"#witzefrei": Muss Jan Böhmermann in den Knast?

Mit einem dem türkischen Präsidenten Erdogan gewidmetem "Schmähgedicht" sorgt Jan Böhmermann in der Politikwelt für Wirbel. Womöglich droht dem Satiriker nun sogar eine Gefängnisstrafe. Der deutet bereits eine Zwangspause seiner Show an - alles nur Spaß?
Über die Grenzen der Satire wird in Deutschland viel diskutiert, seitdem die NDR-Show "extra 3" den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan (62) mit ihrem Song "Erdowie, Erdowo, Erdogan" ins Visier genommen hat. Die türkische Regierung zitierte gleich mehrfach den deutschen Botschafter zu sich, "extra 3" stichelte munter weiter. Dann kam Jan Böhmermann (35) und setzte noch einen drauf: In seiner ZDFneo-Sendung "Neo Magazin Royale" wollte er Erdogan verdeutlichen, was in Deutschland erlaubt ist und was nicht.
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Dazu lieferte er selbst ein Beispiel, das die Grenzen der Meinungsfreiheit deutlich überschritt: In einem "Schmähgedicht" beleidigte er den türkischen Präsidenten mit drastischen Worten und empfahl ihm selbst direkt, einen Anwalt einzuschalten. Die türkische Regierung hat bisher noch keine Schritte unternommen, dafür aber die deutsche: Das Auswärtige Amt unterzog das "Schmähgedicht" einer juristischen Prüfung. Das ZDF hatte den Beitrag nur kurz nach der Ausstrahlung aus der Mediathek entfernt.
"Schmähgedicht" ist strafbar
Das Auswärtige Amt kam zu dem Schluss, dass Böhmermann sich höchst wahrscheinlich strafbar gemacht hat, wie die Zeitung "Tagesspiegel" berichtet. Für die "Beleidigung eines ausländischen Staatsoberhauptes" drohen dem Satiriker demnach nach Paragraph 103 des Strafgesetzbuches bis zu drei Jahre Haft, bei verleumderischer Absicht sogar fünf Jahre. Ein Strafverfahren wird allerdings nur aufgenommen, wenn die türkische Botschaft dies beantragt. Nachdem Bundeskanzlerin Angela Merkel (61, CDU) bereits in der Angelegenheit mit dem türkischen Premierminister Ahmet Davutoglu (57) telefoniert habe, sei "die Wahrscheinlichkeit gewachsen", dass die Türkei auf eine Strafverfolgung verzichte, berichtet der "Tagesspiegel" aus Regierungskreisen.
Hashtag als Ankündigung für Zwangspause?
Böhmermann äußerte sich zur drohenden Strafe bislang nicht, erklärte aber "#witzefrei" zum "Neo Magazin Hashtag der Woche". Mit diesem Hashtag wurde zuvor bereits die Sommerpause der Show angekündigt. Ist er nun ein Hinweis auf eine mögliche Zwangspause wegen eines Gefängnisaufenthaltes? "Bitte fangen Sie NICHT an, den Hashtag zu interpretieren!", schrieb Böhmermann selbst dazu.
Natürlich finden sich unter "#witzefrei" dennoch bereits zahlreiche Witze. "Oh nein nicht Jan Böhmermann hinter Gittern. Man weiß doch was die mit dünnen Jungen dort machen", twitterte etwa ein besorgter User. "Mit der Aussicht, Jan Böhmermann als Zellengenossen zu bekommen, überlegt sich Beatrix von Storch das mit der #GEZ bestimmt noch mal", scherzte ein anderer. Böhmermann kündigte unterdessen Polit-Talkerin Anne Will (50) als ersten "#witzefrei"-Gast an. Um welches Thema es dann gehen wird, kann man sich denken.