Tatort Weimar: Fans werden begeistert sein

Tatort Weimar: Lessing (Christian Ulmen) und Kira Dorn (Nora Tschirner) überführen Frauenmörder Gobi - anhand seiner Unterwäsche. © MDR/Wiedemann&Berg/Anke Neugebau
Weil Kommissar Lessing der Einzige ist, der den Namen des flüchtigen Frauenmörders Gotthilf Bigamiluschvatokovtschvili unfallfrei aussprechen kann, prangt an der Tür im Weimarer Polizeipräsidium ein Schild "Soko Gobidingsbums". Das ist dann auch gleich der schlechteste Gag im neuen Weimar-Tatort "Der wüste Gobi". Während sich die Namens-Witzchen noch zumeist auf Münster-Niveau beschränken, ist der Rest des Films ein Feuerwerk an klugen Späßen, Wortspielen und Absurditäten.
Seriöse Ermittlungen muss in Weimar niemand erwarten, das ist klar. Die Stamm-Autoren Murmel Clausen und Andreas Pflüger haben wieder einmal Christian Ulmen und Nora Tschirner großartige Dialoge auf den Leib geschrieben. Die Handlung ist dabei ohnehin zweitrangig, jede Szene ohne die beiden ist beinahe Verschwendung. Wirklich folgen kann man der Story nicht, am Ende wird es wie immer reichlich wirr.
Ein Tatort in einer eigenen Liga
Besagter Gobi (Super: Jürgen Vogel) sitzt seit Jahren im Knast, nachdem er drei Frauen brutal ermordete. Trotz seiner Taten wartet draußen die Harfinistin Mimi Kalkbrenner (Jeanette Hain) treu auf ihn und hofft auf vorzeitige Entlassung. Gobi wiederum vertreibt sich die Zeit mit Strick-Arbeiten und der eigenwilligen Therapie von Professor Eisler (Ernst Stötzner). Als ein weiteres Mal ein Antrag auf Strafmilderung scheitert, dreht Gobi durch, erwürgt eine weitere Frau und flüchtet.
Dass sie dem flüchtigen Frauen-Meuchler hinterherjagen müssen, kommt Lessing (Christian Ulmen) und Kira Dorn (Nora Tschirner) gar nicht so ungelegen. Denn zuhause ist die Heizung ausgefallen, und im Dienstwagen ist es immerhin schön warm. Sowohl Mimi Kalkbrenner als auch Professor Eisler sind den beiden Kommissaren vom Tatort Weimar aber nicht geheuer. Langsam kommt heraus, dass Gobi zwar ein klitzekleines Aggressions-Problem hat, aber darüber hinaus fast ein feiner Kerl ist. Jedenfalls sind sämtliche Stations-Schwestern (und später auch Kira Dorn) von ihm und seinen Strick-Talenten sehr angetan.
"Der wüste Gobi" lehrt uns nebenbei so Einiges, was man beim Anschauen anderer Tatorte im Hinterkopf behalten sollte: Wenn das LKA im Haus ist, nie aus der roten Kaffeekanne trinken. Heizdecken verfälschen Obduktions-Ergebnisse. Befragungen in der Psychiatrie können ungeahnte Wendungen nehmen.
Tatort für Fans, nicht für den Massen-Geschmack
Der Weimar-Tatort ist alles andere als ein normaler Krimi, das zeigt sich auch bei " Der wüste Gobi" wieder einmal. Nora Tschirner und Christian Ulmen haben eine feste Fangemeinde, viele Tatort-Fans tun sich aber mit dem Stil dieses Tatortes noch immer etwas schwer, die grotesken Stories tun dazu ihr Übriges. Eine übermäßig gute Quote ist nicht zu erwarten, zumal die "Weihnachts-Tatorte" am 26. Dezember erfahrungsgemäß schwach sind.
Dennoch: Wer Weimar bisher gut fand, wird auch "Der wüste Gobi" lieben, wer mit dem Duo Lessing/Dorn nichts anfangen kann, wird auch hier fremdeln. In Sachen Dialog-Witz, Tempo und schauspielerische Qualität ragt Weimar jedoch weit über den sonstigen Tatort-Durchschnitt hinaus. Dass gerade der ansonsten peinlich agierende MDR (siehe Dresden) solch ein Kleinod in seinen Reihen hat, wundert noch immer.