Honne: "Wir sind beide ausgezeichnete Küsser"
Das Electro-Soul-Duo Honne hat sich am ersten Tag des Musikstudiums kennengelernt und spielt mittlerweile in ausverkauften Hallen. Ein Interview über Freundschaft, heiße Küsse und die Zukunft.
James Hatcher und Andy Clutterbuck verband von Anfang an die Musik, als sie sich im Studium kennengelernt haben. Vor zweieinhalb Jahren entstand aus den besten Freunden das Elektro-Soul-Duo Honne. "Es ist die Art von Musik, die du hörst, wenn du spät abends im Ufo durch die Galaxie fliegst", beschreiben sie ihren Musikstil im Interview mit spot on news - wenn ein Alien ihre Tracks hören würde. Mittlerweile blicken die beiden auf eine steile Karriere mit Tourneen durch Amerika, Asien und Europa zurück - in Korea waren alle 5500 Tickets in zehn Minuten ausverkauft.
Am 16. Dezember veröffentlichen sie eine Remix-Version ihres Albums "Warm on a Cold Night", bevor sie sich diesen Winter einem neuen Album widmen. Mit der Nachrichtenagentur spot on news sprachen James Hatcher und Andy Clutterbuck ganz offen über ihre Musik, ihre Freundschaft und heiße Küsse.
Ihr Name "Honne" bedeutet übersetzt "echte Gefühle" und ist asiatisch. Warum haben Sie sich dafür entschieden und was verbinden Sie mit Asien?
Andy Clutterbuck: Um genauer zu sein ist es japanisch. Vor vier oder fünf Jahren bin ich dort hin gereist und habe mich einfach in das Land verliebt. Ich kam zurück und ich fühlte mich von Japan und der Kultur sehr inspiriert. Dann kamen wir auf das Wort 'Honne', weil es gut zu unserer Musik passt.
James Hatcher: Das Wort ist auf Koreanisch zwar anders, es gibt aber einen ähnlichen Ausdruck dafür. Andere Sprachen haben dafür einfach kein Wort. Ein paar koreanische Künstler fanden uns gut und haben ihre Fans für unsere Musik begeistern können. Gestern war ich in Berlin in einem koreanischen Restaurant. Da kam ein Mädchen und sagte erstaunt: 'Honne???' Für uns ist so eine Situation einfach unglaublich, wir sind dort anscheinend echt sehr bekannt. Wirklich etwas verrückt.
Andy Clutterbuck: Es ging schon so weit, dass in Korea Fans von uns an den Flughafen kamen - wie bei einer Boyband.
Was meinen Sie: Wie lange kann man Musik machen? Sie stehen gerade erst am Anfang Ihrer Karriere. Haben Sie Pläne für danach oder machen Sie einfach immer weiter und schauen, was die Zukunft bringt?
Andy Clutterbuck: Ich möchte auf jeden Fall noch ein bisschen weiter Musik machen (lacht). Manche Bands machen es wirklich gut und haben sehr lange Karrieren, wie zum Beispiel Radiohead. Ich habe riesigen Respekt vor ihnen. Sie haben sich entwickelt und machen nach wie vor unglaublich großartige Musik. Es gibt außerdem Bands, die nicht altern, ohne Namen nennen zu wollen. Solange man sich immer wieder neu erfindet und gute Musik schreibt, kannst du ziemlich lange Musik machen.
Haben Sie Vorbilder, einen Künstler, mit dem Sie gerne performen wollen oder eine Wunschlocation?
James Hatcher: Menschen, die uns inspirieren? Das kann man alles kombinieren. Mit Chance the Rapper zu performen oder Songs zu schreiben, wäre ein Traum. Verrückt wäre auch Kendrick Lamar, aber sehr unwahrscheinlich.
Andy Clutterbuck: Unser Traum-Gig... Nächstes Jahr spielen wir auf ein paar coolen Festivals in Amerika. An der Westküste ist ein wirklich cooles Festival (lachen). Da wollten wir schon immer spielen, und jetzt passiert es wirklich.
James Hatcher: Wir haben schon auf dem Glastonbury Festival gespielt, aber dort mal auf eine größere Bühne zu können, wäre toll.
Was machen Sie kurz vor einem Konzert? Wie bringen Sie sich in Stimmung, haben Sie gewisse Rituale, werden Sie nervös?
