"Operation Zucker": So ging es den Kindern am Set
Im Film "Operation Zucker. Jagdgesellschaft" geht es um Kinderprostitution in Deutschland. Wie mit den Kindern bei dem schwierigen Dreh umgegangen wurde, verrät Regisseurin Sherry Hormann im Interview.
In "Operation Zucker. Jagdgesellschaft", der Fortsetzung von Rainer Kaufmanns Pädophilie-Krimi "Operation Zucker", geht es um Kinderprostitution in Deutschland. Erzählt wird das teils in drastischen Bildern: Kleine Mädchen werden im Kofferraum zu den "Kunden" transportiert, Jungs an Fußfesseln durch den Wald gezogen...
Alles nur Film, trotzdem haben natürlich echte Kinder die Rollen gespielt. Wie es für sie am Set war, schilderte Regisseurin Sherry Hormann (55) im Gespräch mit der Nachrichtenagentur spot on news am Rande des BR-Brunchs in München.
Die in den USA geborene Filmemacherin erinnert sich noch gut an das Vorsprechen. Vor allem an die achtjährige Carlotta von Falkenhayn (Lucy), die neben Nadja Uhl in einer der Hauptrollen glänzte. "Sie kam zum Casting und sagte: 'Ich möchte etwas tun'". Doch sollte man die Kinder vor diesen Themen nicht eher schützen? "Die Kinder wollen aufgeklärt werden", stellt Hormann klar. "Sie wollen wissen, wie sie mit solchen Situationen umgehen können."
Mütter am Set
Die Kinder waren am Set nicht nur von Schauspielern und Crew-Mitarbeitern umgeben. Natürlich seien auch "Mütter und Psychologen" am Set gewesen, so Hormann weiter. "Ich habe ja auch den Film über Natascha Kampusch ('3096 Tage') gemacht. Auch da hatten wir einen ganzen Stab an Psychologen." Ein Trick erleichtere die Arbeit, sagt die Regisseurin: Um in diese Tiefe gehen zu können, brauche man als Ausgleich die Leichtigkeit. "Daher war es besonders wichtig, dass man nach dem Dreh auch zusammen lacht."
Recherche bei Betroffenen
Der Film basiert auf wahren Begebenheiten. Sowohl die Drehbuchautoren Friedrich Ani und Ina Jung als auch die Regisseurin haben über Jahre hinweg recherchiert. Wo? "Man geht zu NGOs, zur Polizei, zu Betroffenen - natürlich alles undercover", erklärt Hormann. "Das können Sie sich ja vorstellen: Die Kinder sind bedroht."
Der Film zeigt sehr intensive Bilder. "Trotzdem muss es kein Film sein, der einem Angst macht", meint die Filmemacherin. Sie verweist auf ihren Film "Wüstenblume" (2009). Er ist die Verfilmung des autobiografischen Weltbestsellers von Waris Dirie, die als Nomadenmädchen in der Wüste Somalias aufwuchs, mit 13 Jahren vor einer Zwangsheirat floh, Jahre später in London von einem Star-Fotografen entdeckt und eines der erfolgreichsten Models der Welt wurde. "Das ist auch kein Film, der einem Angst macht, sondern einer, der einen aufrüttelt und einem Mut macht", sagt Hormann.