Abschieds-Tatort aus Saarbrücken: Genau deshalb!
Tatort Saarland: Auch der letzte Fall von Devid Striesow kann leider nicht überzeugen. © SR/Manuela Meyer
Vermutlich hatte einst irgendein Redakteur beim Saarländischen Rundfunk die Eingebung, der Saar-Tatort möge einen besonderen Clou bekommen, ein liebenswertes Alleinstellungmerkmal in der immer unübersichtlicher werdenden Reihe. So wie Münster. Benebelt von dieser Idee wurde das solide Team Kappl/Deininger herausgeekelt, um einen Neustart im Flächen-Referenz-Bundesland in Angriff zu nehmen.
So weit, so fragwürdig. Dass sich ausgerechnet Schauspielgröße Devid Striesow engagieren ließ, dürfte für einen unerwarteten Endorphin-Schub beim SR gesorgt haben. Es ist jedoch fraglich, ob Striesow jemals den Blick in ein Drehbuch geworfen hat, sonst hätte er sich das bestimmt nicht angetan.
Nach sechs Jahren und acht mehr oder weniger komplett desaströsen Fällen als Jens Stellbrink ist nun Schluss. Der letzte Fall " Der Pakt" zeigt noch einmal, was alles falsch gelaufen ist: Eine komplett hanebüchene Story, hölzerne Schauspieler, laienhafte Dialoge und eine wirklich erschreckende Lieblosigkeit. Nur die Musik-Auswahl kann man als gelungen bezeichnen. Alle Ungereimtheiten in der Handlung aufzuzeigen würde den Rahmen sprengen, offensichtlich hat niemand das Buch oder den Film mit halbwegs wachem Verstand mal kritisch hinterfragt. Wo andere Tatorte sich an ungewohnte Erzählformen, spannende Themen oder eine innovative Aufmachung wagen, bleibt der Tatort aus Saarbrücken störrisch auf der Schiene, von der fast alle Kritiker seit sechs Jahren nicht müde werden zu betonen, dass es die falsche sei. Auch die vorsichtigen Verbesserungen (Stellbrink weniger freakig, Staatsanwältin kaum noch sichtbar, neue Kollegin) halfen da nicht weiter.
In den nächsten Wochen und Monaten sollen Details zum Neustart in Saarbrücken bekannt gegeben werden, man munkelt von einem Vierer-Team. Doch viel wichtiger wäre die Arbeit an der Basis: Ohne gute oder zumindest solide Geschichten und vor allem Dialoge kann der SR den Karren nicht aus dem Dreck ziehen. Bevor man sich Gedanken um Figuren und Ausrichtung macht, gilt es, die Qualitätssicherung in Saarbrücken äußerst kritisch zu hinterfragen. Einen Bärendienst könnten dabei indes die Quoten erweisen: 9,11 Millionen Zuschauer und 25,2% Marktanteil sind erstaunlich. Hoffentlich denkt keiner: "Wieso, läuft doch! Weiter so!"
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