So wird der "Tatort: Kartenhaus" aus Köln

Mord im Villenviertel. Der Zuschauer weiß von Anfang an, wer der Mörder ist. Trotzdem ist der "Tatort: Kartenhaus" spannend bis zum Schluss. Darum lohnt sich das Einschalten.
Laura Hartmann (Ruby O. Fee), Tochter reicher Eltern, und Adrian Tarrach (Rick Okon) aus der problembeladenen Großwohnsiedlung haben sich ineinander verliebt. Was sie neben der Liebe noch eint: Beide wollen raus aus ihrem Leben. Doch das Glück des ungleichen Paares währt nicht lange. Bald sind sie gemeinsamen auf der Flucht - wie einst "Bonnie und Clyde"... Klingt nach Drama, ist es auch. Die Kommissare Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Schenk (Dietmar Bär) machen dennoch einen sehr sehenswerten Krimi daraus. "Tatort: Kartenhaus" läuft am Sonntag (28.2.) um 20.15 Uhr im Ersten.
Und das ist die Story
Klaus Hartmann wird am helllichten Tag in seiner eigenen Küche erstochen. Zur gleichen Zeit verschwinden Tochter Laura und deren Freund Adrian Tarrach spurlos. Der junge Mann schmiedete hochfliegende Zukunftspläne für das Paar. Doch jetzt hat die Spurensicherung seine Fingerabdrücke auf dem Tatwerkzeug gefunden. Die Kommissare Max Ballauf und Freddy Schenk erfahren von Adrians Drogen- und Diebstahl-Vergangenheit. Auch sein Zuhause passt nicht zur schicken Villengegend, in der seine Freundin aufgewachsen ist: Er wohnt bei seiner Mutter Pia in einer Kölner Vorstadtsiedlung. Doch auch hier haben sich Adrian und Laura nicht gemeldet. Selbst Adrians Kumpels und Lauras Mitschüler wollen nichts von den beiden gehört haben. Dabei stand Lauras große Party zum 18. Geburtstag in der Familienvilla unmittelbar vor der Tür. Dann passiert in einer Bar ein zweiter Mord...
Lohnt sich das Einschalten?
Ja! Der Zuschauer weiß zwar von Anfang an, wer der Mörder ist. Das tut der Spannung aber keinerlei Abbruch. Denn frei nach dem legendären Gangster-Pärchen-Vorbild "Bonnie und Clyde" sind Laura und Adrian den beiden Hauptkommissaren Ballauf und Schenk sowie deren Assistenten Tobias Reisser (Patrick Abozen) immer einen Schritt beziehungsweise eine Cabrio-Fahrt voraus. Dieser "Tatort" ist neben Krimi auch Gesellschaftsdrama und Roadmovie. Und am Ende wünscht man sich nur eines: "Bitte, bitte, mach es nicht!"
Beeindruckende Episoden-Darsteller
Die Gesellschaftskritik zeigt sich besonders deutlich in den Sequenzen mit Pia, der Mutter von Adrian, gespielt von Bettina Stucky. Sie erträgt ihr trauriges Schicksal mit Resignation - dass der junge Mann "das ganz große Familienlos" gezogen hat, merken auch die Kommissare schnell.
Auch die beiden Serien-Hauptdarsteller machen ihre Sache hervorragend: Die in Costa Rica geborene Ruby O. Fee (20, "Bibi & Tina") spielt die verzogene, laszive und ständig nach Liebe und dem gewissen Kick suchende Tochter aus der schicken Villa ziemlich sexy. Und Rick Okon (26, "Operation Zucker. Jagdgesellschaft") gibt den jungen Mann aus armen Verhältnissen, der in der von Trostlosigkeit, Langeweile, Gewalt und Alkohol geprägten Hochhaussiedlung aufgewachsen ist - "Leistungskurs Drogen" inklusive.
Sein Spiel rührt auch deshalb so sehr, weil Adrians Taten "nicht aus einem bösen Willen heraus" geschehen, wie der Jungschauspieler der Nachrichtenagentur spot on news erklärt. Fast ist man geneigt, einem Kommentar der Kommissare zuzustimmen: "Ein Mörder mit Moral"...