Die größten Gewinner und Verlierer der Oscargeschichte
Seit 1929 wird der wohl bekannteste Filmpreis der Filmindustrie mittlerweile vergeben: der "Oscar", dessen offizieller Name "Academy Award of Merit" lautet. Im Laufe der Jahre sind viele Rekorde zusammengekommen, auf die wir in der Galerie einen näheren Blick werfen wollen.
Während zunächst lange Jahre "Vom Winde verweht" (1939) mit zehn Trophäen Spitzenreiter war, teilen sich den Platz an der Spitze aktuell drei Filme, die allesamt elf Trophäen in den verschiedenen Kategorien erhalten haben: 1960 erhielt mit dem Bibel-Epos "Ben Hur" erstmals ein Film elf Auszeichnungen.
Erst 1998 gelang es einem Film, erneut in diese Sphären vorzustoßen: Das Drama "Titanic" von Regisseur James Cameron mit Kate Winslet und Leonardo DiCaprio in den Hauptrollen wurden ebenfalls mit elf Oscars ausgezeichnet.
Im Jahr 2003 zog mit "Der Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs" ein weiterer Film nach, der ebenfalls elf Preise erhielt. Dabei schaffte der Film einen sogenannten "Clean Sweep": Der Streifen erhielt in allen Kategorien einen Oscar, in denen er nominiert wurde. Auf dem Bild feiert Regisseur Peter Jackson mit den Produzentinnen Fran Walsh und Philippa Boyens.
Als besonderes Kunststück gilt außerdem der Gewinn der "Big Five", der fünf begehrtesten Kategorien Bester Film, Beste Regie, Bester Hauptdarsteller, Beste Hauptdarstellerin sowie die Drehbuchsparten Bestes Originaldrehbuch bzw. Bestes Drehbuch nach einer Vorlage. Das gelang als erstes dem Film "Es geschah in einer Nacht" 1934 mit Claudette Colbert und Clark Gable in den Hauptrollen.
Der nächste Film, dem der Gewinn der "Big Five" gelang, war "Einer flog über das Kuckucksnest" (1975) von Regisseur Miloš Forman. Für die Hauptrollen wurden Jack Nicholson und Louise Fletcher ausgezeichnet, während den Oscar für das Beste adaptierte Drehbuch die Autoren Bo Goldman und Lawrence Hauben erhielten.
Als dritter und bisher letzter Film schaffte 1991 "Das Schweigen der Lämmer" den Gewinn der "Big Five": Regie führte Jonathan Demme, das Drehbuch schrieb Ted Tally, die Hauptrollen spielten Jodie Foster (Bild Mitte) als Clarice Starling und Anthony Hopkins (Bild links) als Hannibal Lecter.
Den Nominierungsrekord teilen sich ebenfalls drei Filme: 1951 wurde "Alles über Eva" 14 Mal nominiert, ein Film, der das Theatergeschäft näher beleuchtet. Letztendlich erhielt der Film aber "nur" sechs Trophäen. Die Hauptrolle spielte damals Bette Davis (Bild rechts, mit Marilyn Monroe in einer Nebenrolle).
Den Untergang der "Titanic" wollten 1997 Millionen Menschen weltweit in den Kinos sehen. Dafür gab es von der Academy ebenfalls 14 Oscar-Nominierungen, von denen der Film letztlich elf erhielt. Nicht ausgezeichnet wurden die nominierten Darstellerinnen Kate Winslet (Bild links, mit Regisseur James Cameron und Leonoardo DiCaprio) und Gloria Stuart sowie das Make-up-Team.
Zuletzt brachte es das Musical "La La Land" 2017 auf 14 Nominierungen. Der Film gewann in der amerikanischen Filmpreissaison 2016/17 mehr als 200 Auszeichnungen und stellte bei der Verleihung der Golden Globe Awards 2017 mit sieben gewonnenen Preisen einen neuen Rekord auf. Oscars erhielt der Film aber "nur" sechs Stück.
Mit Spannung wird auch jedes Jahr auf den sogenannten "Auslands-Oscar" geschaut, die Trophäe geht an einen nicht englischsprachigen Film. Auch wenn die Kandidaten in den letzten Jahren diverser geworden sind, dominieren europäische Filme noch immer den Wettbewerb. Allen voran Italien, das mit 14 Trophäen die Spitze innehat. Zuletzt gewann 2014 "La Grande Bellezza – Die große Schönheit" von Paolo Sorrentino.
Dahinter folgt mit 12 Oscars Frankreich. Allerdings ist es mittlerweile ein paar Jahre her, dass ein französischer Film ausgezeichnet wurde. Der letzte war "Indochine" 1993. In diesem Jahr haben die Franzosen allerdings Chancen mit "Emilia Pérez" von Jacques Audiard.
