"Mordkommission Berlin 1": So schwärmen die Darsteller von den 20ern

Das Berlin der 20er-Jahre ist anziehend und abstoßend zugleich. Dieses Phänomen macht sich nun die Sat.1-Produktion "Mordkommission Berlin 1" zu eigen. Doch was denken die Darsteller Friedrich Mücke, Tobias Moretti, Frederick Lau und Emilia Schüle über diese mysteriöse Zeit?
Zeitreise in das berühmt-berüchtigte Berlin der 20er-Jahre: Sat.1 zeigt am 1. Dezember um 20:15 Uhr den Fernsehfilm "Mordkommission Berlin 1" und lädt dabei alle Zuschauer zu einer Reise in die Vergangenheit ein. Im Mittelpunkt der Story steht Kommissar Paul Lang (Friedrich Mücke, 34), der inmitten von schillernden Varietés und verruchten Tanzlokalen, den grausamen Mord an einem guten Freund aufklären muss.
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Ihm gegenüber steht die Unterweltgröße Immanuel Tauss (Tobias Moretti, 56), der nicht nur die Familie des Polizisten bereits auf dem Gewissen hat, sondern auch ein undurchsichtiges und perfides Spiel mit dem Kommissar veranstaltet. Alle Indizien deuten auf Tauss als einzig möglichen Täter hin, doch es gibt ein großes Problem: Der ehemalige Chef eines Ganovenrings sitzt im Gefängnis...
Mischung aus Dekadenz und Freiheit
Der Plot passt perfekt in das Berlin vor der Machtübernahme der Nazis, das zur damaligen Zeit für seine gefährlichen Ringvereine in der Unterwelt weltweit bekannt war. Auch für die Schauspieler war die Reise in die Vergangenheit eine willkommene Abwechslung. Für Moretti macht die Faszination dieses Jahrzehnts vor allem die "gewisse Verwandtschaft zu dem jetzigen Durcheinander" aus: "Eine Mischung aus völliger Dekadenz, auseinanderklaffenden Gesellschaften, einem Vakuum an Perspektive und einer Freiheit, die man nur allzu schnell wieder hergegeben hat."
Dies wurde laut Moretti ("Das finstere Tal") durch viel buntes Vergessen im Entertainment kompensiert, was das Groteske dieser Zeit sei. Auch Hauptdarsteller Mücke ( "Weinberg") schlägt in eine ähnlich Kerbe. Für ihn sei es eine laute und wilde Zeit gewesen, mit sehr viel Lebenslust. Auf der anderen Seite stünden die 20er-Jahre für die Verdrängung des Ersten Weltkriegs, für Drogen und Alkohol. Auch seine Figur spiegelt die Janusköpfigkeit dieser Zeit wieder: Kommissar Lang ist schwer Morphium-abhängig und versucht den Verlust seiner Familie zu verdrängen. Das gefalle ihm an der Figur: "Sie ist eben nicht nur gesund, sondern auch gebrochen."
Vorlage der Filmfigur war realer Kommissar
Schauspieler Frederick Lau (26, "Tod den Hippies!! Es lebe der Punk"), der den Assistenten von Lang verkörpert, geht sogar noch einen Schritt weiter und hätte die 20er-Jahre gerne selbst miterlebt. Seiner Meinung nach sei das Besondere der Gegensatz zwischen Stil und Verruchtem und die Anziehungskraft des damaligen Berlins. "Alle Welt wollte nach Berlin. Es war international und offen für alles und es gab keine Tabus", so Lau. Emilia Schüle (22, "Vaterfreuden"), im Film die Sekretärin von Lang, würde damals sogar lieber leben, als heute: "Ich bin sehr nostalgisch, mag alte Möbel und alte Musik und habe eine große Faszination all dem gegenüber, was vor den Achtzigern passiert ist."
Übrigens: Die Figur des Paul Lang ist an der des realen Kommissars Ernst Gennat (1880-1939) angelehnt. Er gründete 1926 die erste Mordkommission Deutschlands am Berlin.r Alexanderplatz und erreichte eine spektakuläre Aufklärungsquote von 95 Prozent. Sein Geheimnis: Er revolutionierte die Ermittlungsmethoden die Kriminalistik weltweit und gilt bis heute als einer der Pioniere der modernen Polizeiarbeit. Nach dem Film zeigt Sat.1 ab 22:55 Uhr die Dokumentation "Der erste Bulle - Wie Ernst Gennat die moderne Polizeiarbeit erfand."