Königsdisziplin im Kino: Dieser "Tatort" geht an die Substanz
Der "Tatort: Der Tod ist unser ganzes Leben" feierte am Donnerstagabend Premiere an der HFF München. Warum dieser Krimi an die Substanz geht, erzählten die Hauptdarsteller Udo Wachtveitl und Miro Nemec im Gespräch danach.
Der nächste "Tatort" aus München feierte am Donnerstagabend im Kino der Hochschule für Fernsehen und Film (HFF) Premiere. Mit dabei war auch ein Teil der Crew. Im Anschluss an die Filmvorführung von "Tatort: Der Tod ist unser ganzes Leben" standen die Hauptdarsteller Udo Wachtveitl (58) und Miroslav Nemec (62) noch Rede und Antwort. Ebenfalls auf dem Podium saßen Regisseur Philip Koch (34, "Operation Zucker") und Produzent Michael Polle (37) - beide Absolventen der HFF München - sowie Drehbuchautor Holger Joos (*1972) und die verantwortliche BR-Redakteurin, Stephanie Heckner.
Der Dreh ging an die Substanz
Beantwortet wurde unter anderem die Frage, wie es für den jungen Regisseur als Neuen in der Runde war, die erfahrenen Kommissare anzuleiten. "Nicht immer einfach, aber es hat auch sehr viel Spaß gemacht", so Philip Koch. Dafür gab's Schmunzeln im Publikum und Zustimmung von Udo Wachtveitl: "Es ist keine Grundregel, dass es fetzen und wehtun muss, aber es schadet meistens auch nicht." Der Dreh sei aber in vielerlei Hinsicht fordernd gewesen, erinnert sich der Schauspieler weiter, "weil man blutverschmiert im Dreck liegen musste, rennen musste und auf Krücken gehen... aber Schwierigkeiten dieser Art schaden dem Produkt nicht", so sein Fazit.
Auch aus handwerklich sei das Projekt "eine riesige Herausforderung" gewesen, ergänzte der Regisseur: "Weil dieser 'Tatort' einerseits ein emotionales und intimes Kammerspiel ist, bei dem man wirklich an die Grenzen geht. Auf der anderen Seite gab es in dieser Papierfabrik westernartige Action, einen Showdown, Stunts und Special Effects."
Humor, ein Muss
Humor lautet ein Schlüsselwort bei anstrengenden Dreharbeiten, da waren sich alle einig. "Selbst beim Dreh eines Films, wie wir ihn gerade gesehen haben, wird gelacht. Man muss einfach zwischendurch ein Ventil haben", erklärte Miro Nemec. Jeder mache das anders, fuhr er fort: "Ich selbst überdrehe dann manchmal, erzähle gern Witze, die der Udo dann nicht mehr so gern hört. Aber das macht ja nichts, andere kennen sie noch nicht." Wachtveitl wusste offenbar genau, wovon sein Kollege sprach und antwortete lachend: "Naja, nach 25 Jahren..."
Ein Folgestück, keine Fortsetzung
Anders als oft angekündigt sei der "Tatort: Der Tod ist unser ganzes Leben" kein zweiter Teil, "aber ein Folgestück" zu dem "Tatort: Die Wahrheit" (Erstausstrahlung: 23. Oktober 2016). Das erklärte die Präsidentin der HFF, Prof. Bettina Reitz (54), vor dieser Premiere aus der "Königsdisziplin" im Fernsehen, wie sie das Format nannte.
Der zweite Film soll natürlich auch für Zuschauer funktionieren, die den ersten Film nicht gesehen haben. Eine große Herausforderung für Drehbuchautor Holger Joos. Denn: "Alles was in 'Der Tod ist unser ganzes Leben' erzählt wird, basiert emotional auf 'Die Wahrheit'. Alle Figuren sind dadurch motiviert." Wichtig war dem Team aber, "dass man die Geschichte versteht, ohne sich permanent zu wiederholen".
Das ist gelungen, so viel sei schon mal verraten. Kein Wunder also, dass die Premierengäste ihre "Tatort"-Helden bei Bier und Brezen noch ausgiebig feierten.
Darum geht's in "Tatort: Der Tod ist unser ganzes Leben"
Ein Jahr, nachdem Ben Schröder vor den Augen seiner Frau Ayumi (Luka Omoto) und seines Sohnes Taro (Leo Schöne) erstochen wurde, geschieht in München ein ähnliches Verbrechen ohne erkennbares Motiv. Die Tat trägt dieselbe grausame Handschrift. Der Alptraum für Batic (Nemec) und Leitmayr (Wachtveitl) setzt sich fort und endet schließlich in einem Schreckensszenario, in dem es für sie um nicht weniger geht als um ihre berufliche Existenz, ihre Freundschaft und ihr Leben...
Ausgestrahlt wird dieser sehr sehenswerte und packende Krimi am 30. April um 20:15 Uhr im Ersten. Der Vorgänger-"Tatort: Die Wahrheit" wird übrigens rechtzeitig vor dem neuen Krimi am 28. April um 22 Uhr im Ersten wiederholt.