So wird der "Tatort" am Sonntag
Hallo, wir sind die Neuen: Paul Brix (Wolfram Koch) und Anna Janneke (Margarita Broich) nehmen ihren Dienst in Frankfurt auf. Ihr Einstand ist solide. Allerdings macht es ihnen der verzwickte Fall um ein Familiendrama auch nicht gerade leicht.
Der Kontrast könnte kaum größer sein: Die impulsive Hass-Liebe zwischen Kommissarin Conny Mey (Nina Kunzendorf) und Frank Steier (Joachim Król) ist der puren Harmonie gewichen. Paul Brix (Wolfram Koch) und Anna Janneke (Margarita Broich) sind die neuen Kommissare in Frankfurt. Die beiden verstehen sich nicht nur blendend, sie hegen auch anders als ihre Vorgänger keine grundsätzliche Abneigung ihrer Umwelt gegenüber. Janneke holt Brix vor dem ersten Einsatz zuhause ab, er kriecht unter den Schreibtisch im Büro und stöpselt das Telefon ein. Die beiden gehen von Beginn an aufeinander zu, helfen sich. "Sie kennen Brix keine 12 Stunden und haben sich schon für ihn eingesetzt", stellt der neue Chef der beiden (nicht ganz so herrlich grandios wie sonst, aber noch immer ziemlich groß: Roeland Wiesnekker) nach wenigen Minuten fest.
Zu viel Harmonie kann zwar mitunter auch anstrengend sein, grundsätzlich ist es aber nicht verkehrt, dass man sich von den Egomanen Mey/Steier abtrennt und sich die beiden Neuen wie normale Menschen - natürlich mit ein paar charakteristischen Marotten - verhalten. Überhaupt scheint der HR darum bemüht, dem derzeitigen Hang zu besonders extravaganten Figuren etwas Bodenständigkeit entgegenzusetzen. Die Biographie von Brix und Janneke ist denkbar unspektakulär, sieht man einmal von einer längst überstandenen Tablettensucht bei ihm ab. Ein Mann der Straße, ja. Aber eher ein Peter Faber mit guten Manieren. Janneke wiederum ist eine Mischung aus Miss Marple und Columbo, was erstmal ganz charmant wirkt, auf lange Sicht aber nerven könnte. Fazit zu den Neuen: solider Einstand, aber noch mit Potential nach oben.
Abgedrehte Auflösung
Und der Fall? Dafür, dass sich mit Florian Schwarz (Regie) und Michael Proehl (Buch) das kongeniale Duo aus "Im Schmerz geboren" für den Film verantwortlich zeigt, ist das Ergebnis ziemlich durchschnittlich geworden. Darum geht's: Vater, Mutter und Sohn werden erschossen in ihrem Haus aufgefunden. In der Stereo-Anlage läuft eine CD in Endlosschleife. Die Tochter und ihre Nachhilfelehrerin sind zunächst verschwunden, werden aber schon bald aus einem Verlies auf einem stillgelegten Hof von der Polizei befreit. Des mehrfachen Mordes verdächtig sind: ein Postbote, ein Nachbar, der Onkel, die Tochter und ihre Nachhilfelehrerin.
Von kleineren Kabinettstückchen bei der Inszenierung - Split-Screen, eingeblendete SMS, und Kommissare an Orten, an denen sie gar nicht sein können - abgesehen, plätschert der Film so vor sich hin, um dann zum Ende hin eine ziemlich halsbrecherische Wendung hinzulegen, bei der sich auf Twitter alle das virtuelle Maul zerreißen werden. Es gab schon bessere und schlechtere Fälle zum Einstand.