Kölner Bau-Tatort: Tod durch Saxophon

Tatort Köln: Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) in einem Gewirr aus Korruption, Sex und Investoren. © WDR/Martin Valentin Menke
Hand aufs Herz, wer hat sich bei der Ankündigung des Kölner Tatortes "Bausünden" nicht auch einen Film vorgestellt, in dem die beiden Betroffenheits-Profis Schenk und Ballauf sich über das menschenverachtende Bau- und Korruptionsgeschäft rund um die WM in Katar auslassen? "Mensch Freddy, der Beckenbauer hat doch gesagt, er hat dort keine Sklaven gesehen!" oder so in der Art.
Doch die Steilvorlage für alle Problem-Tatorte wurde so kläglich vergeben wie einst der Elfmeter in Belgrad von Uli Hoeneß. Stattdessen sponnen die Autoren Uwe Erichsen und Wolfgang Wysocki eine wirre Story um Eifersucht, Traumata, Bestechung und persönlichen Problemen zusammen. Das ist zunächst mal für einen Tatort nicht ungewöhnlich, doch "Bausünden" schafft es, die schwache Story auch noch unterirdisch rüberzubringen.
Zum Einen erinnern die lahmen Dialoge ans übelste Krimi-Spießertum der 80er und 90er, sie wimmeln nur so von den immer gleichen Namen und jeder Menge doppelter Rückfragen. Zum Anderen ist der gesamte Tatort in einen klebrigen Saxophon-Soundtrack getaucht, der ebenfalls mindestens 30 Jahre alt sein muss und eher an einen schwülen Soft-Porno erinnerte. Film-Musik kann bestenfalls Stimmungen transportieren und untermalen, hier hat sie leider sehr viel kaputt gemacht.
Die letzten Fälle von Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Schenk (Dietmar Bär) wurden als klassische Standard-Tatort hochgelobt und kamen sehr gut an. Auch " Bausünden" holt mit 11,52 Millionen Zuschauern und 31,6 % Marktanteil eine Rekord-Quote, enttäuscht inhaltlich aber nahezu komplett. Der Film zeigt, dass der Grat zur totalen Ödnis leider sehr schmal ist. Ohne eine gewisse Besonderheit in der Story und lebendige Dialoge kommen auch die Kommissare vom Tatort Köln nicht weit.
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Die Film-Musik kam übrigens von niemand Geringerem als Klaus Doldinger. Ja, der große Filmkomponist, der auch die Tatort-Titelmelodie geschrieben hat. Ich sag mal so: Nach dem Vorspann war musikalisch der Höhepunkt dann auch überschritten.
So wirr die Handlung auch war, niemand kann behaupten er hätte zwischendurch die Namen vergessen.
Fazit: Es war unübersichtlich.