Harter Falke-Tatort leidet unter Parallelprogramm

Der Tod eines Asylbewerbers führt Falke (Wotan Wilke Möhring) und Lorenz (Petra Schmidt-Schaller) in einen Polizei-Sumpf. © NDR/Alexander Fischerkoesen
Puh, das war heftig. Der vom realen Fall des 2005 in seiner Haftzelle verbrannten Flüchtlings Oury Jalloh inspirierte Film ging zum Teil ganz schön an die Nieren. In beklemmend eindrucksvollen Bildern zeigten Regisseur Thomas Stuber und Kameramann Alexander Fischerkoesen die Hoffnungslosigkeit in deutschen Flüchtlingsheimen, die versteckt - und zum Teil offen - zur Schau getragenen Ressentiments der "besorgten Bürger" und eine hoffnungslos überforderte Polizei, die mit Rambo-Sprüchen und verklärtem Sagen-Mythos gegen die eigene Rat- und Machtlosigkeit anbölkt.
Drehbuchautor Stefan Kolditz ("Unsere Mütter, unsere Väter") und das Team gingen über Grenzen, noch nie gab es die deutsche Nationalhymne als Hintergrundmusik, noch nie wurde im Tatort eine deutsche Flagge verbrannt. Ein mutiger Film zu einem grausamen Thema, schauspielerisch und künstlerisch hervorragend umgesetzt. Ein Tatort, der lange in Erinnerung bleiben wird.
Maue Quote dank Fußball-Quali
Umso bedauerlicher, dass auf Grund des parallel laufenden EM-Qualifikationsspiels Deutschland - Georgien leider nur 7,2 Millionen Zuschauer (Quote 19,8%) erreicht werden konnten, deutlich weniger als üblich für die Norddeutschland-Tatorte mit Wotan Wilke Möhring. Der Schauspieler zeigte sich im Vorfeld dann auch ein wenig angefressen, dass sein Tatort in Konkurrenz zum Fußballspiel gesendet wurde. Bei einem so wichtigen Thema wie diesem hätten die Sender-Verantwortlichen auch gern mal einen Blick mehr in den Veranstaltungskalender werfen können, bevor sie den Sendetermin festmachen. Schmaler Trost: Immerhin gab es den Tatort "Verbrannt" schon vor der TV-Ausstrahlung in ausgewählten Kinos zu sehen.
Die besten Tweets zum Tatort "Verbrannt"
Bei Filmen zum Thema Ausländer, Flüchtlinge & Co. ist leider nie ganz auszuschließen, dass sich auch die realen "besorgten Bürger" bei Twitter zu Wort melden. Auch das kam gestern Abend vor, hielt sich aber dankenswerterweise in Grenzen.
Die zum Teil grausamen Bilder ließen etliche zarte Gemüter bereits früh aussteigen:
Aber die, die durchhielten, kamen voll auf ihre Kosten...
...und wer nicht dabei war, hat es später bereut.
Petra Schmidt-Schaller alias Kommissarin Katharina Lorenz war heute zum letzten Mal an der Seite von Thorsten Falke im Einsatz. Schade, schade.