Wiesn-Tatort: Musik-Matsch und Trachten-Terror
Oktoberfest in München: Batic (Miroslav Nemec) und Leitmayr suchen im Trubel einen Gift-Mörder. © BR/Wiedemann Berg Television/Bernd Schuller
Mit dem Oktoberfest ist es wie mit dem Karneval, dem Hamburger Hafengeburtstag oder der Kieler Woche: Die Einen hassen es, die Anderen lieben es. Dementsprechend gespalten reagierte die Tatort-Fangemeinde auf "Die letzte Wiesn", den gehypten Oktoberfest-Tatort aus München. Der Einschaltquote tat dieses Spannungsverhältnis sehr gut, mit 10,6 Millionen Zuschauern und einem Anteil von 30,9 % holten die Münchener ihre beste Quote seit über 20 Jahren (14-49: 3,58 Mio.; 27,8%).
Vieles am 69. Tatort des Gespanns Batic/Leitmayr erinnerte an einen schweren Unfall - es ist schrecklich, aber man kann nicht wegschauen. Enthemmte Massen, lederbehoste Sauf-Prolls und in Dirndl gezwängte Party-Schwedinnen, und all das übertönt von einem Musik-Matsch aus Helene Fischer und Volksmusik. Über diesen apokalyptischen Hintergrund legten Regisseur Marvin Kren und die Drehbuchautoren Stefan Holtz und Florian Iwersen einen naheliegenden, aber durchaus soliden Fall. Auch wenn zwischendurch immer wieder abgehangene Krimi-Klischees bedient wurden, konnte „Die letzte Wiesn“ durchaus überzeugen.
"Immer des G'schmeiß mit der scheiß Wiesn"
Dass der seltsame U-Bahn-Fahrer Gränsel (Julius Feldmeier) hinter den GHB-Anschlägen steckt, war schnell klar. Auch dass Wiesn-Kellnerin Ina Sattler (Mavie Hörbiger) mehr mit dem Fall zu tun hatte, als nur zufällig die Tische mit den Opfern bedient zu haben, konnten sich erfahrene Tatort-Gucker schnell zusammenreimen. Zusammen mit dem wieder mal etwas zu konstruierten und schnell zurechtgezimmerten Ende also eine Handlung aus dem Tatort-Baukasten. Wenig überraschend, aber dieses Mal solide.
Und was das Oktoberfest angeht: Werbung für die Wiesn war der Tatort ganz und gar nicht. Der nicht-bayrische Wiesn-Hasser fand sich also durchaus gut unterhalten und bestätigt. Mit stillem Grusel dem Panoptikum aus Alkohol-Leichen und Trachten-Terror zu folgen, machte bei " Die letzte Wiesn" durchaus Spaß. Nur mittendrin sein will man um Himmels willen nicht. Oder, wie es Gerichtsmediziner Dr. Steinbrecher (Robert Joseph Bartl) in Anlehnung an Monaco Franze so treffend formulierte: "Immer des G’schmeiß mit der scheiß Wiesn!"
Die besten Tweets zum München-Tatort "Die letzte Wiesn"
Bei Twitter ganz klar in der Überzahl: Die Oktoberfest-Hasser.
Die Erkenntnisse des Abends: Ein Spruch fürs Büro...
...zerstörte Illusionen...
...und die Erkenntnis, dass es eine gesunde Grenze gibt, wieviel Mundart im Tatort sein darf.