Deutschland liegt mit vier Oscars bislang übrigens auf einem geteilten Platz 5 (hinter Japan, zusammen mit Spanien und Dänemark). Nach „Die Blechtrommel“ (1979), erhielten „Nirgendwo in Afrika“ (2001), "Das Leben der Anderen“ (2007) und zuletzt „Im Westen nichts Neues“ (2022) die begehrte Auszeichnung. In diesem Jahr geht "Die Saat des heiligen Feigenbaums" für Deutschland an den Start (Bild Cast und Regisseur Mohammad Rasulof beim Filmfest in Cannes).
Bei den Darstellerpreisen hält bislang Katharine Hepburn den Rekord: Vier Mal wurde die Amerikanerin mit dem Preis als Beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet: "Morgenrot des Ruhms" (1933), "Rat mal, wer zum Essen kommt" (1967), "Der Löwe im Winter" (1968) und "Am goldenen See" (1982). Insgesamt war sie zwölf Mal nominiert.
Den Rekord bei den Nominierungen hält Hepburn damit allerdings nicht: Ganze 21 Mal stand der Name von Meryl Streep auf der Liste. Es sollte allerdings bis 1979 dauern, ehe sie als Beste Nebendarstellerin für "Kramer gegen Kramer" erstmals ausgezeichnet wurde. Danach gewann sie 1983 den Preis als Beste Hauptdarstellerin für "Sophies Entscheidung" und ein weiteres Mal für "Die Eiserne Lady" (2012). Zuletzt war sie 2018 für "Die Verlegerin" nominiert.
Bei den Schauspielern hält der Amerikaner Jack Nicholson beide Rekorde: Zwölf Mal stand sein Name auf der Liste, so oft wie bei keinem anderen männlichen Darsteller. Gewinnen konnte er bislang drei Trophäen: "Einer flog über das Kuckucksnest" (1975) und "Besser geht’s" (1997) als Bester Hauptdarsteller sowie als Bester Nebendarsteller für "Zeit der Zärtlichkeit" (1984).
Es gibt allerdings noch weitere zwei Männer, die ebenfalls drei Trophäen ihr Eigen nennen dürfen: Der britisch-irische Schauspieler Daniel Day-Lewis ist der Einzige, der alle drei Preise als Bester Hauptdarsteller gewann: Für "Mein linker Fuß" (1990), "There will be Blood" (2008) sowie "Lincoln" (2013).
Der dritte Mann im Bunde ist der Amerikaner Walter Brennan (1894–1974). Er gewann für "Nimm, was du kriegen kannst" (1937), "Die goldene Peitsche" (1939) und "Der Westerner" (1941) und war 1942 ein weiteres Mal nominiert, ging da aber leer aus.
Die am häufigsten ausgezeichnete Person bei den Oscars ist Walt Disney (1901–1966). Ganze 26 Mal durfte er jubeln, auch über vier Ehrenoscars. 37 weitere Male durfte er sich nach einer Nominierung Hoffnung machen. Zudem gewann er 1954 mit vier Auszeichnungen die meisten Oscars in einem Jahr - ein Rekord, der erst 2020 durch Bong Joon-ho eingestellt wurde, der für "Parasite" die Preise für den Besten Film, die Beste Regie und das Beste Originaldrehbuch erhielt. Darüber hinaus gewann Bongs Regiearbeit den Oscar als Bester internationaler Film.
Die am häufigsten ausgezeichnete Frau ist Kostümbildnerin Edith Head (1897–1981) (Bild rechts, mit Elke Sommer) mit im Lauf ihrer Karriere fast 450 Filme mit ihren Kostümentwürfen versorgte. Dafür erhielt sie acht Oscars und 27 weitere Nominierungen.
Ebenfalls hinter der Kamera war John Ford (1894–1973) tätig, allerdings an einer ungemein prestigeträchtigen Position: Der Regisseur (Bild rechts, mit Henry Fonda) erhielt vier Preise für die Beste Regie und führt damit bis heute diese Liste an. Ausgezeichnet wurde er für "Der Verräter" (1936), "Früchte des Zorns" (1941), "Schlagende Wetter" (1942) sowie "Der Sieger" (1953).
Damit erhielt er allein mehr Preise als alle Frauen in dieser Kategorie zusammen: Erst im Jahr 2010 wurde mit Kathryn Bigelow erstmals eine Frau für Beste Regie ausgezeichnet. Sie erhielt den Preis für "The Hurt Locker". Ihr folgten bislang Chloé Zhao für "Nomadland" (2021) sowie Jane Campion für "The Power of the Dog" (2022).
