Autoindustrie nach der Corona-Krise
Nur mit effizienten und geeigneten Fördermaßnahmen kann man den Einbruch des Automarktes durch die Corona-Krise reduzieren.
Der Automobilmarkt wird in diesem Jahr weltweit einbrechen. Ein Ansatz zur Förderung der Autoindustrie in Deutschland könnten höhere Förderungen des Autokaufs, beispielsweise von Elektroautos sein, schlägt Professor Stefan Bratzel vor, Gründer und Leiter des Center of Automotive Management (CAM).
Das CAM ist eine unabhängige Einrichtung für empirische Automobil- und Mobilitätsforschung an der Fachhochschule Bergisch Gladbach. Professor Bratzel sprach mit dem Auto-Medienportal über die Situation der Autoindustrie und des Autohandels während und nach der Corona-Krise. Bratzel prognostiziert einen Einbruch des Automarktes in diesem Jahr um 17 Prozent weltweit und rund 20 Prozent in Deutschland.
Corona-Kise könnte Wechsel zur E-Mobilität beschleunigen
Als eine mögliche Maßnahme, um hier gegenzusteuern, nennt Bratzel eine weitere Aufstockung des Umweltbonus. „Man könnte die 6000 Euro Umweltprämie aufstocken. Vielleicht um 4000 Euro, die sich wieder Hersteller und Regierung teilen, sodass die Prämie auf 10.000 Euro wächst und viele Elektrofahrzeuge sehr günstig werden lässt. Das würde einiges bringen. Aber es könnten auch konventionell angetriebene Modelle mit geringeren Mitteln gefördert werden“, so Bratzel.
Die Autobauer würden ihre coronabedingten Produktionspausen vermutlich in einigen Wochen wieder beenden, meint Stefan Bratzel: „ Wir gehen davon aus, dass die Produktion Ende April, Anfang Mai wieder hochläuft. Alles andere wäre wirtschaftlich nicht länger vertretbar. Es würde dann einige Wochen dauern, bis man wieder in einem normalen Rhythmus unterwegs ist. Normal bedeutet aber nicht, dass man dann die Produktionskapazität vollständig ausschöpfen wird. Das hängt natürlich, und das ist der zentrale Aspekt, auch von der Nachfrage ab. Es geht auch darum, dass die gesamte Wertschöpfungskette wieder in Gang kommt, und hier spielt der Handel, der seine übervollen Lager leeren muss, eine entscheidende Rolle.“
Zulieferer und Handel stark betroffen
Bratzel weist insbesondere auf die kritische Situation bei Zulieferbetrieben und dem Handel hin. Insbesondere kleinere und mittelständische Betriebe werden hart von der Krise getroffen und dies wirke sich auf die gesamte Autoindustrie aus. Hier weist der Branchenexperte auf die Notwendigkeit schneller finanzieller Hilfe von der Bundesregierung hin. Perspektivisch werden viele Händler verschwinden; es wird immer weniger unabhängige Unternehmen geben, so die Prognose Bratzels.