Wie gut wird der Tatort "Familien" aus Köln?

Die Lehrer René und Anne Winkler sind auf dem Heimweg, als die streitsüchtigen Jugendlichen in die Straßenbahn kommen. © MDR/Junghans
Geht doch auch mal: Der neueste Tatort "Familien" (Sonntag, 6. Mai um 20:15 Uhr im Ersten) aus Köln kommt ohne das ganz große Thema aus und konzentriert sich einfach auf einen Kriminalfall. Und diese Tatsache tut der Tatort-Reihe zur Abwechslung auch mal gut. Zu sehr wurde in den letzten Wochen und Monaten die Flüchtlingskrise, allgemeine Weltverschwörungen oder posttraumatische Belastungsstörungen von Kriegsheimkehrern thematisiert. Aber meistens kommen die spannendsten Kriminalgeschichten ganz ohne dieses große Ganze aus, was der Kölner Tatort mal wieder unter Beweis stellen kann.
Relativ leicht verdauliche Krimi-Kost am Sonntagabend darf ab und an auch mal sein. Der Film dreht sich um Geheimnisse, die es in jeder Familie geben könnte. Manche sind wunderschön und manche haben das Potential, die Familie zu zerstören. Das kennt auch Schauspieler Klaus J. Behrendt (alias Max Ballauf): "Wie man mit seinen Geheimnissen umgeht? Das muss jeder selbst entscheiden. Welche Folgen es haben kann, wenn man zu lange schweigt, auch davon handelt dieser Tatort."
Darum geht's beim Tatort "Familien"
Das war Mord: Ein junger Mann liegt tot auf der Straße, neben ihm eine Reisetasche, gefüllt mit 500.000 Euro. Schnell ist die Identität des Opfers geklärt. Es handelt sich um Ivo Klein (Christoph Bertram), der an diesem Abend mit Freunden seinen Junggesellenabschied gefeiert hat. Die Fingerabdrücke auf der Tasche und auf dem Bargeld führen die beiden Kölner Kommissare Max Ballauf und Freddy Schenk (Dietmar Bär) zu Reiner Bertram (Hansjürgen Hürrig), einem renommierten Kölner Wirtschaftsanwalt.
Als die Kommissare ihn mit Ivo Kleins Tod konfrontieren, gesteht Bertram, dass er habe das Geld für eine Lösegeldforderung deponiert hat. Seine Enkelin Charlotte Ritter (Anke Sabrina Beermann) wurde gekidnappt, und die Entführer haben gedroht, sie umzubringen sobald die Polizei eingeschaltet wird. Jetzt beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, um das entführte Mädchen rechtzeitig zu finden...
Lohnt sich das Einschalten?
Ja und nein. Sicherlich ist der Tatort "Familien" keine Meisterleistung und wird nicht noch in Monaten diskutiert oder rezitiert werden. Zu träge und holprig kommen das Drehbuch und die Dialoge daher. Auch gewinnt der ganze Film nie wirklich in Fahrt. Großartiger Spannungsbogen? Fehlanzeige. Und dennoch ist der Krimi mit den alten Tatort-Haudegen Max Ballauf und Freddy Schenk eine gute und schnelllebige Sonntagabend-Unterhaltung - ohne den ganz hohen Anspruch, aber das muss ja auch nicht immer sein.
Um es in den Worten von Drehbuchautor Christoph Wortberg zu sagen: "'Familien' ist klassischer Krimi und ein Familiendrama zugleich. Der Versuch, aus Liebe ein Geheimnis zu bewahren, mündet in einer totalen Katastrophe. Ihre Vermeidbarkeit macht sie zur Tragödie." Denn diesen Satz kennt wohl jeder von uns: "Hätten wir doch bloß vorher darüber geredet!"
Quelle: spot on news AG