F1-Test Barcelona: Lewis Hamilton und Mercedes diktieren ersten Tag
Lewis Hamilton sicherte sich die Bestzeit am ersten Testtag in Barcelona
Am lag Sebastian Vettel im Ferrari vier Zehntelsekunden vor Carlos Sainz im McLaren. Red Bull hatte 1,3, Mercedes sogar 2,0 Sekunden Rückstand. Das zeigt, wie wenig man auf die Ergebnisse des Testauftakts geben sollte. Und das ist 2020 nicht anders.
Das allerdings schon: Titelverteidiger Lewis Hamilton stellte in Barcelona (Spanien) auf dem C2-Pirelli eine Tagesbestzeit von 1:16.976 Minuten auf und unterstrich damit die starke Frühform seines Mercedes-Teams mit dem brandneuen F1 W11 EQ Performance.
Toto Wolff ist der nahezu perfekte Start in den Testwinter unheimlich: "Im Vergleich zum Vorjahr lief alles glatt. Zu glatt. Das macht mir fast schon Sorgen", sagt der Mercedes-Teamchef .
Letztendlich führten drei Mercedes-Boliden das Klassement an: Hamilton vor Valtteri Bottas (+0,337) im echten Silberpfeil, vor Sergio Perez im "Fake-W11" (+0,399). Dass der Racing Point abgesehen von der Lackierung dem Mercedes verblüffend ähnlich sieht, war eines der heißen Paddock-Themen des Tages .
Racing Point versteht die Aufregung nicht
"Sollen wir vielleicht beim zweit- oder drittbesten Auto abschauen?", wird Racing-Point-Technikchef Andrew Green . "Es ist doch logisch, dass wir das Weltmeister-Auto als Vorlage nehmen. Das hätte jeder andere auch machen können."
Die Aufregung tut der Zufriedenheit beim Weltmeister-Team keinen Abbruch: "Beide Fahrer äußern sich positiv über die Balance", freut sich Technikchef James Allison - und ergänzt: "Wir haben dieses Jahr nur sechs Tage Zeit, wollen aber die gleiche Arbeit verrichten wie früher in acht Tagen!"
Hauptgegner von Mercedes werde 2020 Red Bull sein und nicht Ferrari, mutmaßt Wolff gegenüber 'Sky': "Max könnte der jüngste Weltmeister werden, wenn er gewinnt. Ich denke, dass Red Bull und Helmut [Marko] da großen Wert drauf legen. Es wäre schön für sie, von daher glaube ich, dass sich Red Bull enorm auf 2020 konzentrieren wird."
Der fleißigste Fahrer, was die Rundenzahl betrifft (168), war dann auch Max Verstappen. Der 22-Jährige drehte sich zwar gleich zweimal im Kurvenkomplex vor der Zielgerade, war ein weiteres Mal im Mittelsektor neben der Strecke; eine rote Flagge löste er aber nicht aus. Am Ende belegte er mit 0,540 Sekunden Rückstand den vierten Platz und war damit erster "Mercedes"-Verfolger.
Ferrari: Vettel krankheitsbedingt nicht im Auto
Und Ferrari? Fiel vor allem durch die auf, der sich am Morgen nicht fit fühlte und sich abseits der Strecke erholte. Charles Leclerc sprang kurzfristig ein, drehte mit dem SF1000 132 Runden und wurde mit 1,313 Sekunden Rückstand Elfter. "Nicht so schlecht", hatte der Monegasse schon nach seinen ersten Runs in seinen Notizblock gekritzelt.
Dass Ferrari die Karten nicht aufgedeckt hat, scheint offensichtlich: Oberboss Louis Camilleri wirkte nicht sonderlich beunruhigt, und die Mechaniker waren ständig damit beschäftigt, lästige Fotografen vor der Box abzuschirmen. Schließlich sind die früher verwendeten Stellwände 2020 zum ersten Mal verboten ...
Und sonst? Daniil Kwjat (+0,722) sicherte sich im blau-weißen AlphaTauri, in dem jede Menge Red-Bull-Technik steckt, den guten fünften Platz. Die "Kopien" einiger Teams waren das Hauptgesprächsthema im Paddock. Neben Racing Point und Mercedes gibt's verblüffende Ähnlichkeiten auch zwischen Haas und Ferrari.
Renault: Problem mit der Antriebswelle
Ein komplett eigenständiges Design hat Renault entwickelt. Daniel Ricciardo (7./+0,897) landete knapp vor Neuzugang Esteban Ocon (8./+1,028). Ricciardo konnte sein Programm am Nachmittag nur verspätet aufnehmen. Weil der Umbau länger dauerte, wie Renault auf Twitter behauptete. Weil es ein Problem mit der Antriebswelle gab, wie wir recherchiert haben.
Imposant: Am gesamten ersten Testtag gab es keine einzige rote Flagge. Wie zuverlässig die neue Formel-1-Generation ist, beweist der Kilometer-Vergleich: 2019 drehten die Teams (damals ohne Williams) 4.473 Kilometer. Ein Jahr später schafften Lewis Hamilton #AND# Co. am ersten Tag rund 6.300!
"Das Mittelfeld liegt sehr eng beisammen", bilanziert AlphaTauri-Teamchef Franz Tost. "Da geht's um Hundertstelsekunden. Es wird eine unglaublich harte Saison, weil alle so dicht beisammen liegen. Aber das ist gut für die Formel 1. Die Formel 1 ist Unterhaltung - und das wollen die Leute sehen."