Nach "Bruch" 2019: Warum Vettel 2020 wiederauferstehen könnte
Sebastian Vettel vor der Präsentation des neuen Ferrari SF1000
Auf den ersten Blick war es, von außen betrachtet, kein einfacher Winter für Sebastian Vettel. Die Kritik an seinen Leistungen in der Saison 2019 war groß, besonders in Italien, und sein Teamkollege Charles Leclerc erhielt einen Vertrag bis Ende 2024. Damit scheint klar zu sein, wem die Zukunft bei Ferrari gehört.
Aber Vettel, inzwischen 32 Jahre alt, ist weit davon entfernt, seine glanzvolle Karriere sang- und klanglos auslaufen zu lassen. Stattdessen habe er über den Winter "an ein paar Schrauben" gedreht, um 2019 hinter sich zu lassen: "Es war gut, ein bisschen Ruhe zu haben, um das Ganze ein bisschen aufzuarbeiten. Hoffentlich läuft's dieses Jahr besser", sagt er im .
Vettel räumt vor Beginn der Formel-1-Saison 2020 ungewohnt offen ein, dass 2019 "auch von meiner Seite kein gutes Jahr" gewesen sei: "Zu viele Kleinigkeiten, zu viele kleine Unruhen", sagt er selbstkritisch. "Natürlich versucht man auf der einen Seite, das Auto nach vorne zu peitschen. Andererseits schleichen sich dann kleine Fehler ein. Es war nicht wahnsinnig rund."
"Ich habe mich mit dem letzten Jahr intensiv auseinandergesetzt, denn es war doch ein bisschen ein Bruch. 2017 und 2018 gab's diese Aufwärtstendenz. Da waren wir letzten Endes als Team nicht stark genug, um gegen Mercedes dagegenzuhalten. 2019 waren wir eher weg vom Schuss und nicht da, wo wir sein wollten. Das war natürlich ein bitterer Rückschlag."
Warum er gegen Leclerc Chancen sieht
Besonders wehgetan hat Vettel, gleich im ersten Jahr gegen Ferrari-Neuzugang Charles Leclerc unterlegen zu sein, mit 240:264 Punkten. Doch 2019 hat der Deutsche nicht das Beste aus sich herausgeholt. Auch, weil der Ferrari SF-90 mit seiner unverbindlichen Vorderachse seinem Fahrstil nicht entgegenkam.
"Was die Balance angeht, hatten wir im letzten Jahr Schwierigkeiten. Das Heck war deutlich zu instabil", sagt er. "Das war recht früh im Jahr klar. Wir haben viel probiert, aber kamen auf keinen grünen Zweig. Das war das Hauptaugenmerk. Unsere Schwachstelle waren die Kurven, vor allem die langsamen Ecken. Da liegt der Fokus."
"Ich denke, das diesjährige Auto ist ein deutlicher Schritt nach vorne. Vielleicht ein bisschen zu Lasten unseres Vorteils was die Geraden angeht. Ich verspreche mir, dass wir dieses Jahr ein Auto haben, das deutlich besser liegt und sich hoffentlich auch besser abstimmen lässt", so Vettel, der "ein paar clevere Lösungen" im Ferrari SF1000 ortet.
Italien erwartet nichts weniger als den Titel
Als Ferrari-Pilot ist ihm bewusst, dass "nicht weniger als der Titel" von ihm erwartet wird. Ein Projekt, das Vettel nicht mehr als gesetzte Nummer 1 angehen wird. Dass Leclerc mit ihm gleichgestellt sei, anders als zu Beginn der Saison 2019, stört Vettel aber nicht: "Ich glaube, es macht keinen Unterschied."
"Wir haben beide das gleiche Auto und die gleichen Voraussetzungen. Der Rest wird sich auf der Strecke klären", erklärt er und unterstreicht: "Ich mache mir in dieser Hinsicht keine Sorgen. Ich muss mich nicht verstecken."
Positiv für das Wohlbefinden: Die Gerüchte um den heißen Flirt zwischen Ferrari und Lewis Hamilton, die am Saisonende 2019 für Unruhe gesorgt haben, scheinen erstmal zerstreut. Teamchef Binotto hat sich am Dienstag öffentlich zu Vettel bekannt und erklärt, dass dieser seine "Präferenz" für 2021 sei.
"Aktuell ist der Stand so", nickt Vettel auf die Frage, ob er die neue Formel-1-Ära ab 2021 gemeinsam mit Ferrari beschreiten möchte. "Natürlich liegt der Fokus erstmal auf 2020 - das Jahr hat ja noch nicht einmal angefangen. Aber es wird Zeit genug geben, um darüber zu sprechen und zu entscheiden. Aktuell würde ich sagen: Ja."