Tatort Stuttgart: Der Todesengel trägt lila

Tatort aus Stuttgart: Hat Pflegerin Anne (Katharina Marie Schubert) gezielt bettlägerige Patienten ermordet? © SWR/Maor Waisburd
Kann sich noch jemand an den letzten richtig schlechten Tatort aus Stuttgart erinnern? Vermutlich nicht, denn Thorsten Lannert (Richy Müller) und Sebastian Bootz (Felix Klare) stehen seit Jahren für eine herausragende Qualität bei ihren Filmen. Auch der neue Fall "Anne und der Tod" macht da keine Ausnahme, trotz des schwierigen Themas Altenpflege und Sterbehilfe. Der Film zeigt eine Facette, die durchaus als Tabuthema bezeichnet werden kann. Und damit ist nicht das gemeint, was eine junge Ärztin im Film so formuliert: "Wenn auf jedem Grab eines Mordopfers eine Kerze brennen würde, wären unsere Friedhöfe nachts hell erleuchtet."
Darum geht's im Tatort "Anne und der Tod"
Paul Fuchs (Harry Täschner) war alt, bettlägerig,
pflegebedürftig. Trotzdem war sein Tod nicht unmittelbar zu
erwarten. Seine Hausärztin Dr. Maxi Schäfle (Julia Schäfle) hält
eine Tötung für möglich und benachrichtigt die Polizei, die den
Fall jedoch zu den Akten legt, weil es keinen Beweis gibt.
Auch Christian Hinderer (Christoph Bantzer) war alt,
bettlägerig, pflegebedürftig. Als er am Fuß einer Treppe tot
gefunden wird, beschuldigt seine Witwe Gundula (Marie Anne Fliegel)
die Altenpflegerin Anne Werner (Katharina Marie Schubert), ihn
hinuntergestoßen zu haben. Wieder werden Lannert und Bootz gerufen.
Wieder lässt sich kein Beweis finden.
Diesmal stellen sie die Ermittlungen aber nicht ein, denn
auch Paul Fuchs war ein Patient von Anne Werner. Hat die Pflegerin
den Leiden der alten Leute aus eigenem Antrieb ein Ende bereitet?
Wurde sie um Sterbehilfe gebeten? Die Kommissare durchleuchten das
gesamte Leben der Altenpflegerin und befragen sie immer wieder,
obwohl sie nachdrücklich alles abstreitet.
Lohnt sich das Einschalten beim Tatort?
Auf jeden Fall. Die Geschichte in "
Anne und der
Tod" ist spannend, hat eine ziemlich unerwartete Wendung und
gewährt tatsächlich interessante, sicher nicht jedem geläufige
Einblicke in den Bereich der häuslichen Pflege - und das ganz ohne
Zeigefinger oder gezielten Druck auf die Tränendrüse. Auch etwas,
was den
Stuttgartern im
Gegensatz zu vielen anderen Tatorten immer wieder sehr gut gelingt.
Besonders hervorzuheben ist Episodenhauptdarstellerin
Katharina Marie Schubert, die die liebens- und vertrauenswürdige,
zugleich aber auch verdächtige und lügende Altenpflegerin Anne
faszinierend vielschichtig verkörpert. Highlights sind dabei die
vielen kammerspielartigen Szenen. "Das bedeutet vier Minuten
ungestört spielen zu können. Ohne auf irgendetwas anderes als meine
Kollegen achten zu müssen. Das ist die größte Freude!", schwärmt
umgekehrt auch Schubert im Interview mit der Nachrichtenagentur
spot on news von solchen Szenen wie in diesem
Tatort.
(mit Material von Spot On News)