"Es geht mir gut Papa!": Jenny Jürgens emotionaler Brief an Papa Udo
Jenny Jürgens hat vor einem Jahr ihren Vater verloren. Der bekannte Musiker Udo Jürgens war am 21. Dezember 2014 an Herzversagen verstorben. In einem emotionalen Brief erinnert sich die Schauspielerin nun an gemeinsame Erlebnisse und drückt ihre Gefühle aus.
Heute jährt sich der Todestag von Udo Jürgens (1934-2014) zum ersten Mal. In einem Brief, den die "Bild"-Zeitung veröffentlichte, findet seine Tochter Jenny (48) rührende Worte für ihren Vater. "Lieber Date", beginnt die 48-Jährige das Schreiben ("Date" = Kärntner Mundart für Papa): "Der Schmerz Deines plötzlichen Abschieds ist elementar. So unvorbereitet, so plötzlich, mitten aus dem Zenit Deines Erfolges und aus der Wiege Deiner Familie gerissen".
Blicken Sie in diesem MyVideo-Clip noch einmal auf das Leben von Udo Jürgens zurück
In den letzten Jahren habe der Sänger öfter über die Angst gesprochen, sich "körperlich und geistig vielleicht zu verlieren". Dieses ganze Thema sei für sie "irgendwie immer heikel" gewesen. Schließlich sei er so kraftvoll, so ästhetisch, so kreativ, so groß und immer so 'Mitten im Leben'" gewesen. Und dennoch ist sie sich sicher: "Hättest Du eine Form zu gehen wählen dürfen, sie hätte genau so ausgesehen". Der österreichische Komponist war am 21. Dezember 2014 während eines Spaziergangs zusammengebrochen und wenig später im Alter von 80 Jahren in einer Klinik an Herzversagen verstorben. Nur wenige Wochen zuvor hatte er noch auf der Bühne gestanden.
Schicksalhaftes Alter
"Es ist schon fast schicksalhaft", schreibt seine Tochter nun. Ihre Großeltern seien ebenso mit 80 Jahren verstorben, "dieser 80. Geburtstag lag Dir schwer auf der Seele [...], diese Zahl war für Dich eine immense emotionale Hürde", weiß Jenny Jürgens. Sie überlegt, ob sie den Gedanken an den Tod möglicherweise ausgeblendet hätten. "Wer Dich auf der Bühne sah, konnte keinen Gedanken an Trennung verschwenden. Wer sah, wie Du auf Deinem Flügel spieltest, der vergaß die Zeit". Bei jedem Konzert sei sie "unfassbar stolz" gewesen. Die Endgültigkeit, die mit Jürgens Tod einhergehe sei "einfach nur brutal. Der Abschied der Eltern ist und bleibt eine Amputation".
Allerdings kommt Jenny Jürgens auch etwas ins Nachdenken. "Deine größte Liebe galt aber zweifelsohne Deinem kreativen Schaffen", beschreibt sie. Nichts habe dieser Liebe das Wasser reichen können. Als Kind sei es einer Lebensaufgabe gleichgekommen, das zu verstehen. Vorwürfe habe sie ihrem Vater nie gemacht und auch für einen schlechten Vater hält sie Udo Jürgens nicht. "Du warst eben wenig da damals. So ist das eben, wenn man plötzlich zu einem Superstar wird", resümiert Jenny. In den letzten zwei Jahrzehnten hätten sie beide das jedoch "enorm aufgeholt".
Unvergessen und unsterblich
"Du hattest tiefsten Respekt und ich habe Dich sehr oft für Deinen Umgang mit Deinen Fans bewundert und Dich als Vorbild gesehen", schwärmt sie weiter. Genau diese Fans hätten ihr in "der tiefsten Trauerphase [...] unendlich viel Trost zugesprochen". "Du hast ein großes Werk hinterlassen und ja, ich möchte behaupten, Du hast zu Lebzeiten mit Deiner Musik die Welt ein Stück verändert. Zum Besseren", heißt es in dem Brief schließlich.
Im Laufe der Monate habe sich ihr Trauerschmerz verändert. Noch immer komme er "in tränenreichen Wellen", aber es würden auch "viele Momente großer Freude, der Liebe und des Glücks" geben. "Es geht mir gut, Papa!", kann Jenny Jürgens heute sagen. "Ich werde mit Liebe beschenkt! Du wünschtest mir, Liebe ohne Leiden' - Dein Wunsch ist in Erfüllung gegangen". Zwar glaube sie nicht, dass sich die beiden noch einmal wiedersehen würden - "uns eint dieselbe Einstellung zu diesen Dingen"- aber "Du bist für immer ein Teil von mir und ich bleibe einer von Dir". Ganz zuletzt erinnert Jenny an eine Aussage ihres Vaters: "Der Mensch ist erst tot, wenn sich niemand mehr an ihn erinnert" - "Wenn das stimmt, lieber Papa, dann bist Du unsterblich".