Kampf der Rock-Schwergewichte: Nickelback vs. Stone Sour
Chad Kroeger und Corey Taylor mögen sich nicht. Das hat der Beef der letzten Wochen gezeigt. Doch wer zieht den Kürzeren im direkten musikalischen Vergleich? Nickelbacks neues Album "Feed the Maschine" oder Stone Sours neuer Langspieler "Hydrograd"?
Chad Kroeger (42), Sänger der kanadischen Rock-Band Nickelback, und Corey Taylor (43), Frontmann der Metal-Bands Stone Sour und Slipknot, pflegen seit vielen Jahren eine innige Feindschaft - die sie öffentlich über die Medien austragen und die zurzeit einen neuen Höhepunkt erreicht hat. Interessant daran ist, dass beide Bands mit nur zweiwöchigem Abstand je ein neues Album herausbringen. Also alles nur eine Promo-Masche, um die Verkäufe anzukurbeln? Und: Wer hat denn nun die bessere Platte am Start? Doch zunächst ein Blick auf die ewige Fehde.
Kampf mit harten Bandagen
Im Vorfeld zur Veröffentlichung des neuen Nickelback-Albums "Feed The Machine" am 16. Juni 2017 schoss Kroeger, in offensichtlicher Bierlaune, in einem Interview mit dem schwedischem Magazin "Metal Covenant" gegen Taylor, nannte Stone Sour "Nickelback light" und Slipknot ein "Gimmick". Und weiter: "Corey Taylor hat in der Vergangenheit einige wirklich fiese Dinge über mich gesagt und auch, dass es sehr einfach ist, einen Hit zu schreiben. Dann zeig mal Corey. Schreibe einen. Ich habe noch keinen gehört von dir." Harter Tobak.
Die Antwort von Taylor ließ nicht lange auf sich warten. Denn Stone Sour bringen am heutigen Freitag ihr neues Album "Hydrograd" heraus und Taylor war die letzten Wochen auf Promo-Tour und wurde von den Journalisten häufig auf dieses Thema angesprochen. Zu Kroegers Vorwürfen sagte er in einem Interview mit dem amerikanischen Radio-Sender "KISW 99,9": "Ich spreche nicht über diesen Idioten. Es ist mir egal, was Chad Kroeger sagt. Er ist für den Rock das, was 'KFC' für Hähnchen ist." In einem anderen Interview bestritt er zudem jemals gesagt zu haben, dass es einfach wäre, einen Hit zu schreiben und dass Kroeger wohl zu viel Gras rauchen würde. Autsch.
Uralte Vorwürfe
Die Fehde hat ihren Ursprung im Jahr 2002. Taylor, der mit Slipknot bei dem gleichen Label wie Nickelback war, beschwerte sich bitterlich, dass Roadrunner Records alles für Nickelback geben würde, Slipknot aber wenig bis gar keinen Support angedeihen ließ. Damals sagte Taylor: "Sie machen alles für scheiß Nickelback - wir aber finden nirgends statt [...] aber kaum kommen diese gut aussehenden Jungs... Dabei sieht der Sänger aus wie Shaggy aus 'Scooby Doo'."
Der Vergleich: "Feed The Machine" vs. "Hydrograd"
Nun zum musikalischen Showdown. Zunächst ist es Fakt, dass "Feed The Machine" das in der ersten Woche am schlechtesten verkaufte Nickelback Album seit 16 Jahren ist. Dabei muss man Kroeger und Co. anrechnen, dass sie sich im Titel-Track und Opener so angriffslustig und heavy zeigen, wie lange nicht mehr. Und auch das folgende "Coin for the Ferryman" geht ordentlich nach vorne und macht richtig Laune. Ein erstaunlich bissiger und guter Start also.
Doch danach flacht das Album deutlich ab und die anfängliche Euphorie verpufft mit dem Rückzug in den altbekannten, austauschbaren Formatradio-Rock. Sicher, das haben Nickelback schon immer gemacht, doch, und das muss man sich eingestehen, meist ziemlich eingängig. Die große Crux an "Feed The Machine" ist, dass Kroeger einfach keine Ohrwurm-Refrains (mehr) abliefert. Das meiste geht links rein und rechts wieder raus, ohne einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Wo sind also die Hits, Herr Kroeger? Sicher nicht auf "Feed The Machine".
Wenn man sich "Hydrograd" im direkten Vergleich anhört, dann ist man zunächst geneigt, Kroeger recht zu geben. Zwar sind Stone Sour nicht Nickelback "light", aber die Band um die beiden Slipknot-Recken Corey Taylor und Jim Root (45) hat ihren Sound noch weiter in Richtung Hardrock verschoben. Also in die Nähe des Nickelback-Fahrwassers. Das muss (natürlich) nicht schlecht sein, aber: "Hydrograd" überhebt sich. Es überhebt sich an der Masse der Songs.
Von den 15 gelisteten Tracks, hätten gut und gerne drei bis vier Songs gestrichen werden können. Zum Beispiel "Thank God it's over" plätschert nur so dahin. Doch, und da geht der Punkt deutlich an Stone Sour, die Songs, die auf den Punkt kommen, bleiben hängen! Wie zum Beispiel die Single "Fabuless", mit der Taylor mit seiner variablen Stimme einen weiteren Punkt für "seine" Band holt. Egal ob hart, grunzend oder sanft: Der Übergang ist fließend, gekonnt und einfach gut.
Unterm Strich ziehen Nickelback also im direkten Vergleich den Kürzeren. Auch wenn es Kroeger wahrscheinlich völlig egal ist, schließlich verkaufen die Kanadier weiterhin deutlich mehr Platten, als Stone Sour.