So war Filmlegende Rainer Werner Fassbinder

Rainer Werner Fassbinder wäre am Sonntag 70 geworden. Er gilt als vielleicht größtes Filmgenie in der Geschichte des deutschen Nachkriegskinos. Aber er war auch ein schwieriger Charakter, wie Weggefährte Udo Kier nun in einem Interview erzählt.
Von "Angst essen Seele auf" bis "Die Sehnsucht der Veronika Voss" - Rainer Werner Fassbinder (1945-1982) hat das passende Kino zu jenem seltsamen Lebensgefühl der jungen Bundesrepublik gemacht. Heute gilt der früh verstorbene Regisseur als Kinolegende. Am Sonntag wäre Fassbinder 70 Jahre alt geworden. Aber natürlich war Fassbinder mehr als nur ein Künstler, der Spuren hinterlassen hat. Über den Menschen Fassbinder hat nun der Weggefährte Udo Kier (70, "Nymphomaniac" ) im "Stern" gesprochen. Der Schauspieler berichtet von einem starken, eigenwilligen Charakter.
In München wohnten die beiden Männer in einer WG in Schwabing. Eine "tragische Zeit" sei es gewesen, sagte Kier dem Nachrichtenmagazin: In Fassbinder habe "so viel Energie" gesteckt, "die hat er dann gegen seine besten Freunde gewendet": "Manchmal musste er einfach jemanden kränken. Plötzlich war ich dann der schlechteste Autofahrer, ich war der schlechteste Schauspieler." Beim Auszug aus der Wohnung habe Fassbinder ihm noch den Koffer die Treppe heruntergeschmissen, erinnert sich Kier.
"Er war halt dominant"
Dennoch habe Fassbinder einen regelrechten Clan um sich geschart, bestätigte Kier dem "Stern" in dem Gespräch - und der Kreis der Treuen sei dem Regisseur "auch ein Familienersatz" gewesen. Oberhaupt der Familie war aber Fassbinder: "Er war halt dominant, so kann man es nennen." Dafür habe ihm der Regisseur auch einen gewissen Mut beigebracht. "Bei Rainer musste man sein wer man war, das war ihm das Wichtigste. Niemand sollte etwas vorgeben."
Gestorben ist Fassbinder im Juni 1982 in München. Kier hatte ihn knapp zwei Wochen vorher zum letzten Mal gesehen - an Fassbinders 37. Geburtstag. Auch die weiblichen Fassbinder-Stars Barbara Sukowa (65, "Hannah Arendt") und Hanna Schygulla (71, "Auf der anderen Seite") waren gekommen. "Es war wunderschön, es gab Kartoffeln mit Kaviar, den mochte Rainer nämlich sehr. Keine zwei Wochen später bekam ich einen Anruf aus Paris: Rainer ist tot", erzählte Kier. "Ich war damals sehr traurig."
Karten spielen in der Zeitlosigkeit
Dennoch hat der Schauspieler, der in seiner Karriere auch mit den Regie-Stars Quentin Tarantino (52, "Pulp Fiction") und Lars von Trier (59, "Dogville" ) arbeitete, auch eine Art "Traum" für ein Wiedersehen mit Fassbinder: "Ich habe neulich eine Vision gehabt, einen komischen Traum: Wir beide saßen an einem Tisch und haben Karten mit Romy Schneider gespielt." Mit Schneider (1938-1982) und Fassbinder würde er gerne "in der Zeitlosigkeit Karten spielen", erklärte Kier.