Jamala verzaubert Europa - Das ist die ESC-Gewinnerin

Sie ist über Nacht zum neuen Star am europäischen Musik-Himmel geworden: Die ESC-Siegerin Jamala aus der Ukraine. Doch wer ist die 32-Jährige überhaupt, deren Song "1944" schon vor dem ESC für ordentlich Wirbel gesorgt hat?
Jamala (32) hat mit ihrem Song "1944" die Herzen der Europäer im Sturm erobert. Dank der überragenden Stimmenanzahl des Zuschauervotings hielt sie ihre Konkurrenz in Schach und triumphierte beim ESC 2016 am Ende deutlich. Doch wer ist diese ukrainische Sängerin überhaupt und was ist der Hintergrund ihres sehr bewegenden Beitrags?
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Jamala, die mit bürgerlichem Namen Susana Dschamaladinowal heißt und am 27. Oktober 1983 in Osch in der ehemaligen Kirgisischen Sozialistischen Sowjetrepublik (heute Kirgisistan) zur Welt kam, entstammt eigentlich dem Volk der Krimtataren - zumindest väterlicherseits. Ihre Mutter kommt nämlich aus Armenien. Hauptsächlich wuchs Jamala in dem Städtchen Aluschta auf, auf der Halbinsel Krim - wie auch große Teile ihrer Vorfahren.
Ihre Vorfahren mussten ihre Heimat verlassen
Doch vor mehr als 70 Jahren mussten diese ihre Heimat verlassen: 1944 wurde ihre Urgroßmutter Nasylchan mit ihren fünf Kindern aus ihrem Haus nach Kirgisistan deportiert. Damals befahl der sowjetische Staatschef Josef Stalin nach der Rückeroberung der Krim von der deutschen Wehrmacht, alle Krimtataren nach Zentralasien zu bringen. Über diese bittere Zeit ihrer Familie handelt auch ihr Song, in dem sie die verlorene Kindheit in der eigentlichen Heimat und die Gräueltaten der Sowjets thematisiert. Der Refrain wird sogar auf der seltenen Sprache Krimtatarisch gesungen.
Das Lied bzw. sein Text löste bereits im Vorfeld große Diskussionen aus. Eigentlich sind beim ESC nämlich politische Lieder verboten. Russische Politiker von der Krim behaupteten, die Ukraine würde den Song nur benutzen, um mit der damaligen Tragödie der Krimtataren Russland anzugreifen, damit Europa ein falsches Bild von einer angeblichen Bedrohung der Tataren auf der durch Russland annektierten Krim bekommt. Die Europäische Rundfunkunion beschied allerdings, dass es vordergründig nicht um eine politische Botschaft gehe, sondern um das persönliche Schicksal von Jamala und ließ mit dieser Begründung das Lied zu.
Ein Sammelsurium an Musik-Genres
Jamala ist mit ihrem Song "1944" im Übrigen alles andere als ein Newcomer. Bereits 2011 trat die Spinto-Sopranistin beim ukrainischen ESC-Vorentscheid an und belegte damals den dritten Rang. Insgesamt veröffentlichte Jamala bereits fünf Alben. Dabei zieht sich ihr Stil durch weite Teile sämtlicher Musik-Genres. Neben Jazz, Soul und R&B lässt Jamala auch immer wieder klassische Elemente in ihre Lieder einfließen. Gelegentlich tauchen sogar Gospel-Fragmente in ihren Werken auf. Ein Sammelsurium der Weltmusik also, mit ihren festen Wurzeln auf der Krim.