AG Kino in einem ersten Statement. Auch die Theaterbranche fürchtet den erneuten Lockdown. Die künstlerischen Ensembles der großen Theater in München haben sich bereits vor dem Beschluss der Maßnahmen gegen eine Schließung ausgesprochen: "Kulturelle Veranstaltungen zu untersagen, halten wir für falsch. Sie ignorieren damit die Maßnahmen, die die bayerischen Theater seit Monaten einhalten, um einen Zuschauerbetrieb zu ermöglichen. Wir wollen spielen. Wir müssen spielen!", heißt es in einem Schreiben.
Musiker unterstützen Veranstaltungsbranche
Dass der Appell und die Statements angesichts der massiven Existenzbedrohungen in der Kulturbranche verschärft werden müssen, hat sich auch in der Musikwelt durchgesetzt. "Offensichtlich hat die Politik den Sommer verschlafen. Eine Lockdown- und Öffnungsstrategie in Schwarz-Weiß ist einfach zu wenig", erklärte Toten-Hosen-Frontmann Campino (58) bei einer Demo in Berlin an diesem Mittwoch. Trompeter Till Brönner veröffentlichte einen Appell via Instagram-Video: "Wenn ein gesamter Berufszweig per Gesetz gezwungen wird, seine Arbeit zum Schutze der Allgemeinheit ruhen zu lassen, dann muss doch die Allgemeinheit dafür sorgen, dass die Menschen nach Corona noch da sind", sagte der Musiker.