Hannes Ringlstetter: Wer ist der Antiheld aus der "Kabarett WG"?

In der neuen Sendung "3. Stock links. Die Kabarett-WG" spielt die Münchner Kleinkunstgröße Hannes Ringlstetter einen herrlichen Antihelden. Wer hinter der Figur steckt und was er zum Dschungelcamp beizutragen hat, erklärt der Entertainer im Interview.
Hannes Ringlstetter (44, "Meine Verehrung!" ) in einem neuen Kabarett-Format im Ersten: Von München aus betrachtet, ist dieser spannende Schritt auf der Karriereleiter nur konsequent. Denn in der bayerischen Kleinkunst-Szene kommt man längst nicht mehr vorbei an dem gebürtigen Münchner, der in Niederbayern aufwuchs. Dass er nie um eine Pointe verlegen ist, beweist Ringlstetter seit vielen Jahren bei den Kabarett-Abenden, die er zusammen mit Freunden und Kollegen im "Vereinsheim" in München-Schwabing veranstaltet.
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Am heutigen Donnerstagabend startet nun also die neue TV-Sendung "3. Stock links. Die Kabarett-WG" (22.45 Uhr im Ersten). Ringlstetter spielt darin "einen phlegmatischen Musiker kurz vor dem Durchbruch, der zuhause rausgeflogen ist und bei seiner Schwester, Kanzleramtsreferentin Maike (Kühl, 38), und deren Mann Sebastian (Pufpaff, 38), einem Kabarettisten, im Prenzlauer Berg Unterschlupf gefunden hat", so in etwa beschreibt Erfolgsautor ("Singspiel am Nockherberg") Thomas Lienenlüke den Plot.
Wie Ringlstetter die neue Sendung gefällt, die in München aufgezeichnet wird, verrät er im Interview mit spot on news. Außerdem erzählt er von der dramatischen Entscheidung zwischen "seriösem" Job und der Kunst - und auch zum "Dschungelcamp" hat er etwas Ungewöhnliches beizutragen...
Bei Ihnen läuft's gerade rund oder?
Hannes Ringlstetter: Das bekomme ich gar nicht so mit. Ich mache einfach, was mir Spaß macht. Dass "3. Stock links. Die Kabarett-WG" ein Format mit relativ großer Außenwirkung ist, hat sich einfach so ergeben. Das war erst nicht abzusehen. Einerseits freut es mich sehr, andererseits steigt natürlich auch ein bisschen der Druck. Den lasse ich aber nicht zu sehr an mich heran. Wenn's nicht mehr passt, mache ich es halt nicht mehr.
Aber dann kennt Sie ja jeder, da gibt es kein Zurück mehr...
Ringlstetter: Das stimmt, aber wenn dann sollen sie mich mit Sachen kennen, hinter denen ich voll und ganz stehe. Und dieses Projekt finde ich wirklich gut. Es ist in jeder Hinsicht richtig angelegt und wenn's ein Erfolg wird, freut mich das für alle, die mitgemacht haben.
Auch die Sendung "Vereinsheim" kommt ab 26. Februar (23.30 Uhr, im Ersten) größer raus.
Ringlstetter: Die läuft jetzt dreimal zusätzlich zum BR im Ersten. Danach wird geschaut, wie es weitergeht. Dass das so zeitnah passiert, ist reiner Zufall. Also zumindest steckt von meiner Seite her kein Plan dahinter, weil ich keine Pläne mache. Ich gebe aber zu, es erweckt ein bisschen den Eindruck, als würde ich ins Erste aufsteigen.
Wie erklären Sie sich den Erfolg?
Ringlstetter: Ich glaube, dass es mit einer gewissen Humorverschiebung zu tun hat. In den letzten zehn Jahren hat sich der Humor ja sehr verändert. Die preußische Variante kann sehr streng sein. Dagegen ist der Dialekt-Humor oft menschenfreundlicher. Auch sich selbst nicht ganz so ernst nehmen, können die Bayern gut.
Wann haben Sie sich für die Kleinkunst und gegen einen "seriösen" Job entschieden?
Ringlstetter: 2002 war ich pleite und am Boden. Damals bin ich zu einer Software-Firma nach Ampfing gefahren, um mich für einen Marketing-/Vertriebsposten vorzustellen. Vom Parkplatz aus habe ich mir das Großraumbüro angeschaut und bin einfach wieder weggefahren. Ich konnte es einfach nicht. Im Nachhinein bin ich sehr froh darüber.
Wie ging es dann weiter?
Ringlstetter: 2003/2004 habe ich beim Lokalfernsehen gearbeitet, dann bin ich ein Jahr lang nach Wien und habe an einem Drehbuch mitgeschrieben. Und dann ging es so langsam los.
Haben Sie in dieser Zeit auch in WGs gelebt?
Ringlstetter: Während des Studiums die ganze Zeit. Ich mochte das sehr. Wir waren aber auch eine echt coole Männer-WG: Sechs Jungs in einem Haus mit Garten und jeden Tag Party. Das war wunderbar.
Welcher WG-Typ sind Sie?
Ringlstetter: So ein Mittelding. Ich habe nicht zwingend aufgeräumt, habe mich aber auch nicht total dagegen gewehrt.
Was war das schönste WG-Erlebnis, was das schlimmste?
Ringlstetter: Das schönste waren die Party., am schlimmsten war das Aufräumen hinterher.
Eine WG der anderen Art ist auch das "Dschungelcamp". Schauen Sie die Sendung?
Ringlstetter: Nein. Den Walter Freiwald habe ich mal auf einer Party erlebt. Er hat mir ein Bier drüber geschüttet. Das ist alles, was ich dazu beitragen kann. Für mich müssten sie die Sendung gar nicht produzieren. Und reingehen muss ich auch nicht, das fühle ich. Bevor das passiert, mache ich lieber Straßenmusik.
Apropos auf der Straße, Sie sind bei der Demo "München ist bunt" auf der Bühne gestanden. Hilft Kunst gegen Pegida und Co.?
Ringlstetter: Man kann nur versuchen, den Horizont der Zuhörer durch nicht ganz blöde Gedanken zu erweitern. Es ist einfach wichtig, dass sich jeder hinstellt und seine Meinung sagt - auch der von der Pegida. Das ist Demokratie.
Wie machen Sie am liebsten Pause?
Ringlstetter: Ich setzte mich aufs Land und schaue in den Fluss. Am liebsten schaue ich dann meiner Lieblingsente dabei zu, wie sie mal wieder ihren Partner sucht, obwohl der nur vier Meter weiter steht. Das finde ich lustig.