So lange musste die jüngste Preisträgerin dagegen nicht auf eine Auszeichnung warten: 1934 erhielt Shirley Temple (Bild rechts, mit Walt Disney) als Sechsjährige den Sonderpreis "Juvenile Award" für ihren herausragenden Beitrag zur Filmunterhaltung. Sie erlitt allerdings das Schicksal vieler Kinderstars, denn mit zunehmendem Alter sank ihre Popularität und sie drehte bereits mit 21 Jahren ihren letzten Film.
Als jüngste Darstellerin im Wettbewerb wurde die zehnjährige Tatum O’Neal 1973 für den Film "Paper Moon" ausgezeichnet. Sie erhielt den Preis als Beste Nebendarstellerin und war während der 1970er Jahre eine gefragte Kinderdarstellerin. Ab den 1980er war sie nur noch sporadisch in Filmen und Serien zu sehen. Sie ist heute 61 Jahre alt.
Die jüngste mehrfach nominierte Darstellerin war dagegen bis ins hohe Alter auf der Leinwand und im Fernsehen zu sehen: Angela Lansbury (1925-2022) wurde 1945 im Alter von 19 Jahren und ein Jahr später erneut für einen Oscar nominiert. Nach einer weiteren Nominierung 1963 erhielt sie letztlich aber erst mit 89 Jahren 2014 den Ehrenoscar für ihr Lebenswerk. Sie ist bis heute bekannt aus der Serie "Mord ist ihr Hobby".
Im hohen Alter wurde auch Jessica Tandy ausgezeichnet: Sie ist bis heute die älteste Gewinnerin eines Hauptdarsteller-Oscars: Mit 80 Jahren erhielt sie 1989 die Auszeichnung für "Miss Daisy und ihr Chauffeur" (Bild links, mit Morgan Freeman).
Bei den Männern nimmt Anthony Hopkins diesen Platz ein: Er war 83 Jahre alt, als er 2020 für "The Father" als Bester Hauptdarsteller ausgezeichnet wurde. Seinen ersten Oscar erhielt er 1992 für "Das Schweigen der Lämmer".
Wo Gewinner sind, sind aber auch Verlierer: Den Platz auf der Liste der Filme mit den meisten Nominierungen, ohne jedoch eine einzige Auszeichnung erhalten zu haben, teilen sich gleich zwei Filme. 1977 wurde der Film "Am Wendepunkt" von Herbert Ross mit Shirley MacLaine (Bild rechts, mit Leslie Browne) in der Hauptrolle elf Mal nominiert, ging jedoch leer aus. Abräumer des Abends war "Der Stadtneurotiker" von Woody Allen mit vier Auszeichnungen.
Ähnlich erging es 1985 dem Film "Die Farbe Lila" von Steven Spielberg mit Whoopi Goldberg in der Hauptrolle. Auch dieser Film war elf Mal nominiert und erhielt keine einzige Auszeichnung. Abräumer in diesem Jahr war "Jenseits von Afrika" mit sieben Preisen.
Zehn Nominierungen ohne Gewinn konnten dagegen eine ganze Reihe an Filmen auf sich vereinigen: "Gangs of New York" (2002, Bild), "True Grit" (2010), "American Hustle (2014)", "The Irishman" (2019) und "Killers of the Flower Moon" (2023).
Glenn Close hatte bislang achtmal das Nachsehen. Sie war bereits viermal als Beste Hauptdarstellerin und viermal als Beste Nebendarstellerin nominiert, durfte bislang aber keine Trophäe mit nach Hause nehmen. Zuletzt war sie 2020 für "Hillbilly-Elegie" nominiert.
Bei den Männern wird die Liste von Peter O'Toole (1932–2013) ebenfalls mit acht Nominierungen angeführt. Erstmals nominiert wurde er 1963 für "Lawrence von Arabien" als Bester Hauptdarsteller. Er erhielt allerdings erst 2003 den Ehrenoscar für sein Lebenswerk, sodass er aber zumindest einen Goldjungen sein Eigen nennen durfte.
Nicht mal einen Ehrenoscar erhielt dagegen Regisseur Clarence Brown (1890–1987). Er war zwar zwischen 1930 und 1947 ganze sechs Mal für Beste Regie nominiert, darunter 1930 sogar doppelt, durfte allerdings nicht ein einziges Mal triumphieren. In Erinnerung geblieben ist er neben dieser Tatsache auch durch seine sechs Filme mit Greta Garbo, darunter "Anna Karenina" (1935).
Das Land, was am häufigsten beim Auslands-Oscar leer ausging, ist Israel, das neunmal nominiert war, jedoch nie ausgezeichnet wurde. Zuletzt gab es 2012 eine Nominierung in der Kategorie Bester fremdsprachiger Film für "Footnote" (Originaltitel: "Hearat Shulayim") von Regisseur Joseph Cedar (Bild Mitte).
