Patric Heizmann: "Sport kann dick machen"
Sport kann beim Abnehmen auch hinderlich sein, meint Fitness- und Ernährungsexperte Patric Heizmann - warum, erklärt der Bestsellerautor im Interview. Außerdem erzählt er, wie uns Helmut Kohl und Heidi Klum beeinflussen.
Dank "Comedy mit Nährwert" begeistert Patric Heizmann die Zuschauer auf seiner Tour und sein Bestseller "Ich mach mich mal dünn" (Heyne Verlag, 256 Seiten, 8,99 Euro) ist gerade als Taschenbuch erschienen - über sein Erfolgsrezept, das richtige Training, Helmut Kohl und Heidi Klum spricht der Fitness- und Ernährungsexperte im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news.
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Zu Beginn des neuen Jahres gibt es wieder einen Run auf Diät- und Ernährungsbücher. Wie sehr können Sie noch über Versprechen wie "zehn Kilo runter in vier Wochen" lachen?
Patric Heizmann: Tatsächlich geht das. Es liegt allein am Ausgangsgewicht. Wenn ich über 100 Kilogramm wiege, sind zehn Kilo in vier Wochen absolut machbar. Natürlich gehört dazu eine gewisse Disziplin. Wer sich vier Wochen mit viel Gemüse und Eiweiß-betont ernährt, und auf Kohlenhydrate so gut wie möglich verzichtet, schafft das. Die Frage ist nur, wie lange man diese Ernährungsform durchhält. Die verloren gegangenen Kalorien kommen schnell wieder nach Hause und bringen dann auch noch ein paar Kumpels mit.
Was ist ein realistischer Zeitraum, um zehn Kilo abzunehmen?
Heizmann: Wichtig ist dabei das Startgewicht. Bei ein bisschen überschüssigem Körperfett sind zehn Kilo utopisch. Da läuft man Gefahr, dass man viel Muskulatur opfert. Und die müssen wir unbedingt beschützen. Sie verbrennt rund um die Uhr Energie, auch nachts, wenn wir schlafen. Bei einem normalen Gewicht mit einem etwas zu flauschigem Ansatz sind 1,5 Kilogramm pro Woche absolut realistisch - ohne großartige Umstellungen.
Auch ohne Sport?
Heizmann: Auf jeden Fall! Sport ist wichtig, keine Frage, wird aber auch gerne überschätzt. Eine meiner Thesen lautet, dass Sport sogar dick machen kann. Viele Leute überschätzen den Kalorienverbrauch dabei. Die gehen draußen ein bisschen Schneckenstechen, kennt man auch als Nordic Walking, oder schwimmen - wobei die meisten eher Treibholz spielen. Der Kalorienverbrauch hier ist minimal. Danach futtert man sich aber mit bestem Gewissen kreuz und quer durch die Küche - schließlich hat man gerade Sport gemacht... Dabei werden natürlich erheblich mehr Kalorien importiert, als man vorher beim Sport exportiert hat. Sport ist natürlich trotzdem hilfreich. Ich bin da aber Fan von allem, das die Muskulatur verdichtet und möglichst kurz dauert. Das hält die Motivation aufrecht.
Krafttraining ist beim Abnehmen also dem Ausdauersport vorzuziehen?
Heizmann: Ich nenne es gerne Muskelverdichtungstraining, da viele Frauen beim Ausdruck Krafttraining immer noch zusammenzucken, weil sie denken, sie sehen hinterher aus wie Arnold Schwarzenegger. Muskelverdichtungstraining ist langfristig tatsächlich erheblich effektiver für die Fettverbrennung als ein reines Ausdauertraining. Bei Letzterem braucht man viel länger, um das gleiche Ergebnis zu erzielen.
Apropos Arnold Schwarzenegger. Legen Männer heute mehr wert auf ihr äußeres Erscheinungsbild als früher?
Heizmann: Ja, da hat sich was getan, aber nicht wirklich durchschlagend. Die Kohl-Ära - 16 Jahre der Dicke an der Spitze - hat natürlich viele Männer unbewusst bestätigt: Figur ist nicht wichtig, du brauchst einfach nur Macht. Männer definieren ihren Status auch heute noch sehr über das Materielle: dickes Auto, dickes Haus, dicke Uhr. Ein bisschen hat sich das geändert, aber es gibt immer noch genug Exemplare, die sich in der Sauna neben den Dicksten setzen und sich denken: Geht doch noch bei mir!
Und wie steht es um die Frauen?
Heizmann: Da sieht das anders aus. Die haben einen wesentlich höheren optischen Erfolgsdruck. Jetzt produziert unsere Heidi ja bald wieder neue Laufsteg-Hautständer. Die Werbung ist auch randvoll mit diesen extrem dünnen Frauen. Da ist man ständig unter Druck, sich diesem gemachten Ideal einigermaßen anzunähern. Das ist kein bewusster Prozess, aber unbewusst führt das zu Stress. Und dabei haben die meisten mit Job, Mann und Kindern schon genug zu tun.
Sie selbst nennen das, was Sie in Ihren Büchern und Shows weitergeben "Comedy mit Nährwert". Warum kommt das bei den Menschen so gut an?
Heizmann: Ich habe da so eine Vermutung: Eigentlich haben wir kein Wissensproblem, die meisten verstehen, wie das mit der gesunden Ernährung funktioniert. Wir haben ein Umsetzungsproblem. Ich bezeichne das als Kopf-Bauch-Problem. Der Kopf weiß alles, aber der Bauch entscheidet, was wir tun. Da braucht es einen Vermittler - das ist das Herz. Und das lässt sich am allerbesten mit Humor ansprechen.
Was erwartet die Zuschauer in Ihren Shows?
Heizmann: Es ist nicht nur Comedy, darum heißt es auch "Comedy mit Nährwert". Man kann zwar viel lachen, nimmt aber auch etwas mit. Ich erkläre keine neue Diät, aber jeder kann ein paar Tipps mit nach Hause nehmen und ausprobieren. Zum Beispiel erkläre ich das einfachste Sportprogramm der Welt. Und ich rate dazu, wieder mehr Eier zu essen. Dieser Cholesterin-Quatsch ist längst wissenschaftlich widerlegt. Außerdem schicken wir gemeinsam den Schweinehund auf die Schweinehundschule...