Erstes Elektroauto aus Malaysia wird Schnäppchen
Das kompakte Crossover-Modell entstand im Rahmen eines großangelegten Projekts, das 2023 begann und umgerechnet rund 167 Millionen Euro verschlang.
Autos aus Malaysia kennen wir höchstens noch aus der Proton-Ära. Jetzt bringt Perodua den ersten Stromer – zum günstigen Tarif.
Mit dem QV-E stellt Perodua das erste in Malaysia entwickelte Elektroauto vor. Das kompakte Crossover-Modell entstand im Rahmen eines großangelegten Projekts, das 2023 begann und umgerechnet rund 167 Millionen Euro verschlang. Die Entwicklung verlief über mehrere Konzeptphasen – vom EMO-Modell über Versuchsträger in Hatchback-Form bis hin zu einem seriennahen Prototypen, der im Frühjahr 2025 erstmals öffentlich präsentiert wurde. Produziert wird das Fahrzeug nun in der neuen, sogenannten Smart Mobility Plant in Malaysia.
Abmessungen und Innenraum
Der QV-E misst 4.170 Millimeter in der Länge und steht auf einem 2.680 Millimeter langen Radstand. Das Design orientiert sich an bereits bekannten sportlicheren Crossovern: eine spitze Frontpartie mit geteilten LED-Scheinwerfern, ausgeprägten Kotflügeln und einer ansteigenden Fensterlinie. Am Heck mündet das abfallende Dach in ein durchgehendes Leuchtenband. Die Türgriffe vorn sind bündig in die Karosserie integriert, die hinteren verstecken sich in den C-Säulen. Angeboten wird das Modell zunächst in den Farben Ice Blue und Caviar Grey.
Im Innenraum setzt Perodua auf eine funktionale Gestaltung. Zwei jeweils 10,25 Zoll große Displays übernehmen Instrumentenanzeige und Infotainment. Elemente wie eine schwebend ausgeführte Mittelkonsole, Ambientebeleuchtung und Zierelemente in Aluminiumoptik sollen das Ambiente aufwerten. Bei der Sicherheitsausstattung geht der Hersteller in die Vollen – zumindest was malaysische Standards betrifft. Neben sechs Airbags verfügt der QV-E nämlich über eine umfassende ADAS-Ausstattung (Advanced Driver Assistance Systems) sowie ein Kinderschutzsystem, das Bewegungen und Vitalzeichen auf der Rückbank erkennt und den Fahrer warnt.
200 PS aus 52,5-kWh-LFP-Akku
Technisch basiert das Fahrzeug auf einer modularen Plattform, die gemeinsam mit Magna Steyr entwickelt wurde. Ein Elektromotor mit 201 PS und 285 Nm treibt die Vorderräder an und ermöglicht eine Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 7,5 Sekunden. Die Stromversorgung übernimmt eine 52,5-kWh-LFP-Batterie von CATL, die im Verbrauchs-Zyklus eine Reichweite von bis zu 445 Kilometern ermöglicht. Auffällig ist dabei das Geschäftsmodell: Der Akku gehört nicht zum Kaufpreis von 80.000 Ringgit (umgerechnet: 16.700 Euro). Stattdessen schließt der Käufer einen neun Jahre laufenden Batterie-Leasingvertrag ab, der monatlich 275 Ringgit kostet – also 57 Euro. Perodua sieht darin einen Weg, die Einstiegskosten zu senken und gleichzeitig eine lebenslange Batteriegarantie zu ermöglichen.
Der QV-E entsteht lokal in Malaysia, zunächst mit einer Produktionskapazität von 500 Einheiten pro Monat. Bis zum dritten Quartal 2026 sollen monatlich 3.000 Fahrzeuge vom Band laufen. Parallel arbeitet Perodua daran, den lokalen Anteil der Bauteile weiter auszubauen: Bis 2026 sollen 50 Prozent erreicht sein, bis 2030 rund 70 Prozent. Derzeit liefern 52 malaysische Unternehmen Komponenten für das Modell, und die Zahl der Zulieferer soll in den kommenden Jahren deutlich steigen.
Markteinführung und Europa?
Die Markteinführung des QV-E ist Teil einer nationalen Strategie zur Förderung der Elektromobilität. Die Regierung hat Perodua beauftragt, eine führende Rolle beim Aufbau eines heimischen EV-Ökosystems einzunehmen. Ziel ist es, bis zum Ende des Jahrzehnts den Anteil elektrisch betriebener Fahrzeuge an den Neuzulassungen erheblich zu steigern. Der QV-E richtet sich vor allem an Mittelstandskunden sowie an Käufer, die ein Zweitfahrzeug oder ein modernes Alltagsauto suchen.
Mit seinem lokal entwickelten Konzept und der Fokussierung auf Sicherheit, Funktionalität und Preiszugänglichkeit soll er einen wichtigen Beitrag dazu leisten, die Elektromobilität in Malaysia breiter zu etablieren. Ob der QV-E auch in andere Märkte exportiert wird, bleibt abzuwarten. Zunächst dürfte der Fokus auf Malaysia selbst liegen.
Autoindustrie in Malaysia: Proton und Perodua
Die malaysische Automobilindustrie wird seit Jahrzehnten maßgeblich von den beiden nationalen Herstellern Proton und Perodua dominiert. Proton, 1983 als erstes nationales Auto-Projekt ins Leben gerufen, war ursprünglich der primäre Hersteller mit einer starken staatlichen Unterstützung und entwickelte sich durch technologische Partnerschaften, zunächst mit Mitsubishi. Obwohl Proton im Laufe der Zeit Marktanteile an seinen Konkurrenten Perodua verlor, bleibt die Marke durch eine strategische Partnerschaft mit dem chinesischen Automobilkonzern Geely, der seit 2017 einen Mehrheitsanteil hält, weiterhin relevant. Diese Partnerschaft hat zur Einführung neuer Modelle geführt, die auf Geely-Plattformen basieren, und zielt darauf ab, die Qualität, Technologie und Exportfähigkeit der Marke deutlich zu verbessern.
Perodua (Perusahaan Otomobil Kedua), gegründet 1993, konzentriert sich auf das Segment der kompakten und erschwinglichen Fahrzeuge und hat sich in den letzten Jahren zum Marktführer in Malaysia entwickelt. Durch eine enge technische und operative Zusammenarbeit mit dem japanischen Hersteller Daihatsu (einer Tochtergesellschaft von Toyota) profitiert Perodua von bewährter japanischer Technologie. Die Modelle von Perodua sind aufgrund ihrer Zuverlässigkeit, des günstigen Preises und der niedrigen Unterhaltskosten beliebt. Während Proton hauptsächlich Limousinen und SUVs anbietet, deckt Perodua den Bedarf an praktischen Hatchbacks und Minivans ab, was die unterschiedlichen strategischen Ausrichtungen der beiden nationalen Giganten widerspiegelt.