James Hatcher: Früher wurden wir immer sehr nervös, aber mittlerweile nicht mehr so. Wir lungern eigentlich nur rum, jeder zankt sich mit der Band, dann steigt die Vorfreude.
Andy Clutterbuck: Ich tigere einfach nur umher und bin nicht wirklich aufmerksam. Gin und Tonic, das ist die Hauptsache. Wir genießen einfach. Eigentlich machen wir nichts besonders, aber es ist wichtig, mal nichts zu tun.
Wie ist es, wenn Sie auf der Bühne stehen? Schauen Sie sich das Publikum an oder fühlen Sie sich isoliert?
James Hatcher: Ich will immer sehen, was das Publikum treibt. Das ist interessant.
Andy Clutterbuck: Ja, manche weinen - es passiert immer viel. Wir interagieren mit dem Publikum, wir quatschen mit ihnen, bringen sie zum Singen. In einem Moment bringen wir alle dazu, sich gegenseitig in die Arme zu nehmen. Das ist immer ziemlich romantisch und schön. Manche sind dann erst einmal abgeneigt. Dann sagen wir nur: 'Macht es einfach, ihr habt doch eine gute Zeit!'
Sie produzieren alles selbst. Verlieren Sie nicht den Überblick, wenn Sie so nah an den Songs sind und bauen so irgendwann immer mehr Details in einen Song ein, sodass er überladen wird? Man sagt ja, dass frischer Input von außen immer gut ist.
James Hatcher: Wir zeigen unsere Songs immer Freunden, unserem Team und anderen befreundeten Musikern. Am Ende werden die Songs von jemand anderem abgemischt. Die geben dann nochmal einen eigenen Dreh rein und versuchen, es so gut klingen zu lassen, wie sie können. Manchmal ist es dann ziemlich anders als vorher. Aber ein guter Mix kann Stücke auch hervorstechen lassen.
Andy Clutterbuck: Ja, sie machen die Songs besser, aber sie ändern sie nicht zu sehr von unserer Version ab.
James Hatcher: Wir lassen auch immer etwas Zeit vergehen. Wir beenden einen Song und dann legen wir ihn ein paar Wochen beiseite und kommen dann nochmal darauf zurück.
Sie haben Ihren Song "Someone That Loves You" mit Izzy Bizu ( "White Tiger") gemacht. Wie kam es zur Zusammenarbeit und wie war es, mit ihr zu arbeiten?
Andy Clutterbuck: Wir haben ihr per Twitter gesagt, dass wir sie cool finden und gefragt, ob man nicht einen Song zusammen machen könnte. Wir wussten, dass sie unsere Musik hörte, denn sie hatte in einem Blogeintrag über uns geschrieben. Daraufhin hatten wir sie uns genauer angehört. Dann sind wir in unser Studio, haben den Song geschrieben und es war eine riesige Kollaboration. Wir hatten vorher nur einzelne Musikfragmente, den Songtext haben wir dann zusammen geschrieben. Es war einfach richtiges Teamwork, das war cool.
Bei den Songs "It Ain't Wrong Loving You", "The Night" und "Gone Are the Days" dreht sich alles um Verführung und ums Flirten. Sie sagen: "Komm mit mir, bei mir hast du es gut". Wollen Sie damit sagen, dass Sie bessere Partner wären, als der, der besungenen Frau?
Andy Clutterbuck: Das stimmt nicht so ganz. 'Gone Are the Days', was mehr oder weniger in diesem Sinne gedacht ist, sagt eher aus: 'Du wurdest in der Vergangenheit schlecht behandelt, vielleicht kann ich dir Besseres zeigen.' Es soll nicht heißen, dass jemand seinen Freund verlassen soll, sondern, dass die Frau Besseres verdient hat.
Und, sind Sie so? Beruht der Song auf einer wahren Begebenheit?
James Hatcher: (lacht) Nein, wir beide sind schon sehr romantisch und viele finden, dass wir sehr nett zu unseren Freundinnen sind, aber wir würden keine vergebene Frau abwerben.
Was macht für Sie den jeweils anderen besonders? Wodurch zeichnen Sie sich aus?
Andy Clutterbuck: James ist...
James Hatcher: ...ein ausgezeichneter Küsser! Wir sind beide ausgezeichnete Küsser.
Andy Clutterbuck: James ist eine sehr optimistische Person. Er ist nie wirklich schlecht gelaunt. Jeden Tag wacht er mit guter Stimmung auf, ist gesprächig, bringt jedem zum Lachen. Das ist auf Tour sehr wichtig.
