"Doctor Strange" verzaubert jetzt auch die Heimkinos
Mit der DVD zu "Doctor Strange" macht Marvel nun auch die Astralwelt im heimischen Wohnzimmer (un)sicher. Insgesamt hätte der Meistermagier aber vielleicht etwas spendabler mit dem Bonusmaterial sein dürfen.
Wie ein Schurken-Plan zur Kinoweltherrschaft mutet sie an. Marvels in mehrere Phasen unterteilte Strategie, nimmermüde Comic-Fans fast monatlich mit neuem Filmfutter zu versorgen. Bei diesem schier unglaublichen Output muss doch allmählich eine Ermüdungserscheinung einsetzen, möchte man meinen. Nun, jedenfalls nicht im Fall von "Doctor Strange". Denn Abrakadabra - mit ihm zauberte Marvel tatsächlich einen weiteren innovativen Superhelden aus dem Hut, von dem man mehr sehen will. Wie praktisch, dass der "Sorcerer Supreme" jetzt auch das heimische Wohnzimmer in eine Astralwelt verwandelt.
Einbildung ist auch eine Bildung
Dr. Stephen Strange (Benedict Cumberbatch) ist ein genialer Chirurg und ein brillanter Geist, der das Leben in vollsten Zügen zu genießen weiß. In erster Linie ist er aber etwas ganz anderes: ein riesengroßer Mistkerl. Mit seiner himmelschreienden Arroganz terrorisiert er seine Kollegen im Krankenhaus, die von ihm allesamt als bessere Metzger angesehen werden. Und diese Meinung bessert sich nicht gerade, als Strange nach einem verheerenden Autounfall die Feinmotorik in beiden Händen verliert. Denn in seinen Augen haben nicht etwa Leichtsinn und Größenwahn, sondern die Pfuscher um ihn herum sein Leben zerstört.
Kein Wunder also, dass er bei einem genüsslichen Bad in Selbstmitleid in Person der Krankenschwester Christine Palmer (Rachel McAdams) auch noch den einzigen Menschen auf der Welt vergrault, dem er etwas bedeutet. Doch das ist Strange zunächst herzlich egal, immerhin scheint er eine Lösung für seine missliche Lage gefunden zu haben: Eine mysteriöse Gelehrte, die nur als "Die Älteste" (Tilda Swinton) bekannt ist, hat angeblich das Geheimnis der Selbstheilung entdeckt. Ebendieses Geheimnis will Strange ihr nur allzu gerne entlocken - und wird im Zuge dessen mit einer gefährlichen Wahrheit konfrontiert, die sein Weltbild im wahrsten Sinne des Wortes auf den Kopf stellt.
Ein Potpourri der Bildgewalt
Wenn verfeindete Zauberer sich mit allerhand mächtiger Magie bekriegen, muss man natürlich nicht lange überlegen, ehe einem "Harry Potter" in den Sinn kommt. Statt Zauberstäbe gibt es im "Doctor Strange"-Universum zwar spezielle Ringe, visuell kann sich "Potter"-kundiges Publikum aber auf ähnliche Schauwerte freuen. Doch zwei andere Filme sind sogar noch deutlicher die optischen Seelenverwandten des neuen Marvel-Helden. Wenn "Die Älteste" gleich zu Beginn eine ganze Stadt in einem Spiegeluniversum auf den Kopf stellt, erinnert das unumgänglich an Christopher Nolans Traumwelten aus "Inception".
Die Art und Weise hingegen, wie die Recken ihre Umwelt nach Belieben verformen und dabei den Gesetzen der Physik trotzen, das gab es 1999 schon in einem gewissen Film namens "Matrix". Das ist folglich alles zwar nicht brandneu, die Kinnlade will einem aber an manchen Stellen des Films trotzdem partout aufklappen. Fortschritt durch Computertechnik eben.
Wie machen die das?
Bei einem visuell so beeindruckenden Film wie "Doctor Strange" bieten sich als DVD-Bonus natürlich zahlreiche Making-of-Aufnahmen an. Die kommen zwar nicht annähernd an das "Herr der Ringe"-Bonusmaterial heran, das sucht seit jeher seinesgleichen. Ein rund einstündiges Featurette bietet aber dennoch Einblick hinter die Kulisse der Astralwelt. Und auch über die Comicvorlage können Fans des Films, die unter Umständen noch nicht so viel über den Werdegang des "Sorcerer Supremes" wissen, darin mehr erfahren.
Ansonsten hält sich die DVD beziehungsweise Blu-ray mit ausgiebigem Bonusmaterial aber zurück. Entschädigt wird das mit dem launigen Sketch-Filmchen "Team Thor: Teil 2", in dem der halbgöttliche Marvelheld seinen Alltag in einer WG offenlegt, entfernte Szenen oder einem kurzen Outtake-Zusammenschnitt vom Set. Insgesamt hätte der Meistermagier "Doctor Strange" aber ruhig noch etwas mehr Bonus auf die Scheibe zaubern dürfen.