Jella Haase: Mehr Charakterkopf als Chantal
"Fack ju Göhte" ist für Jella Haase Fluch und Segen zugleich. Einerseits machte sie die Rolle der Chantal berühmt. Andererseits vergessen darüber viele, dass die 24-Jährige eine ausgesprochen gute Charakterdarstellerin ist.
Sieben Jahre nach der Massenpanik bei der Loveparade in Duisburg, bei der 21 Menschen ums Leben kamen und hunderte verletzt wurden, kommt jetzt der Film dazu ins Fernsehen. "Das Leben Danach" (am Mittwoch, 27.9. um 20:15 Uhr im Ersten) widmet sich jedoch weniger der Tragödie selbst als dem Trauma der Überlebenden. Unter anderem Jella Haase (24) gibt den von der Katastrophe gezeichneten jungen Menschen ein Gesicht.
Sie spielt Antonia Schneider, die kurz vor dem Abitur steht, als sie auf der Loveparade in den Tunnel gerät, wo die Massenpanik ihren tragischen Lauf nimmt. Seitdem brechen Trauer und Zerstörungswut immer wieder aus ihr heraus. Jella Haase spielt die traumatisierte Antonia mit einer Intensität, die viele überraschen dürfte. Schließlich denken die meisten bei der 24-Jährigen als erstes an ihre Paraderolle Chantal in der "Fack ju Göhte"-Reihe. Durch Filme wie "Die Kriegerin" hatte sie zwar bereits bewiesen, dass sie eigentlich im Charakterfach zuhause ist, doch spielte sie den prolligen Teenager mit dem blauen Lidschatten so überzeugend, dass sie Hauptdarsteller Elyas M'Barek (35) glatt die Show stahl. Der Film machte sie zum Star - doch sie wurde seitdem so stark mit Chantal identifiziert wie mit keiner anderer ihrer Rollen.
Sie liebt die "extremen Rollen"
Dabei reizen sie eigentlich die "extremen Rollen", wie Haase dem WDR erklärt. Einer Schauspielerin, die vor sechs Jahren als mordender Teenager ("Lollipop Monster") und junger Neo-Nazi ("Die Kriegerin") auf der Bildfläche erschien, glaubt man das sofort. Warum also passte ihr die Rolle der Chantal so gut? "Ich finde, dass Tragik und Komik ganz nah beieinander liegen und auch in einer tragischen Figur ganz viel Komik verborgen sein kann und umgekehrt. Auch Chantal hat eine tragische Seite", so Haase.
Die Rolle der Antonia beschreibt sie als "absolute, intensive und sehr aufreibende Herausforderung". "Wenn man sich mit so intensiven Themen und Ängsten befasst, dann öffnet man immer seine Seele." Das bekommt auch der Zuschauer zu spüren. Bleibt zu hoffen, dass sie mit ihrer emotionalen Darstellung auch bei denjenigen, die sie erst durch "Fack ju Göhte" kennengelernt haben, nicht mehr nur als Chantal präsent ist - am 26. Oktober kommt schließlich bereits der dritte Teil der Komödie ins Kino.