James Hatcher: Andys beste Eigenschaft? Es gibt keine. Es ist sein Hintern! (lacht) Nein, Andys beste Eigenschaft ist, dass er ein ausgesprochen guter Songwriter ist. Manchmal schickt er mir einfach einen kompletten Song, zum Beispiel 'Treat You Right'. Er schickte ihn mir und ich sagte einfach nur: 'Cool, ja, das ist perfekt.'
Worauf könnten Sie beim anderen nicht verzichten?
James Hatcher: Es wäre schlecht, wenn Andy nicht singen könnte. Das Wichtigste ist für uns, dass unsere Persönlichkeiten zueinander passen. Wir arbeiten jetzt seit sieben oder acht Jahren zusammen und müssen jeden Tag miteinander verbringen. Manchmal verbringen wir sogar Nächte im gleichen Zimmer oder schlafen gemeinsam im Hotelzimmer - nachdem man morgens um acht Uhr aufgewacht ist und den Tag im Auto verbracht und ein Konzert gespielt hat. Da entsteht schon viel Druck. Wären wir nicht so gute Freunde, die sich gut verstehen, wäre es ein absoluter Albtraum.
Gibt es trotzdem manchmal Krach? Sind Sie Streithähne bzw. können Sie gut streiten?
Andy Clutterbuck: Ja, kommt schon mal vor. Aber James ist impulsiver als ich.
James Hatcher: Streithähne (lacht), ja, wir können gut streiten. Stimmt, du bist überhaupt nicht impulsiv.
Andy Clutterbuck: Nein, aber manchmal hab ich einfach Lust, zu streiten und irgendwie jemanden zu ärgern.
James Hatcher: Es ist alles in allem sehr friedlich im Vergleich zu anderen Leuten, die so viel Zeit miteinander verbringen.
Gibt es etwas, was Sie im Leben oder Ihrer bisherigen Karriere bereuen?
James Hatcher: Ich bereue, einmal betrunken nach Hause gegangen zu sein, meine Hand in einen Briefkasten gesteckt zu haben und dadurch meine Fingerkuppe abgeschnitten zu haben. Ich hatte den Nagel und das Ende vom Finger verloren und es wurde wieder drangenäht. Aber das hat mich dazu gebracht, mehr Keyboard zu spielen und das hat vielleicht zur Entstehung von Honne geführt, wer weiß.
Andy Clutterbuck: Ich finde es nicht gut, etwas zu bereuen. (überlegt lange) Was habe ich denn Falsches oder Böses gemacht? Ich bereue, nicht einmal zu 'Barry's Bootcamp' gegangen zu sein. Das ist ein anstrengender Workout-Kurs mehrmals die Woche. Wegen unserer Tour war ich die letzten zwei Monate nicht dort.
James Hatcher: Stimmt, sonst geht er morgens um sechs oder sieben Uhr und zwei bis drei Mal die Woche.
Andy Clutterbuck: Ja, ziemlich früh. Es ist ein guter Grund aufzustehen, es durchzuziehen und dann die Arbeit zu beginnen. Das ist eine gute Motivation.
James Hatcher: Ich mache das nicht, ich würde schwimmen oder Tennis spielen. Aber beim Tennis habe ich mir das Fußgelenkt gebrochen, darum habe ich lange nicht mehr gespielt. Das ist wohl die andere Sache, die ich bereue. Ich bin ein Pechvogel. Mir ist nie etwas passiert, bis ich 23 war, dann fing alles an. Jetzt fehlt mir die Fingerkuppe, ein Knochen...
Was bringt die Zukunft? Wird es ein neues Album geben?
Andy Clutterbuck: Ja, sobald wir unsere Tour beendet haben, werden wir an einem neuen Album arbeiten. Im nächsten Jahr werden wir auf einer Menge Festivals sein, Touren machen, es wird auf jeden Fall ein volles Jahr werden. Wir würden gerne noch mehr Kooperationen mit anderen Künstlern angehen. Außerdem haben wir immer noch ein paar Sachen im Hintergrund laufen, die wir zwischendurch machen.
Nennen Sie mir Begriffe, die beschreiben, was Sie sich und Honne für die Zukunft wünschen.
Andy Clutterbuck und James Hatcher: Langlebigkeit, Spaß, Kreativität, Weiterentwicklung.